Diversität im Fernsehen

"Die Heiland - Wir sind Anwalt": So wurde die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst zur Vorlage

Aktualisiert:

von Lars-Ole Grap

Pamela Pabst (Fachberaterin, l.), diente als Vorbild für die Serie mit Christina Athenstädt (r.) als Romy Heiland.

Bild: ARD / Rudolf Wernicke


Es ist noch immer selten, dass Figuren mit Behinderungen in deutschen Fernsehserien im Mittelpunkt stehen. Pamela Pabst, die erste blinde Strafverteidigerin Deutschlands, hat mit ihrer Lebensgeschichte genau das ermöglicht. Von ihr inspiriert entstand die erfolgreiche Serie "Die Heiland - Wir sind Anwalt", in der die fast blinde Anwältin Romy Heiland komplexe Fälle löst - unterstützt von ihrer Assistentin Tilly Vogel und einem engagierten Team.

"Die Heiland": Darum sind Serien über Menschen mit Behinderung selten

Im Interview mit der ARD erklärt die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst, warum es im Fernsehen oft an authentischen Darstellungen von Menschen mit Behinderungen fehle. Für viele Produzent:innen sei eine Behinderung eher ein Schicksalsschlag als eine Facette einer Persönlichkeit.

Wenn man Blindheit authentisch darstellen will, muss man sich sehr damit befassen, um es realistisch und nicht peinlich aussehen zu lassen. Dafür braucht es viel Aufwand und Sachverstand.

Pamela Pabst

"Die Heiland" läuft inzwischen in der fünften Staffel und begeistert das Publikum. Pabst zeigt sich stolz, aber bescheiden: "Dass den Menschen die Serie gefallen würde, hatte ich schon gedacht. Die Figuren sind toll und es wird ein reales Bild gezeichnet - ohne übersinnliche Fähigkeiten der blinden Anwältin und ohne platte Darstellungen."

Romy Heiland und der Alltag blinder Menschen: Pamela Pabst über Authentizität im TV

In der Serie zeigt Romy Heiland, dass eine Behinderung dem beruflichen Erfolg und der fachlichen Kompetenz nicht entgegenstehen muss. Dennoch, so Pabst, könnte noch mehr über den Alltag blinder Menschen erzählt werden: Dazu gehöre etwa die alltägliche Kommunikation in der dritten Person und ohne Blickkontakt oder die Nutzung technischer Hilfsmittel wie sprechender Haushaltsgeräte. Wichtig sei, dass solche Details die Handlung unterstützen und nicht aufgesetzt wirken.

Auch juristisch spiegelt die Serie Pabsts eigene Erfahrungen wider. Besonders prägend war für sie die Arbeit bei der Staatsanwaltschaft in der Abteilung für Tötungsdelikte. Dort prüfte sie Fälle, die das damalige Embryonenschutz-Gesetz betrafen - unter anderem die rechtliche Bewertung, ob sich Ärztinnen und Ärzte strafbar machen könnten, wenn sie Embryonen auf Behinderungen untersuchten. Ihre Arbeit trug damals sogar zu einer Gesetzesänderung bei. "Auf diesem Wege quasi Rechtsgeschichte mitzuschreiben, ist schon toll", erinnert sie sich.

Ob es eine weitere Staffel geben wird, hängt ihrer Meinung nach vor allem von den Zuschauer:innen ab. "Und wenn es nicht so ist, dann war es eine wunderschöne Zeit", so Pabst.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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