Klare Ansage der Grünen an Schwarz-Rot

Ricarda Lang zu Gast bei "Hart aber fair": "Reißt euch zusammen!"

Veröffentlicht:

von Claudia Frickel
8_HAF_PW1425

"Ich muss selbstkritisch sagen, dass die Ampel etwas kaputt gemacht hat, was die politische Kultur angeht", sagt Ricarda Lang bei "Hart aber fair".

Bild: WDR/Dirk Borm


Die schwarz-rote Regierung dürfe nicht scheitern - darin waren sich Ralf Stegner von der SPD und Ricarda Lang von den Grünen bei "Hart aber fair" einig. Und das obwohl die Grünen dabei gar nicht die Zügel in der Hand halten.

Letzte Chance? Ricarda Lang warnt vor einer gescheiterten Regierung

Die Grünen sind in der künftigen Bundesregierung nicht mehr vertreten. Darüber ist die frühere Parteivorsitzende Ricarda Lang zwar enttäuscht, aber sie räumte bei "Hart aber fair" auch ein: "Ich denke, dass es gut ist, wenn zwei Parteien eine stabile Mehrheit bilden."

Der Grund: Zwischen SPD, Grünen und FDP hatte es immer wieder Zoff gegeben: "Ich muss selbstkritisch sagen, dass die Ampel etwas kaputt gemacht hat, was die politische Kultur angeht." Aber was bei den Verhandlungen "jeden Tag" nach draußen dringt, hält sie für bedenklich - zum Beispiel geleakte Inhalte oder Ultimaten.

Die Politikerin hatte in der Diskussionsrunde mit Louis Klamroth einen Ratschlag an die wahrscheinlich künftigen Koalitionspartner. "Reißt euch zusammen." Unter Applaus ergänzte sie: "Noch eine gescheiterte Regierung können wir uns nicht leisten." Der "Ernst der Lage" sei bei vielen noch nicht angekommen.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner stimmte ihr zu: "Das ist ein Verantwortungsbündnis, weil es dazu keine Alternative gibt."
Die beiden Parteien hätten die Verantwortung, die Probleme zu lösen, sonst "kriegen wir das nächste Mal noch eine ganz andere parlamentarische Mehrheit".
Damit spielte er auf die AfD an. Viele würden sagen, das sei "die letzte Chance" für die parlamentarische Demokratie. Die Regierung "darf nicht scheitern".


Streitthema Migration: Wurden Strukturen vernachlässigt?

Weitere heftige umstrittene Themen bei "Hart aber fair" waren Migration und Asylpolitik. Der wahrscheinlich künftige Kanzler Friedrich Merz hatte im Wahlkampf angekündigt, dass Menschen an den Grenzen zurückgewiesen werden sollen, auch wenn sie Anspruch auf Asyl haben. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will ausreisepflichtigen Asylbewerber:innen nur noch "Bett, Brot und Seife" zur Verfügung stellen.

Migrationsexpertin und Kommunalbeamtin Souad Lamroubal findet das falsch: Momentan werde die Migrationsdebatte von Leuten dominiert, die "wahrscheinlich in ihrem Leben noch nie einen Flüchtling getroffen" haben.

Serap Güler von der CDU verteidigte die harte Linie in der Runde dagegen damit, dass "zu viele Menschen reinkommen." Es seien unter anderem zu wenige Wohnungen und Kita-Plätze da.

Souad Lamroubal meinte dazu: "Schuld sind Strukturen, die über viele Jahre vernachlässigt wurden". Wenn immer Migration für alles verantwortlich gemacht werde, was vorher schon falsch gelaufen sei, habe das einen "rechtspopulistischen Hauch."

Das könnte dich auch interesieren:

Warum läuft heute kein "Hart aber fair"? Darum muss Louis Klamroth pausieren

"Hart aber fair": Polit-Talk mit Schlagabtausch

Ein aktuelles und umstrittenes Thema aus Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft steht immer im Mittelpunkt von "Hart aber fair". 75 Minuten lang diskutiert Louis Klamroth live mit seinen Gästen. Einspieler erklären, worum es geht und liefern Hintergründe. Zu Wort kommen in der Polit-Talkshow immer auch Bürger:innen oder Betroffene.

Dabei kommt es nicht selten zwischen den Gästen zu hitzigen Diskussionen und Wortgefechten. Überzeuge dich selbst. Bei uns kannst du live zusehen, montags um 21 Uhr: