Internationale Aufmerksamkeit

Satiriker erklärt AfD: Jan Böhmermann sorgt vor Bundestagswahl für Aufsehen mit Beitrag in der "New York Times"

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von teleschau

"In Germany the Kackeisamdampfen": ZDF-Satiriker Jan Böhmermann sorgt mit einem Gastbeitrag für die "New York Times" für Wirbel.

Bild: 2024 Getty Images/Joshua Sammer


Multimilliardär Elon Musk machte in einem Gastbeitrag in der "Welt am Sonntag" kurz vor Jahreswechsel Werbung für die AfD. Satiriker Jan Böhmermann reagierte nun darauf. In einem Video für die "New York Times" erklärte er den Amerikanern, in drastischen Worten, wie Deutschland tickt und wo Musk falsch liegt.

Gewählt wird am Sonntag in Deutschland, aber der Wahlkampf war selten so international. Erst sprach sich der reichste Mann der Welt, Elon Musk, in einem Gastbeitrag in einer Tageszeitung sowie in einem Video-Chat mit Alice Weidel für die AfD aus.

Dann mischte sich US-Vize-Präsident James David Vance in den deutschen Wahlkampf ein, indem er Zweifel an der Meinungsfreiheit in Deutschland äußerte und bei der Münchener Sicherheitskonferenz unter anderem erklärte, es gebe keinen Platz für "Brandmauern".

Nun sorgt Satiriker Jan Böhmermann, der sonst nur in Deutschland mit seinem "ZDF Magazin Royale"  auf Sendung ist, mit einer Replik auf die Geschehnisse für Aufsehen. Der Satiriker drehte als Gastbeitrag ein Video für die "New York Times", das gestern auf der Homepage nytimes.com veröffentlicht wurde.

Darin erklärt Böhmermann den amerikanischen Userinnen und Usern einiges über die politische Stimmung in Deutschland und die Aussicht darauf, dass die AfD gut 20 Prozent der Stimmen bei der Wahl bekommen könnte.

Böhmermann: "Wir Deutsche sind Vergangeheitsbewältigungsweltmeister"

Böhmermanns Video ist weitgehend auf Englisch, wenn er deutsche Wörter nutzt, sind übersetzende Untertitel eingeblendet. Manchmal liefert er die Erklärung selbst. Der Entertainer begrüßt die Zusehenden mit den Worten "Guten Tag from Germany, dem Land, das laut Elon Musk gerettet werden muss. Aber keine Sorge, wir wissen, was wir tun."

Böhmermann zeigt Clips, Statistiken und bringt dem englischsprachigen Publikum einige deutsche Wortungetüme bei, denn: "Wir sind Deutsche und wir sind gut darin, lange, komplizierte Wörter zu erfinden."

Eines sei "Vergangenheitsbewältigungsweltmeister", denn in Deutschland werde jede:r Deutsche seit 80 Jahren täglich rund um die Uhr an die Vergangenheit erinnert und man sage sich ebenso lang mit Blick auf den Holocaust: "Never again", "Nie wieder". Allerdings verkomme das zu einer Floskel, mahnt Böhmermann.


Jan Böhmermann spielt satirisch auf Donald Trump an

Der Moderator bringt den Amerikaner:innen die AfD näher, zeigt Björn Höcke, den Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, bei einer Rede, in der er laut Böhmermann "etwas hitleresk" klinge. Er zeigt AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel beim Treffen mit Elon Musk. Ob man sich Sorgen machen müsse um ein faschistisches Comeback Deutschlands, fragt Böhmermann rhetorisch und antwortet selbst (und auf Deutsch): "Jawohl! Aber hallo, und zwar so richtig."

Böhmermann sagt einerseits, dass die Nazis in Deutschland "nie wirklich weg" gewesen seien. Und der Widerstand auch nicht. Aber, andererseits: "Deutsche haben 'Nie wieder' so oft geschworen, dass es eine leere Phrase geworden ist."

Dies nutze seiner Meinung nach die AfD aus. Sie könnten Nazi-Dinge sagen und machen, "solange sie aggressiv zurückweisen, dass irgendjemand jemals ein Nazi war". Hier zieht Böhmermann mit einem eingespielten Clip eine Verbindungslinie zu Elon Musk, der seinen Fans einen vermeintlichen "Nicht-Hitler-Gruß" zuwirft.

In Germany the Kackeisamdampfen.

Jan Böhmermann

Böhmermann endet mit den Worten: "Die AfD ist nicht die neue Nazipartei. Sie will nur, dass Deutschland wieder großartig wird." Eine Anspielung auf den Slogan "Make America great again" von US-Präsident Donald Trump.

Die AfD "just want Germany to be great again", so Böhmermann. Und das genau sei der Grund, warum er zu diesem Schluss kommt: "In Germany the Kackeisamdampfen."