Mehr Zeit für Magie
Neue Chance für "Harry Potter": Auf diese mutigen Änderungen der Serie freue ich mich
Aktualisiert:
von Sabine Rodenbäcktaff
"Harry Potter"-Serie: Das sind alle Hauptdarsteller
Videoclip • 01:03 Min • Ab 12
Die "Harry Potter"-Filme haben Generationen verzaubert, unsere Autorin ebenfalls. Doch selbst die Fangemeinde fragt sich bis heute, wie manche Momente aus dem Buch wohl in voller Länge ausgesehen hätten. Die kommende HBO-Serie könnte genau diese Lücken füllen.
An diese legendäre Filmreihe heranzukommen, wäre selbst für den besten Zauberer eine Herausforderung. Jedes Mal, wenn die Titelmelodie erklingt, liegt Magie in der Luft. Als die Neuauflage als Serie angekündigt wurde, war ich zunächst skeptisch. Der Plan, das Original zu übertreffen? Ziemlich gewagt. Doch einige Szenen hätten tatsächlich mehr Tiefe verdient. Und so hoffe ich, dass die Serienstruktur mehr Zeit für Buch-Treue, Nebenfiguren und psychologische Tiefe mitbringt. Ein paar Ideen für Mark Mylod, den Regisseur des Reboots, hätte ich schon in der Schublade.
Dear Mr. Mylod, if you’re looking for some input for the new series - I’m ready!
Nostalgie gefällig?
Ende Oktober wird es auf wieder magisch. Jeden Samstag gibt es einen Film aus der "Harry Potter"-Reihe. Als Nächstes kommt "Der Gefangene von Askaban" am 8. November in Sat.1 und live auf Joyn.
Die Prophezeiung von Sibyll Trelawney in "Harry Potter und der Orden des Phönix"
In diesem Moment wird das Schicksal von Harry und Voldemort besiegelt: Als sich Sibyll Trelawney bei Albus Dumbledore als Professorin für Wahrsagen bewirbt, fällt sie plötzlich in Trance und spricht die legendäre Prophezeiung aus. Eine Szene, die in den Filmen nie gezeigt wurde, obwohl sie geradezu nach einer Inszenierung schreit.
Im Buch erfahren wir erst am Ende, dass diese Weissagung 16 Jahre zuvor im Gasthaus Zum Eberkopf stattfand und offenbar bruchstückhaft belauscht wurde. Aufbewahrt wird sie seitdem in einer kleinen Kugel in der Mysteriumsabteilung des Zaubereiministeriums. Um endlich ihren wortwörtlichen Inhalt zu erfahren, lockt Voldemort Harry und seine Freund:innen in eine Falle.
Im Film hört Harry (Daniel Radcliffe) die Prophezeiung bereits, als er die Kugel aus dem Regal nimmt: eine Vereinfachung, die wichtige Details auslässt. Nicht erwähnt wird der entscheidende Satz: "Der eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran … jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt …". Diese Passage ist wichtig, weil sie nicht nur auf Harry, sondern auch auf Neville Longbottom (Matthew Lewis) zutrifft. Voldemort (Ralph Fiennes) hätte auch ihn wählen können. Erst seine Entscheidung, Harry zu verfolgen, macht ihn letztendlich zum "Auserwählten", der über das Schicksal der magischen Welt entscheiden wird.
Im Buch lässt Neville die Kugel im Gefecht versehentlich fallen - ein subtiler Hinweis auf seine eigene Rolle. Im Film dagegen zerschellt sie vor den Augen des ewig glücklosen Lucius Malfoy (Jason Isaacs). Ihr Geheimnis geht verloren, bevor es Voldemort erreicht.
Für die neue HBO-Serie liegt hier enormes Potenzial: Die Szene könnte nicht nur atmosphärisch, sondern auch erzählerisch vertieft werden. Sie ist der Schlüssel zu allem, was folgt.
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Dumbledores Aussetzer in "Harry Potter und der Feuerkelch"
Was ist mit Film-Dumbledore (Michael Gambon) los? Der Schulleiter gilt als lebensklug und krisenfest. Als Harrys Name aus dem Feuerkelch gespuckt wird, ist das zwar ein echter Schock für alle, aber warum reagiert Albus so hektisch? Er brüllt Harry an und schreckt die kleinen Hogwarts-Schüler:innen auf. Erstmals wirkt Dumbledore unsympathisch. Ganz anders als im Buch: Hier fragt er erst später im Kreis der Lehrer:innen und anderen Schul-Champions nach. "'Hast du den Zettel mit deinem Namen in den Feuerkelch geworfen, Harry?', fragte Dumbledore ruhig."
Die Filmszene hinterlässt bei mir jedes Mal ein Fragezeichen. Schließlich war Michael Gambon ein erstklassiger Schauspieler (der in den 70er-Jahren übrigens fast mal als James Bond besetzt wurde). Offenbar wollte Regisseur Mike Newell mit dieser Szene klarstellen: Wenn selbst Albus Dumbledore beim Gedanken an Harrys Teilnahme am Trimagischen Turnier in Panik gerät, muss Gefahr im Verzug sein.
Vielleicht findet Regisseur Mark Mylod in der HBO-Serie einen Zugang, der die ruhige Autorität des Zauberers wieder stärker in den Mittelpunkt rückt. Dumbledore darf aber auch ruhig ein bisschen crazy sein, ganz so, wie ihn J. K. Rowling in den Büchern schildert. Neubesetzung John Lithgow steht vor einer großen Aufgabe.
Erste veröffentlichte Szenen der Dreharbeiten zeigen schon, dass die sieben Bücher offenbar kreativ interpretiert werden. Ein Post des offiziellen News-Kanals der Serie zeigt Dumbledore mit Nicolas Flamel und seiner Frau am Set. Im Buch hingegen wurde lediglich erwähnt, dass Dumbledore den Schöpfer des Steins der Weisen kontaktiert hat.
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Mehr Snape, bitte!
Der tragische Held, gefangen zwischen unerwiderter Liebe und alten Schuldgefühlen und zugleich Harrys gefürchteter Gegenspieler in Hogwarts: Severus Snape ist ohne Zweifel die komplexeste Figur der gesamten Reihe - und mein persönlicher Liebling. Niemand könnte jemals Alan Rickman toppen - also setzt man auf eine völlig neue Interpretation und verpflichtete Paapa Essiedu. Optisch ist der neue Snape von seinem (filmischen) Vorbild weit entfernt, denn Essiedu ist ein schwarzer Schauspieler. Wohl eine bewusste Casting-Entscheidung, die für Diversität steht und den Charakter auf neue Weise interpretiert. Damit setzt HBO ein Statement und tut vielleicht genau das Richtige, um Snapes Tragik, Zerrissenheit und stillen Heroismus auf eine Weise zu erzählen, die wir so noch nicht gesehen haben. Schließlich kommt der Lehrer für Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste viel zu kurz in der Verfilmung. Würde die Serie in Hollywood und nicht in Großbritannien unter den Augen von Joanne K. Rowling gedreht werden, könnte ich dem Regisseur wahrscheinlich sogar ein Snape-Spin-off schmackhaft machen.
Die Filme deuteten nur an, wer Snape wirklich ist: ein hochbegabter, verletzter und zutiefst widersprüchlicher Mensch, der aus Schuld und Liebe heraus Gutes tut und dafür den höchsten persönlichen Preis zahlt. Viele seiner Facetten blieben im Verborgenen. Die Serie hat die Chance, dieses Bild zu korrigieren: mehr Biografie zu wagen und Snapes innere Konflikte dichter am Buch zu erzählen. Besonders die Rückblicke, die in "Die Heiligtümer des Todes" Snapes Liebe zu Lily offenbaren. Vielleicht gelingt es Paapa Essiedu, das in einer stillen Größe sichtbar zu machen, die Alan Rickman so unnachahmlich verkörperte. Der 35-Jährige freut sich jedenfalls schon darauf.
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Lernen wir Charlie Weasley kennen?
Der zweitälteste Weasley-Sohn ist ein Mysterium. In der Buchreihe lediglich als cooler Typ beschrieben, taucht er im Film kein einziges Mal auf. In "Der Stein der Weisen" wird Charlie erstmals erwähnt: Er lebt inzwischen in Rumänien, wo er mit Drachen arbeitet, und hilft Hagrid - zumindest aus der Ferne - dabei, den Drachen Norbert außer Landes zu schaffen.
In "Der Feuerkelch" ist Charly am Trimagischen Turnier beteiligt und unterstützt mit der Bereitstellung von vier brandgefährlichen Drachen in der ersten Aufgabe. Offenbar vor Ort in Hogwarts, aber nicht zu sehen. Vielleicht bietet sich nun eine Gelegenheit, um dem unbekannten Sohn der Weasleys in der Serie endlich ein Gesicht zu geben? Die Bildunterschrift eines Instagram-Posts von HBO Max zur Weasley-Besetzung im August lässt hoffen: "Charlie's in Romania at the moment, but will be joining us soon enough …" (= "Charlie ist im Moment in Rumänien, aber er wird bald zu uns stoßen.")
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Mauern, die Magie erzählen
Auch Hogwarts selbst ließe sich neu entdecken. Die Filme inszenierten das Schloss als magischen Ort voller Geheimnisse. Die Serie könnte von einem lebendigen Mikrokosmos erzählen: mit Schüler:innen, Konflikten, Alltagsmagie, aber auch den Schattenseiten einer Schule, die junge Zauberer und Hexen auf das Leben vorbereitet. Eine Gelegenheit, auch Dean Thomas oder Sir Nicholas mal zu Wort kommen zu lassen, lieber Mark Mylod? Ganz oben auf meiner Wunschliste steht nämlich die Todestagsparty des Gryffindor-Geistes aus dem Band "Harry Potter und die Kammer des Schreckens"!
Nach der Zerstörung am Ende des finalen Battles gegen Voldemort muss Hogwarts wieder aufgebaut werden. Das haben die Macher:innen der neuen Serie offenbar schon erledigt: Erste Luftaufnahmen zeigen Teile des Schulgeländes: das Gewächshaus, den Garten, der wohl zum Weg vor dem Quidditch-Feld gehört, und Hagrids Hütte. Aus dieser Perspektive allerdings schwer vorstellbar, wie es später in der Serie wirken wird. Genauso imposant wie das Original im Film? Ich bin immer noch geflasht von dem Hogwarts-Modell in den Harry-Potter-Studios in Leavesden nahe London. Dahinter steckt echte Zauberei: 86 Künstler:innen und Techniker:innen feilten über Jahre daran. Die Summe ihrer Arbeitszeit entspricht etwa 74 Jahren.
Die Serie kann uns zeigen, was bisher verborgen blieb. Wie sehen eigentlich die Gemeinschaftsräume oder Schlafsäle in Hufflepuff oder Ravenclaw aus? Auch andere Orte warten darauf, zum Leben erweckt zu werden: das Lehrerzimmer, in dem magische Landkarten diskutiert werden, die Gewächshäuser, in denen Sprout mit seltenen Pflanzen flüstert oder die Schulbibliothek, deren Regale sich bei falschen Fragen verschieben. Selbst die Küche von Hogwarts, die Kammer der Porträts oder die verborgenen Wohnräume von Dumbledore und McGonagall könnten endlich Gestalt annehmen.
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Zauber eines Neuanfangs
Vielleicht ist die Serie wie ein Blick ins Denkarium: dieselben Erinnerungen, nur aus einer anderen Perspektive erzählt. Mit mehr Raum für Nebenfiguren, Geschichten und Emotionen, die zwischen den Zeilen stecken - oder sich detailgenau an sie halten. Wenn das gelingt, erwartet uns kein bloßes Remake, sondern eine echte Ergänzung zum "Harry Potter"-Universum. Und falls Sie Hilfe brauchen, lieber Mark Mylod, ich stehe bereit!
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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