Sie spielt die neue Kriminalkommissarin

Anna Werner Friedmann: Wie die Corona-Pandemie ihren Weg zur Schauspielerei ebnete

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von teleschau

Auch wenn Anna Werner Friedmann für "Die Toten vom Bodensee" jährlich dreienhalb Monate vor der Kamera steht, gilt ihre Leidenschaft noch immer auch dem Theater.

Bild: ZDF / manuelpaul


Fans kennen sie aus "Lena Lorenz" und "Servus Baby". Jetzt spielt Anna Werner Friedmann die neue Kommissarin in der ZDF-Reihe "Die Toten vom Bodensee". Im Interview spricht sie über ihre Rolle, über Hobbys und einen großen Traum.

Für "Die Toten vom Bodensee": bitte ruhig mehr Wahnsinn!

teleschau: Die Figur, die Sie spielen, wirkt nicht gerade stromlinienförmig. Wie viel von Ihnen steckt in Mara Eisler und umgekehrt?

Anna Werner Friedmann: (lacht) Das ist eine interessante Frage, weil ich dadurch, dass wir schon vier Teile gedreht haben, einen Wissensvorsprung habe. Die Vorgeschichte war ursprünglich so angelegt, dass Mara seit einem Kopfschuss keine Emotionen empfinden kann, aber das fand ich weniger spannend. Ich wollte den Laden eher ein bisschen aufmischen, mit mehr Impulsen und Wahnsinn. Also habe ich mir vorgestellt, dass die Figur sich nach diesem Flat-Effekt befindet und wie ein Kind anfängt, Emotionen neu zu entdecken. In der ersten Folge versucht sie noch, das so weit wie möglich zurückzuhalten, aber dieses Unangebrachte bricht doch immer mal wieder aus ihr heraus. In den nächsten Folgen wird das noch mehr: Je wohler sie sich fühlt, umso weniger versucht sie, unauffällig zu bleiben. Dadurch ist die Figur so breit gefächert, dass sehr wohl einige Teile von mir drin sind, aber auch sehr viele, die mir sehr fremd sind. Wir haben die Figur so aufgebaut, dass man sie entdeckt, während sie passiert. Dadurch überrascht sie mich immer wieder.

Wie kam es, dass die Rolle mit Ihnen besetzt wurde?

Anna Werner Friedmann: Wie es meistens läuft: Ich bekam über meine Agentur eine Castinganfrage, musste dann eine Szene zu Hause mit dem Handy aufnehmen und hinschicken. Dann wurde ich nach Wien eingeladen, um mit Matthias Koeberlin eine Szene zusammen zu spielen. Es hat gleich geklickt, und ich habe mich sofort in ihn verliebt. Er ist ein toller, wacher, aufmerksamer Kollege, schon beim Casting. Nach ein paar Monaten kam dann die Zusage.

Wäre der Beruf der Kommissarin etwas, das Sie reizen würde?

Anna Werner Friedmann: Oh nein, dafür bin ich viel zu zart besaitet! (lacht) Außerdem bin ich zu empathisch und würde aus dem Weinen gar nicht mehr herauskommen.

Die Reihe spielt am Bodensee. Haben Sie eine besondere Verbindung zur Region?

Anna Werner Friedmann: Ich war als Kind mit meinen Eltern dort, aber daran kann ich mich nicht so gut erinnern. Jetzt habe ich für "Die Toten vom Bodensee" das zweite Mal dreieinhalb Monate dort verbracht und kann mir keinen schöneren Ort vorstellen, um in den Frühling reinzufeiern. Auch die Leute sind wahnsinnig lieb. Damit ist die Region ein wichtiger Teil meines Lebens geworden, auch wenn ich nach wie vor zwischen Wien und Berlin pendele.

Nach Covid der Wechsel zum Film

Sie haben mit 24 Jahren Ihren Abschluss an der Schauspielschule gemacht. Wie verbrachten Sie die Jahre zwischen Schule und Ausbildung?

Anna Werner Friedmann: Es gab nicht viel dazwischen. Man kann in Österreich eine Oberschule machen, die die Matura, also das Abitur, einschließt und gleichzeitig eine Berufsausbildung. Das dauert dann ein Jahr länger. Diesen Weg habe ich eingeschlagen und mich für Hotellerie und Gastronomie entschieden. Darum könnte ich jetzt ein Lokal eröffnen, wenn ich das wollte. Für mich war es wichtig, ein Standbein zu haben, außerdem wollte ich gern mein eigenes Geld verdienen. Ich mochte diese Unabhängigkeit, dass man in der Gastro überall auf der Welt arbeiten kann. Das habe ich in England getan und danach, so mit 16, 17 Jahren, in Frankreich, wo ich mich so in das Land verliebte, dass ich ein Jahr mit der Schule pausierte. Dann kam ich zurück und beendete mit 20 die Schule. Nach dem Vorsprechen an Schauspielschulen wurde ich mit gerade 22 in Berlin genommen.

Wie wäre es für Sie, einen Film auf Französisch zu drehen?

Anna Werner Friedmann: Puh ... sexy! (lacht) Es ist langsam ein bisschen eingerostet, aber wenn man eine Fremdsprache früh lernt, hat man ein Ohr dafür. Englisch würde mir leichter fallen, da besitze ich muttersprachliche Kompetenzen. Aber ich habe vor, einige Zeit nach Frankreich zu gehen und mein Französisch aufzubessern.

Wann war Ihnen klar, dass Sie Schauspielerin werden möchten?

Anna Werner Friedmann: Das war mir schon in meiner Kindheit klar. Ich habe früh angefangen, Shows für meine Eltern und Freunde zu machen, etwas zu inszenieren, zu spielen und mit meinen Freundinnen irgendwas auf die Beine zu stellen. Es wurde schnell deutlich, dass es mich ans Theater zieht und ich es genieße, zu unterhalten, und dass dieses Schauspieler-Gen in mir steckt. Eigentlich will ich auch lieber ans Theater, denn meine Leidenschaft bleibt die Bühne. Aber als Covid kam, machte ich den Wechsel zum Film. Das läuft glücklicherweise sehr gut und bringt viele Freiheiten. Wenn man dreht, kann man leben, wo man möchte, hat viel freie Zeit, um sein Leben zu leben. Das ist natürlich sehr verführerisch für eine Anfang 30-jährige, ledige Frau (lacht).

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Mit dem Camper in die Highlands

Sie haben beim Dreh oft längere Phasen mit Freizeit. Wie erholen Sie sich von der Arbeit und allem, was Sie bewegt?

Anna Werner Friedmann: Das Lustige ist, wenn ich arbeite, gehe ich eine Reihe von Hobbys durch. Man ist zu erschöpft, um sozial zu bleiben, weil man so sozial arbeitet: Man spricht immer mit jemandem, irgendwer fummelt immer an einem herum. Sehr viel Kontakt also, und wenn ich dann fertig bin mit arbeiten, bin ich ganz froh, auch mal alleine zu sein. Beim letzten Dreh schaute ich dann Serien auf Netflix. Das wurde mir nach zwei Wochen zu fad. Also las ich obsessiv, drei Bücher in einer Woche, danach spielte ich ein paar Wochen lang mal wieder Gitarre. Dann kam das Malen, gleich mit Ölfarbe und mit großer Freude, aber, um ehrlich zu sein, auch Verzweiflung (lacht). Und schließlich bekam ich drei Wochen vor Ende des Drehs meine kleine Dackeldame Edna, die mir praktisch in den Schoß fiel und mich von da an ans Set begleitete. Solche Dinge machen das Leben bunt. Außerdem haben mich viele Freunde besucht, denn Bregenz ist ein wunderschöner Ort. Man kann auf den Berg rauf fahren und essen gehen und schwimmen. Man muss nur darauf achten, dass man genügend Schlaf kriegt.

Danach gibt es immer längere Phasen ohne berufliche Verpflichtungen ...

Anna Werner Friedmann: In der Zeit zwischen den Drehs ist es eine schöne Vorstellung, mal selber etwas auf die Beine zu stellen, wobei man niemandem unterliegt, mit KollegInnen, die man kennt. Außerdem reise ich wahnsinnig gerne oder bin bei meinen Eltern auf dem Land in Niederösterreich. Da kann man sehr gut seine Batterien wieder auffüllen. Ich fahre tatsächlich jeden Sommer mit meinem Camper-Van aufs Fringe-Festival nach Edinburgh, über Calais und Dover bis nach Schottland und bleibe dann den ganzen August dort. Dort pendele ich zwischen dem Festival und den Highlands. Das ist momentan mein Lieblingsreiseziel. Ich mag die Freiheit und liebe es, im Camper zu fahren.

Gibt es eine Art Wunschtraum, den Sie in Ihrem Leben gern verwirklichen würden?

Anna Werner Friedmann: (Überlegt) Ich würde tatsächlich sehr gern auch selber mal etwas am Theater produzieren, mit tollen Leuten in einer Arbeitsatmosphäre, die schön und fruchtbar ist. Das würde ich sehr gern mal erleben.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.


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