Südafrika

Townships: So hart ist das Leben im Armen-Viertel

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Südafrika auf der Landkarte, ausgefüllt mit der jeweiligen Flagge - im Hintergrund ein beispielhafter Ort namens Soweto.

Der Ort Soweto, nahe Johannesburg, ist ein Vorzeigebeispiel für das Leben in Südafrika.

Bild: Gilles Rivest/stock.adobe | ileodesigns/stock.adobe


In den 90er-Jahren endete in Südafrika offiziell die Rassen-Trennung (Apartheid). Die jahrzehntelange Diskriminierung hat aber tiefe Spuren hinterlassen. Für viele hat sich das Leben im Township bis heute nicht spürbar verbessert. Hier bekommst du einen Einblick.

Das Wichtigste in Kürze

  • "Apartheid" meint im wörtlichen Sinne so viel wie "Trennung". In Südafrikas Geschichte steht er für die systematische Ausgrenzung der nicht-weißen Mehrheitsbevölkerung.

  • Ein Bestandteil der strukturellen Diskriminierung war die Errichtung von Townships: abgesonderten Wohnvierteln mit niedrigem Lebensstandard.

  • Das Ende der Apartheid bedeutete eigentlich auch das Ende der Townships. Durch die jahrzehntelange Unterdrückung stellen sich Veränderungen aber nur allmählich ein.

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So entstanden die Townships

Als Townships sind heruntergekommene Wohnsiedlungen aus Wellblech-Hütten in Südafrika bekannt. Die Townships in Südafrika entstanden während der Apartheid, die offiziell von 1948 bis 1994 dauerte. Die Regierung führte Gesetze ein, um die verschiedenen ethnischen Gruppen räumlich voneinander zu trennen und zwang nicht-weiße Bevölkerungsgruppen in spezielle Gebiete, die als Townships bezeichnet wurden. Diese Gebiete lagen oft am Rande von Städten und wurden von der Regierung geplant und gebaut, jedoch meist ohne ausreichende Infrastruktur und Dienstleistungen.

Gesetze wie der Group Areas Act von 1950 und der Natives Urban Areas Act von 1923 legten fest, dass bestimmte städtische Gebiete ausschließlich für Weiße reserviert waren. Millionen von Menschen wurden daraufhin aus ihren ursprünglichen Wohngebieten zwangsumgesiedelt und in neu errichtete Townships verlegt, was zu großen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen führte. Die Häuser in den Townships waren einfach und überfüllt. In der Konsequenz waren die Umstände in Townships nicht annähernd mit dem Leben der Weißen im Stadtzentrum vergleichbar: zu viele Menschen auf zu wenig Raum, mangelnde Hygiene und Infrastruktur, Armut, Hunger sowie Gewalt und Kriminalität.

Mit dem Ende der Apartheid wurden die Rassen-Trennung und damit auch Townships offiziell abgeschafft. Die damaligen Verhältnisse wirken jedoch bis heute nach.

Bewohner der Townships: Wer lebt dort?

In den Townships Südafrikas leben hauptsächlich schwarze Südafrikaner:innen und Coloureds. Oft wurden sie während der Apartheidzeit aufgrund ihrer Hautfarbe gezwungen, in diese segregierten Siedlungen zu ziehen. Die meisten Bewohner:innen der Townships sind arm und haben nur begrenzten Zugang zu Bildung, Arbeit und grundlegender Infrastruktur.

Townships vs. Slums: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Townships und Slums sind beides Siedlungsformen, die oft mit Armut, fehlender Infrastruktur und prekären Lebensbedingungen in Verbindung gebracht werden.

Die Unterschiede liegen jedoch in ihrer Entstehungsgeschichte und geografischen Verbreitung. Townships entstanden speziell in Südafrika während der Apartheid, um nicht-weiße Bevölkerungsgruppen räumlich von den Weißen zu trennen. Sie wurden von der Regierung geplant und gebaut - oft mit unzureichender Infrastruktur. Slums hingegen sind weltweit verbreitet und entstehen häufig ungeplant durch schnelle Urbanisierung und wirtschaftliche Herausforderungen in Entwicklungsländern. Sie haben tendenziell weniger formelle Strukturen und oft ein unzureichendes Angebot von grundlegenden Dienstleistungen.

Eindrücke aus Südafrikas Townships

  • Bild zum Thema Eindrücke aus Südafrikas Townships

    Das Soweto (South Western Townships) ist eine (frühere) Township von Johannesburg. Auf dem Foto siehst du, wie sich Menschen im Juli 2022 nach einer nächtlichen Schießerei in einer Bar versammelt haben.

    Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Shiraaz Mohamed

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    Eine Mutter wäscht mit ihrem Kind Wäsche.

    Bild: picture alliance / Zoonar | Sunshine Seeds

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    Auf einem Straßenfest im Soweto werden verschiedene Brotgerichte zubereitet.

    Bild: picture alliance / Zoonar | Sunshine Seeds

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    In der dicht besiedelten Township Khayelitsha in Kapstadt leben Schätzungen zufolge über eine Million Menschen.

    Bild: picture alliance / abaca | RealTime Images/ABACA

  • Bild zum Thema Eindrücke aus Südafrikas Townships

    Im Jahr 2011 verwüstete ein Tornado das Zuhause vieler Menschen.

    Bild: picture alliance / Zoonar | Sunshine Seeds


Apartheid: Die Geschichte der Unterdrückung

🇿🇦 Unter dem Ausdruck "Apartheid" wird die Vorherrschaft der Weißen in der Geschichte Südafrikas insbesondere ab dem Jahr 1948 zusammengefasst.

🇿🇦 Zwar hat die Unterdrückung der nicht-weißen Bevölkerung bereits viele Jahre früher ihre Wurzeln. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Diskriminierung aber sogar gesetzlich festgehalten und unter anderem durch massive Polizeigewalt durchgesetzt.

🇿🇦 In dieser Zeit der strikten Rassen-Trennung wurden Nicht-Weiße systematisch herabgesetzt, indem sie etwa an den Stadtrand in Townships abgeschoben wurden.

🇿🇦 Ausgemachtes Ziel der Apartheid war es, die Rechte und Privilegien der weißen Menschen, die in der südafrikanischen Bevölkerung in der Minderheit waren, zu schützen. Zugleich sollten nicht-weiße Menschen als billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

🇿🇦 Nach vielen Jahren des Widerstands durch die Unterdrückten stimmten die Wahlberechtigten in Südafrika - die weiße Bevölkerung - im Jahr 1992 für ein Ende der Apartheid.

🇿🇦 Im Jahr 1994 wurde mit Nelson Mandela der erste schwarze Präsident in Südafrika gewählt. An dieser Wahl durften zum ersten Mal alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe teilnehmen.

Freiheitskämpfer und Nobelpreisträger: Nelson Mandela

Mit seinem lebenslangen Einsatz gegen die Apartheid war Nelson Mandela der wichtigste Wegbereiter für das Ende der Rassen-Trennung in Südafrika. Nach 27 Jahren in politischer Gefangenschaft erhielt Mandela 1993 den Friedensnobelpreis und wurde 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Im Jahr 2013 verstarb er im Alter von 95 Jahren.

Bild: picture alliance / AP Images | Marty Lederhandler


Kriminalität in Townships

In den Townships Südafrikas herrscht oft eine hohe Kriminalitätsrate. Das ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, die eng mit der Vergangenheit der Apartheid und den heutigen sozioökonomischen Bedingungen in den Townships zusammenhängen. Dazu gehören unter anderem:

  • Drogenhandel: Der Drogenhandel spielt in vielen Townships eine große Rolle und trägt zur Gewalt und Kriminalität bei.

  • Bandenbildung: In vielen Townships gibt es rivalisierende Banden, die um Macht und Einfluss kämpfen.

  • Arbeitslosigkeit: Die hohe Arbeitslosigkeit in den Townships erschwert es den Menschen, ihren Lebensunterhalt legal zu verdienen.

  • Soziale Ungleichheit: Die große soziale Ungleichheit zwischen den Townships und den wohlhabenden Vororten schürt Frustration und Wut und führt oft zu Gewalt-Eskalationen.

Bekämpfung der Kriminalität in den Townships

Die südafrikanische Regierung hat mittlerweile verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung der Kriminalität in den Townships ergriffen. Die Maßnahmen umfassen unter anderem:

  • Soziale Programme: Es wurden soziale Programme geschaffen, um Armut und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und junge Menschen von der Kriminalität abzuhalten.

  • Polizeipräsenz: Die Polizeipräsenz in den Townships wurde erhöht.

So sieht der Alltag in Townships heute aus

🤔 Allgemeine Angaben zu Lebensbedingungen sind schwierig. Zwischen Townships - und mitunter innerhalb einer Township - gibt es teils große Unterschiede. Nicht zuletzt die unübersichtliche Anzahl an Einwohner:innen ist noch immer eine große Herausforderung.

💰 Vielerorts bestimmen trotz des Endes der Apartheid Armut und Arbeitslosigkeit den Alltag. Mehr als die Hälfte der Einwohner:innen - vor allem Nicht-Weiße - leben unter der nationalen Armutsgrenze. Bei den 15- bis 24-Jährigen finden zwei Drittel keine Arbeit.

🛍 Supermärkte sind die Ausnahme. Dort bezahlen Menschen nicht nur Lebensmittel, sondern auch Stromrechnungen und ihre Miete. Banken gibt es nicht. Zur Grundversorgung verkaufen Händler:innen das Nötigste wie Reis, Kaffee und Zucker.

🚏 Die Infrastruktur ist ebenfalls weiter ausbaufähig: Bis zur nächsten Bushaltestelle sind meist längere Fußmärsche notwendig. Vielerorts herrscht ein Müll-Problem, weil es bei der Entsorgung hakt.

👨‍⚕️ Auch die medizinische Situation bereitet Sorge, insbesondere aufgrund einer hohen HIV-Rate. Ungefähr jede:r Fünfte der 15- bis 49-Jährigen ist HIV-positiv.

Weitere Infos zu Townships

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): Soziale Situation in Südafrika

Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Abschaffung der Apartheid

Universität Potsdam: Studienprojekt Township Tourismus

Die häufigsten Fragen zu Townships

Townships und Slums sind städtische Gebiete mit schlechten Lebensbedingungen. Townships entstanden in Südafrika während der Apartheid und enthalten heute sowohl formelle als auch informelle Siedlungen. Slums sind weltweit verbreitet, vor allem in Entwicklungsländern und entstehen meist informell ohne ausreichende Dienstleistungen. Townships sind spezifisch für Südafrika, während Slums global vorkommen.

Historisch gesehen waren Townships während der Apartheid in Südafrika oft von sozialen Spannungen und Gewalt geprägt. Heute gibt es jedoch große Unterschiede zwischen ihnen: Einige haben sich verbessert und bieten sicherere Lebensbedingungen, während andere mit Herausforderungen wie hoher Kriminalität, Bandengewalt und sozialen Problemen kämpfen. Die Sicherheitslage hängt auch von Faktoren wie der Verfügbarkeit sozialer Dienste, wirtschaftlicher Möglichkeiten und der lokalen Regierung ab.

In den Townships leben hauptsächlich Menschen, die während der Apartheid zwangsumgesiedelt wurden, vor allem nicht-weiße Bevölkerungsgruppen. Heute umfasst die Bevölkerung oft ehemalige Umsiedlende und Menschen, die aus ländlichen Gebieten in die Städte gezogen sind. Sie sind oft von wirtschaftlicher Notlage betroffen und haben begrenzten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheitsversorgung.