Krimi mit politischem Bezug

"Tatort": Die letzte Episode vor der Bundestagswahl mit politischen Hintergründen

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von teleschau - Jürgen Winzer
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Im letzten "Tatort" vor der Bundestagswahl wurde es politisch.

Bild: rbb/Gordon Muehle


Der "Tatort" am vergangenen Sonntag lag mitten in Berlin. In "Vier Leben" wurde ein Mann am helllichten Tag in der Nähe des U-Bahnhofes Friedrichstraße erschossen. Es blieb nicht bei einem Opfer. Der Fall führte in ein dunkles Kapitel der deutschen Politik - und das mit realem Hintergrund.

Direkt nach dem ikonischen Vorspann mit fliehenden Beinen, Augen in Nahaufnahme und der Musik von Klaus Doldinger (und dem Schlagzeug-Sound von Udo Lindenberg) gibt es bei der "Tatort"-Folge "Vier Leben" einen Hinweis: "Angelehnt an wahre Begebenheiten", ist zu lesen. Danach beginnt eine dramatische Handlung, die durch den hektischen Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan 2021 und die politische Diskussion im Nachgang initiiert wird.

Gegenüber "Bild" erklärte Drehbuchautor Thomas André Szabó: "Für diesen 'Tatort' war schnell klar, dass das politische Berlin, die große Bühne nationaler und internationaler Verstrickungen, der Ort des Geschehens sein würde." Zunächst war für Szabós "Tatort"-Premiere eine ganz andere Story angedacht, aber: "Mitten in diese Überlegungen hinein geschah der Abzug der NATO aus Afghanistan. Es eröffnete die Möglichkeit, die Betroffenen in den Mittelpunkt des Films zu rücken. Die Idee, die realen Ereignisse mit fiktiven Elementen zu verknüpfen, war geboren."


Verkürze dir die Wartezeit bis zum nächsten "Tatort"


So viel Wahrheit steckte im neuen "Tatort: Vier Leben"

Im Frühjahr 2021 wurde beschlossen, den NATO-Einsatz in Afghanistan zu beenden. Wie andere Mitgliedstaaten auch flog die Bundeswehr ihre Soldaten aus. Am 30. Juni erreichten die letzten deutschen Afghanistan-Soldaten mit einem Transportflugzeug der Luftwaffe den niedersächsischen Fliegerhorst in Wunstorf.

Die dramatischen Szenen, die sich auf dem Flughafen Hamid-Karsai-Flughafen in Kabul abspielten und von denen einige auch im "Tatort" eingesetzt wurden, ereigneten sich Mitte August. Da versuchten hunderte Einheimische, viele von ihnen als Ortskräfte für die NATO-Staaten tätig, vor den heranrückenden Taliban zu fliehen. In ihrer Verzweiflung stürmten sie den Flughafen, versuchten, in Flugzeuge zu gelangen. In dem Chaos gab es mehrere Todesopfer.

Dass sich die NATO relativ überstürzt aus Afghanistan absetzte, war hochumstritten. Auch in Deutschland wurde ein Untersuchungsausschuss eingesetzt.

Im Quotenrennen siegt Berliner Realität vor Berliner Fiktion

Der "Tatort"-Autor ging mit dem Verweben von Realität und Fiktion behutsam um.

Die Verantwortung ist groß, den realen Ereignissen und den betroffenen Menschen gerecht zu werden und sich gleichzeitig so weit von der Realität zu entfernen, dass die Erzählung nicht die Rechte realer Personen verletzt oder sie in ein schlechtes Licht rückt.

André Szabó

Um sich mit Fiktion von der Realität abzusetzen, erfand Szabó die Rache-Mission. Diese gab es in der Realität nicht.

"Vier Leben" mit Corinna Harfouch und Mark Waschke in den Hauptrollen als Ermittler Susanne Bornard und Robert Karow bot packende Krimi-Unterhaltung. Aber die Quote der Berliner Realität übertrumpfte die Berliner Fiktion. Während 7,395 Millionen Menschen den "Tatort" verfolgten, interessierten sich noch 150.000 mehr für das politische Quadrell ums Kanzleramt und verfolgten die Diskussionsrunde der Kanzlerkandidat:innen Robert Habeck, Friedrich Merz, Olaf Scholz und Alice Weidel.

Am 23. Februar wird jedoch ausnahmsweise der "Tatort" entfallen. Stattdessen läuft die "Berliner Runde" in der ARD-Primetime.


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