Zwischen Höhenflug und tiefem Fall
Massentourismus auf dem Mount Everest: "taff" zeigt die verheerenden Folgen
Aktualisiert:
von Elisa AscherDer König der Berge galt lange als exklusives Ziel für eine kleine Elite an Bergsteiger:innen. Heute ist der Massentourismus auf dem Mount Everest eingekehrt - mit tragischen Folgen für Mensch und Natur. Unsere "taff"-Reporterin berichtet vor Ort.
Der Mount Everest: Fluch und Segen des höchsten Berges der Welt
Der Mount Everest, der höchste Berg der Welt, übt seit jeher eine magische Anziehungskraft auf Abenteurer:innen und Naturliebhaber:innen aus. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich der Everest von einem exklusiven Ziel für Profi-Bergsteiger:innen zu einer stark frequentierten Touristenattraktion gewandelt. Der Massentourismus, der heute das Bild des Himalayas prägt, bringt zwar wirtschaftliche Vorteile, hat aber auch gravierende Schattenseiten. Welche traurige Wahrheit sich dahinter verbirgt, erlebt unsere "taff"-Reporterin vor Ort.
Sehnsuchtsziel Mount Everest
Die Geschichte des Tourismus am Mount Everest begann im Jahr 1953, als der Neuseeländer Sir Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay als erste Menschen den Gipfel erreichten. Dieser historische Moment entfachte weltweit das Interesse am Everest und inspirierte unzählige Abenteurer:innen, ihr Glück am höchsten Punkt der Erde zu versuchen. Doch in den ersten Jahrzehnten nach dieser Erstbesteigung war der Zugang zum Berg streng reguliert, und nur wenigen privilegierten Expeditionen war es erlaubt, sich dem Gipfel zu nähern. Durch eine enorme Kommerzialisierung in den 1990er Jahren änderte sich das schlagartig. Allein in Nepal, wo unsere Reporterin Imke und Kameramann Kevin starten, gibt es über 4.000 Expeditionsangebote. Dort beginnen die meisten Touren.
Es gab immer mehr geführte Touren, die es auch weniger erfahrenen Bergsteiger:innen ermöglichten, den Gipfel zu erreichen - vorausgesetzt, sie konnten die hohen Kosten tragen. Gleichzeitig wurde die Infrastruktur in der Region verbessert, um mehr Tourist:innen anzuziehen. Der Tourismus entwickelte sich von einer elitären Aktivität zu einer lukrativen Industrie. Mit der steigenden Nachfrage nach Everest-Besteigungen erlebte der Berg im 21. Jahrhundert einen regelrechten Tourismus-Boom und immer mehr Menschen wollten sich der Herausforderung stellen. Mittels Innovationen, wie dem Supergas Xenon soll die Besteigung sogar noch schneller möglich sein.
Heutzutage zählt der Everest Base Camp Trek zu den beliebtesten Wanderungen weltweit, und die Zahl der Gipfelaspirant:innen erreicht jedes Jahr neue Rekorde. Das Gute daran?
Wirtschaftlicher Aufschwung für die Region
Verbesserung der Infrastruktur
Viele nennen außerdem die Stärkung der lokalen Kultur sowie ein wachsendes internationales Bewusstsein für den Umweltschutz. Das stimmt jedoch nur bedingt.
Ökologische Folgen
Einer der größten Kritikpunkte am Massentourismus auf dem Everest sind die erheblichen Umweltprobleme. Der Berg und seine Umgebung leiden unter der zunehmenden Vermüllung. Auf den Trekking-Routen und selbst in den höheren Regionen des Berges finden sich Tonnen von Abfällen, darunter Sauerstoffflaschen, Plastikmüll und Ausrüstungsreste. Diese werden von den Bergsteiger:innen häufig achtlos zurückgelassen. Trotz Bemühungen, diese zu entfernen, bleibt die Belastung für die Umwelt enorm. Zudem hat der Massentourismus die Landschaft und das kulturelle Gefüge der Region nachhaltig verändert. Viele Dörfer, die einst von Landwirtschaft und Handel lebten, sind heute auf den Tourismus angewiesen. Dieser Wandel führt dazu, dass traditionelle Lebensweisen immer mehr verschwinden.
Risiko für die Sicherheit
Die Überfüllung auf den Routen zum Everest-Gipfel rief eine Zunahme von Unfällen hervor. In den letzten Jahren gab es immer wieder Berichte über lange Warteschlangen in der sogenannten "Todeszone"-Zone - jenen Bereichen oberhalb von 8.000 Metern, in denen der Sauerstoffgehalt extrem niedrig ist. Diese Staus können fatale Folgen haben. Aber auch die Gesundheit der Helfer:innen ist durch ihren gefährlichen Job gefährdet. Wie sie im Beitrag berichten, schleppen Träger:innen, die das Gepäck der Tourist:innen übernehmen, täglich bis zu 20 Kilogramm Zusatzgewicht. Zudem übernachten sie nicht in komfortablen Unterkünften: Bis zu 20 von ihnen schlafen in einem kleinen Zimmer auf dem Boden. Dieser Kontrast wird für unsere Reporterin und ihren Kameramann immer wieder sehr deutlich.
Ausbeutung der Sherpa-Gemeinschaft
Trotz der wirtschaftlichen Vorteile, die der Tourismus mit sich bringt, steht die Sherpa-Gemeinschaft vor erheblichen Herausforderungen. Viele Sherpas setzen ihr Leben aufs Spiel, um Tourist:innen sicher zum Gipfel zu führen. Die Arbeit als Bergführer:in oder Träger:in ist extrem gefährlich und die Todesrate unter den Sherpas ist hoch. Zudem gibt es oft Kritik an der ungleichen Verteilung der Einnahmen, da viele Gewinne von internationalen Reiseunternehmen abgeschöpft werden. Dadurch wird deutlich, dass es vielen Menschen von außen nicht um die Stärkung der lokalen Kultur geht - ganz im Gegenteil. Auch unsere Reporterin ist sichtlich schockiert: "Ein harter Kontrast zu sehen, wie die Einheimischen ihren Alltag bestreiten."
Steigende Kosten und Exklusivität
Der Everest-Tourismus ist in den letzten Jahren zunehmend teurer geworden. Eine kommerzielle Besteigung kostet oft mehrere zehntausend Euro. Der Berg ist zu einem Symbol von Status und Exklusivität geworden. Kritiker:innen argumentieren, dass diese finanzielle Zugangsbeschränkung den Geist des Abenteuers und der Freiheit, der einst mit dem Everest verbunden war, zerstört hat.
Würdest du den Mount Everest besteigen?
Der Mount Everest ist ein Symbol für menschliche Ausdauer, Abenteuerlust und Entschlossenheit. Doch der Massentourismus hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Region. Während der Tourismus den Menschen vor Ort wirtschaftliche Chancen bietet und den kulturellen Austausch fördert, stellt er gleichzeitig eine große Herausforderung für die Umwelt, die Sicherheit und die Authentizität der Region dar.
Um den Everest nachhaltig zu bewahren, sind innovative Lösungen gefragt. Strengere Regulierungen, nachhaltige Reisepraktiken und ein bewusster Umgang mit den Ressourcen der Region könnten dazu beitragen, den Tourismus langfristig zu gestalten. Nur so kann der Mount Everest auch für künftige Generationen ein Ort des Staunens und der Inspiration bleiben.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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