Eine Spezialdokumentation von PULS 24
505 Tage Dunkelheit – Tal Shohams Geiselhaft
Veröffentlicht:
von Luna BasTal Shoham blickt auf die Trümmer in seiner Heimat.
Bild: ProSiebenSat1. Puls4
505 Tage verbringt Tal Shoham in Geiselhaft der palästinensischen Terrormiliz Hamas im Gazastreifen. Während einer achtwöchigen Waffenruhe mit Israel wird er endlich freigelassen. Nun kehrt er erstmals in den Kibbuz zurück aus dem er und seine Familie am 7. Oktober 2023 verschleppt wurden.
Das, was übrigbleibt
Es sind Bilder totaler Zerstörung. Was einst das Zuhause von Familie Shoham war, liegt heute in Trümmern. PULS 24 Chefredakteurin Magdalena Punz und ihr Team sind vor Ort in Israel, um Tal bei seiner Rückkehr an jene Stelle zu begleiten, an der das Unheil seinen Ursprung fand.
It’s really ironic, that this Kibbuz and all of the Kibbuz around are part of the people in Israel that really believe in peace and they destroyed it. What’s left is people that want war.
Der Kibbuz Be'eri gleicht einer Geisterstadt. Die Vorgärten der zerstörten Gebäude sind mit Plakaten gesäumt. Darauf abgebildet: Fotos der zahlreichen Geiseln und Ermordeten des 7. Oktobers. Bilder wie diese lassen die Grausamkeit der Abläufe am Tag des Überfalls nur erahnen. Ein Ort, der früher für Idylle und Frieden stand – mit einem Schlag ausgelöscht.
Keine Zeit für Angst
Dennoch scheint der Familienvater seinen Humor nicht verloren zu haben: "Can I invite you to our salon?" fragt er, als sie das Wohnzimmer betreten – oder das, was davon noch übrig ist. Denn der Boden ist mit Schutt bedeckt, teilweise fehlt das Dach und in den Wänden sind etliche Einschusslöcher zu sehen.
Bis zum 7. Oktober diente er als theoretischer Rückzugsort im Falle eines Raketenangriffs. Vor der Hamas konnte der Bunker Tals Familie jedoch nicht schützen. Als die Familie sich ergab, wurde sie in den Gazastreifen entführt.
Nichts als Dunkelheit
Bei der Entführung wird Tal von seiner Familie getrennt. Das Unwissen über ihr Schicksal lässt ihn mehrfach gedanklich deren Begräbnis planen. Erst nach 50 Tagen folgt die Gewissheit, dass sie am Leben und zurück in Israel sind. Tal bleibt weiterhin in Gefangenschaft. Tals Schwiegervater überlebt den Angriff nicht.
Seine Zeit in Geiselhaft beschreibt er als surreal und für Außenstehende nicht nachvollziehbar – mehrmals wurde sein Standort gewechselt. Zuletzt verbringt er acht Monate gemeinsam mit drei weiteren Geiseln unter der Erde, in einem zwölf Meter langen Tunnel. Gerade hoch genug, um aufrecht zu stehen – sofern man unter 1,80 Meter groß ist – und nicht einmal breit genug, um die Arme seitlich auszustrecken. Erst nach drei Wochen legt sich das Gefühl, die Wände könnten jederzeit über einem zusammenbrechen.
Was bleibt?
Trotz all der in der Dokumentation geschilderten degradierenden und menschenunwürdigen Zustände verliert Tal die Hoffnung nicht. Nach 505 Tagen endet endlich sein Leid. Er wird freigelassen und darf nach Israel zurückkehren. Seine beiden neu gewonnenen Brüder muss er jedoch schweren Herzens im Bunker zurücklassen. "Ich bin in Freiheit, aber ich werde erst zur Ruhe kommen, wenn meine Brüder Guy und Evyatar zurück in Israel sind."
It’s not over until it’s over.