Große Namen - aber kurze Auftritte

"Tatort"-Kommissare mit kurzen Einsätzen: Die Eintagsfliegen des ARD-Krimis

Aktualisiert:

von Johanna Grauthoff

Waren Christoph Waltz (l.) und Hannelore Elsner tatsächlich Kommissar:innen beim "Tatort"?

Bild: IMAGO / Spöttel Picture / IMAGO / FAMOUS / WDR


Der "Tatort" gilt seit Jahrzehnten als große Bühne für Schauspieler:innen im deutschen Fernsehen. Manche Kommissarinnen und Kommissare entwickeln sich über Jahre zu Kultfiguren, andere verschwinden nach nur einem oder wenigen Auftritten wieder. Mal lag es an den Quoten, mal am Konzept oder dem Charakter selbst. Diese elf Stars zeigen, wie schnell ein:e Ermittler:in im "Tatort" Geschichte sein kann.

Christoph Waltz: Hollywood-Star mit kurzer "Tatort"-Vergangenheit

Bevor Christoph Waltz dank Quentin Tarantino ("Inglourious Basterds" und "Django Unchained") zum Weltstar wurde und gleich zweimal den Oscar gewann, stand er 1987 in Wien für den "Tatort" vor der Kamera. In der Folge "Wunschlos tot" verkörperte er den Revierinspektor Herbert Passini an der Seite von Bruno Dallansky. Damals war Waltz gerade 31 Jahre alt und hatte seine Karriere vor allem am Theater und in ersten Filmrollen begonnen.

Es blieb bei diesem einen Auftritt, auch wenn die Zuschauerzahlen mit 13,73 Millionen und einem Marktanteil von 36 Prozent beeindruckend waren. Heute ist Waltz eine:r der wenigen deutschen Schauspieler:innen die einen internationalem Durchbruch hatten.

Hannelore Elsner: Serien-Crossover

Ein Sonderfall in der "Tatort"-Geschichte ist Hannelore Elsner. Zwischen 1997 und 1998 ermittelte sie in Hamburg als Lea Sommer - eine Figur, die das Publikum bereits aus der damals erfolgreichen ARD-Serie "Die Kommissarin" kannte. Der NDR nutzte diese Popularität und setzte Elsner für zwei Episoden im "Tatort" ein.

Doch auch dieses Experiment war schnell wieder vorbei. Nach zwei Folgen endete das Crossover, während "Die Kommissarin" noch bis 2006 im Programm blieb. Ihren letzten großen TV-Moment hatte sie 2019, als sie noch mal im "Tatort" vor der Kamera stand - als pensionierte Ermittlerin Elsa Bronski in der Episode "Die Guten und die Bösen" in Frankfurt am Main.
Bis zu ihrem Tod hat sie in mehr als 200 Filmen und Serien mitgespielt.

Eine Szene wie aus dem "Tatort": Hannelore Elsner hat als Kommissarin Lea Sommer einen Namen gemacht.

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In diesem Italo-Western spielt Hannelore Elsner eine prominente Nebenrolle

Nicole Heesters: Die erste Frau im "Tatort"

1978 schrieb Nicole Heesters (88) Geschichte. Sie war lang vor Ulrike Folkerts die erste Kommissarin im "Tatort". Als Marianne Buchmüller ermittelte sie in Mainz in insgesamt drei Folgen bis 1980. Für die damals männerdominierte Reihe war das ein mutiger Schritt.

Doch das Projekt wurde schnell beendet. Heesters' Figur verschwand wieder aus der Krimireihe. Ihrer Karriere schadete das nicht. Letztes Jahr spielte sie beispielsweise in der Miniserie "Das Fest der Liebe" mit.

So eine Präsenz wie Nicole Heesters in drei Folgen "Tatort"-Folgen wünschen sich manche langjährige Duos der ARD-Serie.

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Günther Maria Halmer: ein Münchner mit Spitzenquote

Bekannt geworden ist Günther Maria Halmer (82) schon in den 1970er-Jahren als "Tscharlie" in Helmut Dietls Serie "Münchner Geschichten". 1986 schlüpfte er für die Episode "Riedmüller, Vorname Sigi" im Münchner "Tatort" in die Rolle des Kommissars Siegfried Riedmüller.

Die Folge erreichte herausragende 20 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 54 Prozent. Trotz Spitzenwert blieb es bei diesem einmaligen Kommissar-Einsatz. Ganz von der Serie ablassen wollte er jedoch nicht: Drei weitere Male trat er danach in unterschiedlichen Rollen auf.

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Günther Maria Halmer trat 1986 beim "Tatort" seinen Dienst als Sigi Riedmüller an. Das war jedoch nicht ein einziger "Tatort"-Auftritt. Er war auch in anderen Rollen in der ARD-Serie zu sehen.

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Klaus Löwitsch: Große Quote, kein Comeback

Klaus Löwitsch († 2002) zählte in den 1970er- und 1980er-Jahren zu den markantesten Charakterdarstellern des deutschen Films. International bekannt wurde er vor allem durch seine Arbeit mit Regisseur Rainer Werner Fassbinder in "Die Ehe der Maria Braun".

1982 trat Löwitsch im Frankfurter "Tatort" als Kommissar Werner Rolfs auf. Die Quote lag bei sensationellen 48 Prozent und trotzdem kam es nie zu einer Fortsetzung. Löwitsch blieb dem Kino und Fernsehen treu, aber der "Tatort" blieb für ihn nur ein kurzes Kapitel.

Nach seinem Kommissar-Einsatz hat Klaus Löwitsch noch zwei weitere Male in der ARD-Serie mitgespielt. An der Seite von Hellmut Lange (r.) verkörperte er in der Folge "Schläfer" den Charakter Dr. Spitzner (l.).

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Hans Brenner: Kurzer Einsatz als Kommissar

Hans Brenner († 1998) spielte 1987 in München den Kommissar Karl Scherrer in der Folge "Pension Tosca oder Die Sterne lügen nicht". Es war eine Zeit, in der der Bayrische Rundfunk verschiedene Ermittler ausprobieren wollte.

Brenner, bekannt aus über 80 Rollen, oft als kantiger Bayer mit seiner markanten Stimme, blieb nur für diesen einen Auftritt. Wenige Jahre später wurden Ivo Batic (Miroslav Nemec, 71) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, 66) eingeführt. Allerdings steht der Abschied des beliebten "Tatort"-Duos 2026 bevor - in Folge 99 und 100, die als Doppelfolge ausgestrahlt wird.

In der "Tatort"-Ausgabe "Pension Tosca oder Die Sterne lügen nicht" war Hans Brenner der leitende Kommissar. Mit ihm will man sich lieber nicht anlegen.

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Heinz Schubert: "Ekel" Alfred als Kommissar

Heinz Schubert († 1999) war Millionen Fernsehzuschauern als "Ekel" Alfred Tetzlaff aus "Ein Herz und eine Seele" vertraut. 1995 erhielt er vom Hessischen Rundfunk die Rolle des pensionierten Kriminalhauptkommissars Leo Felber in der Noir-inspirierten Episode "Eine mörderische Rolle".

Obwohl die Quoten solide waren, passte die kultivierte, zurückhaltende Figur nicht so recht zum Ton der Reihe. Kritik führte dazu, dass Schuberts Kommissar nur ein einziges Mal zum Einsatz kam.

In "Tatort: Deserteure" war Heinz Schubert (l.) kein Kommissar - das geschah erst zwei Jahre später. Er spielte in der Ausgabe die Figur Hans Gebhardt.

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Diether Krebs: Der Komiker im ernsten Krimi

Auch Diether Krebs († 2000) hatte seine Wurzeln in "Ein Herz und eine Seele". Dort spielte er "Ekel" Alfreds Schwiegersohn Michael "Micha" Tetzlaff. Im "Tatort" übernahm er 1979 in Braunschweig die Rolle des Kommissars Nagel in "Alles umsonst".

Er spielte den Ermittler ernst und ruhig, was ein deutlicher Kontrast zu seinen sonstigen Rollen als Komiker, etwa in "Sketchup", war. Doch auch er blieb nur für einen Fall. Später fand er in der Krimiserie "SOKO 5113" dauerhaft eine Heimat als Schauspieler.

59 Folgen hat er als Diether Krebs als Herle in "SOKO 5113" absolviert - weitaus mehr als beim "Tatort".

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Hans-Peter Korff: Von den "Drombuschs" zum Kriminalhauptkommissar

Hans-Peter Korff († 2025) wurde als Familienvater Siggi Drombusch in der ZDF-Kultserie "Diese Drombuschs" populär. Ende der 1970er-Jahre trat er im Berliner "Tatort" auf. Als Kriminalhauptkommissar Matthias Behnke ermittelte er in den Episoden "Sterne für den Orient" (1978) und "Gefährliche Träume" (1979).

In seiner Rolle überzeugte er zwar, doch nach zwei Folgen war Schluss. Der Sender entschied sich trotz des guten Zuschauer:innen-Feedbacks für einen Neuanfang für den Berliner "Tatort". Nach seinem Ende in der Krimireihe blieb er bis ins hohe Alter als Schauspieler aktiv und hinterließ über 160 Film- und Fernsehrollen.

Hans-Werner Bussinger: Markante Stimme, kurzer Einsatz

Hans-Werner Bussinger († 2009) war vor allem als Synchronsprecher bekannt. Er lieh unter anderem John Forsythe alias Blake Carrington in "Der Denver Clan" seine unverwechselbare Stimme.

1984 spielte er im hessischen "Tatort" den Kommissar Rullmann in Heppenheim. Doch wie die Figur, so verschwand auch der Schauplatz wieder und es blieb für Bussinger bei einem einzigen Einsatz. Danach prägte er Serien wie "Derrick" und "Unser Charly" sowie zahlreiche Hörspiele.

Dass Hans-Werner Bussinger (l.) den Kommissar spielen kann, hat er in "Unser Charly" zur Genüge beweisen.

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Das Erfurter Trio: Ein Experiment mit schnellem Ende

Ein besonders kurzes Kapitel in der jüngeren "Tatort"-Geschichte schrieb das Erfurter Team um Friedrich Mücke (44), Benjamin Kramme (43) und Alina Levshin (41). 2013 und 2014 traten sie als Henry Funck, Maik Schaffert und Johanna Grewel in zwei Folgen auf: "Kalter Engel" und "Der Maulwurf".

Das junge Konzept sollte den MDR-"Tatort" modernisieren, stieß jedoch auf durchwachsene Kritiken und mäßige Quoten. Schon nach zwei Episoden war Schluss und das Trio ging wieder getrennte Wege.

Friedrich Mücke, Alina Levshin und Benjamin Kramme (v. l.) hätten sicher nicht damit gerechnet, dass ihre Zeit beim "Tatort" so schnell endet.

Bild: imago images / Karina Hessland


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Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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