DEFA-Produktionen
Die besten DDR-Märchenfilme: Diese Klassiker gibt es kostenlos auf Joyn
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von teleschauMit "Das kalte Herz" hat Regisseur Paul Verhoeven einen DEFA-Klassier geschaffen.
Bild: IceStorm Entertainment
Feiertagszeit ist immer auch ein bisschen Märchenzeit. Neben Dauerbrennern wie "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" gibt es zum Jahresausklang auch einige spannende Verfilmungen aus den legendären Studios in Babelsberg. Diese DDR-Märchenfilme kannst du aktuell auf Joyn streamen.
Wer in der Bundesrepublik des Kalten Krieges aufgewachsen ist, neigte dazu, das DDR-Fernsehen auf Propaganda und sozialistische Erziehung zu reduzieren. Doch es gab deutlich mehr als nur "Aktuelle Kamera", "Der Schwarze Kanal" oder "Mach mit, mach's nach, mach's besser". Manche denken etwa mit Wehmut an die ausführliche Berichterstattung zum Fußball-Europapokal, wenn in der Sendung "Pokal Spezial" haufenweise Tore aus allen Ecken des Kontinents gezeigt wurden.
Bekannt für ihre Qualität waren auch die Produktionen der "Deutsche Film AG", kurz DEFA, in Potsdam-Babelsberg. Zwar lag auch dort nach der Gründung der Fokus darauf, "zu helfen, in Deutschland die Demokratie zu restaurieren, die deutschen Köpfe vom Faschismus zu befreien und auch zu sozialistischen Bürgern erziehen". Was aber nichts an der handwerklichen Klasse der Produkte änderte.
Zu den herausragenden, weil zeitlosen Produktionen zählen besonders die Märchenfilme, die in und um die Studios in Potsdam-Babelsberg entstanden sind. Vor allem um die Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel erfreuen sich die Filme nach wie vor großer Beleibtheit. Fünf der besten kannst du aktuell im Stream auf Joyn abrufen. Hier sind sie:
1. "Das kalte Herz"(1950)
In dieser Verfilmung des Märchens von Wilhelm Hauff hofft der arme Köhlerjunge "Kohlen-Peter" (Lutz Moik) auf Reichtum: Er wirbt als Kontrahent des wohlhabenden Hannes (Hannsgeorg Laubenthal) um die Gunst von Lisbeth (Hanna Rucker). Helfen soll ihm das Glasmännlein (Paul Bildt), der gute Geist des Schwarzwaldes. Diese erfüllt Peters Wünsche, doch der verschleudert gutgläubig den neu gewonnenen Reichtum. In der Not bittet er den finsteren Holländer-Michel (Erwin Geschonneck) um Hilfe. Der verlangt zur Belohnung das Herz des jungen Köhlers. Peter wird zwar immer reicher, aber wegen seines steinernen Ersatzherzes auch zunehmend brutal und ungerecht. Als er schließlich gar im Zorn seine Frau erschlägt, ruft ihn ein letzter Funke seiner früheren, guten Eigenschaften zur Besinnung. Peter Munk hofft noch einmal auf die Hilfe des Glasmännleins.
Gleich die erste Märchenverfilmung und zugleich der erste DEFA-Farbfilm wurde zum Meilenstein. "Das kalte Herz" feierte kürzlich seinen 75. Geburtstag, denn seine Kino-Uraufführung fand am 8. Dezember 1950 statt. Paul Verhoeven war für Regie und Drehbuch verantwortlich und schuf mit Kameramann Bruno Mondi einen Film, der zunächst durchaus kritisch gesehen wurde. Auch deshalb, weil das Budget von drei Millionen Mark um eine Million überschritten wurde.
Vor allem aber schieden sich am gespenstischen Setting die Geister. Der Holländer-Michel ist ein Hüne mit deformiertem Gesicht und weißem Glasauge. In dessen Höhle hängen pulsierende Menschenherzen an der Wand. Tolle Effekte für 1950, für Kinder aber nicht unbedingt geeignet. In der Zeitung "Neues Deutschland" kritisierte die SED-Führung den Film dafür, dass er für ein junges Publikum "zu gruselig" sei.
Doch der Erfolg gab dem Produktionsteam recht: Fast zehn Millionen Zuschauer:innen strömten in die Kinos. Die Schwarzwald-Szenen wurden übrigens in Thüringen gedreht.
"Das kalte Herz" ist rund um die Uhr im kostenlosen Stream auf Joyn verfügbar. Zudem läuft der Film am 24. Dezember um 21:45 Uhr im Dritten Programm des rbb.
2. "Die Geschichte vom kleinen Muck" (1953)
Der kleine aufgeweckte Junge namens Muck (Thomas Schmidt) lebt im Orient. Er hat einen Buckel, für den ihn alle verspotten. Er läuft in die Wüste und findet dort ein Zauberstöckchen und Zauberpantoffeln, mit denen er schnell wie der Blitz laufen kann. Der kleine Muck wird Oberleibläufer des Sultans, ist aber den räuberischen Ratgebern des Sultans ein Dorn im Auge.
Die Ratgeber jagen ihn schließlich vom Hof und nehmen ihm vorher Zauberstöckchen und Pantoffeln ab. Dank zweier verwunschener Feigenbäume und einer guten Verkleidung gelingt es dem kleinen Muck, die Ratgeber auszutricksen. Selbst sein Hab und Gut bekommt er zurück. Doch was wird nun aus seinen Zaubermitteln?
"Die Geschichte vom kleinen Muck" wurde 1953 unter der Regie von Wolfgang Staudte gedreht. Mit mehr als elf Millionen Kinobesuchern in 60 Ländern gilt der Film als die erfolgreichste Kinderfilm- und auch DEFA-Produktion. Die DDR-Erstaufführung war am 23. Dezember 1953 im Kino Babylon in Berlin.
"Die Geschichte vom kleinen Muck" ist rund um die Uhr im kostenlosen Stream auf Joyn verfügbar. Im linearen Fernsehen läuft der Film am 21. Dezember um 14:50 Uhr auf rbb.
3. "Das singende, klingende Bäumchen" (1957)
"Jeder Tölpel kann mir solche Perlen schenken." Mit diesen Worten weist die hochmütige Prinzessin (Christel Bodenstein) das Werben des schönen Prinzen (Eckart Dux) zurück. Stattdessen fordert sie von ihm das singende, klingende Bäumchen. Doch wo findet er dieses? In einem Zauberreich, wie sich herausstellt. Dessen Herr, ein Zwerg (Richard Krüger), gibt dem Prinzen das Bäumchen. Es singt aber nur, wenn die Prinzessin ihn wahrhaft liebt. Bleibt das Bäumchen stumm, muss der Prinz fortan als Bär im Reich des Zwerges leben.
Es kommt, wie es kommen muss: Das Bäumchen schweigt, und der Prinz fristet ein Dasein als Meister Petz. Doch die Prinzessin will das Bäumchen unbedingt singen hören. Nach einigem Hin und Her entführt der Bär die Prinzessin in das Reich des Zwerges. Dieser gehässige Zeitgenosse verpasst ihr indes, entsprechend ihres Wesens, ein hässliches Gesicht. Gelingt es dem Bären und seiner entstellten Angebeteten, den Zwergen-Zauber zu brechen?
Die Handlung von "Das singende, klingende Bäumchen" ist angelehnt an das gleichnamige Märchen aus der 1801 erschienenen Märchensammlung "Feen-Mährchen". Der Film kam am 13. Dezember 1957 in die Kinos der DDR. In den Kinos der Bundesrepublik Deutschland wurde der Film ab 14. September 1958 gespielt. Bereits in diesen beiden Erscheinungsjahren sahen ihn knapp sechs Millionen Zuschauer:innen. Später wurde die Produktion als Mehrteiler in der BBC gedreht und avancierte auch in Großbritannien zum Klassiker.
"Das singende, klingende Bäumchen" ist rund um die Uhr im kostenlosen Stream auf Joyn verfügbar. Zudem läuft der Film am 1. Januar um 15:00 Uhr im MDR.
4. "Frau Holle" (1963)
Eine Witwe (Elfriede Florin) hat zwei Töchter, die beide Marie heißen. Die leibliche Tochter (Katharina Lind) ist faul, während sich die Stieftochter (Karin Ugowski) durch Fleiß auszeichnet. Als der fleißigen Marie eine Spule in den Brunnen fällt, springt sie hinterher.
Sie kommt zu Frau Holle (Mathilde Danegger), die durch das Schütteln ihrer Betten dafür sorgt, dass es auf Erden schneit. Marie hilft Frau Holle im Haushalt und wird zur Belohnung mit Gold überschüttet. Nach Maries Rückkehr zur Stiefmutter schickt diese auch ihre leibliche Tochter zu Frau Holle. Wie wird es der faulen Marie dort ergehen? Wird sie auch zur "Goldmarie"?
"Frau Holle" aus dem Jahr 1963 ist die erste und einzige Realfilm-Adaption des Märchens, die in der DDR entstand. Sämtliche Innen- und Außenaufnahmen für den DEFA-Film entstanden ausschließlich in den Filmstudios Potsdam-Babelsberg. Der Film ist besonders auf die Bedürfnisse kleiner Kinder ausgerichtet. Abweichend vom Original der Gebrüder Grimm ist mit Frau Holle allerdings "nicht gut Schneeballwerfen", wie ein Kritiker befand: Sie wird kalt und autoritär dargestellt. Der Film lief am 13. Oktober 1963 erstmals im Fernsehen der DDR. In der Bundesrepublik wurde er erst 1989 zum ersten Mal ausgestrahlt.
"Frau Holle" ist rund um die Uhr im kostenlosen Stream auf Joyn verfügbar. Im linearen Fernsehen läuft der Film am 24. Dezember um 14:15 Uhr im MDR und am 25. Dezember um 16:55 Uhr auf rbb.
5. "Schneeweißchen und Rosenrot" (1979)
Schneeweißchen (Julie Juristová) und Rosenrot (Katrin Martin) wohnen am Rande eines Waldes, in dessen Innern der Berggeist Schimmelbart (Hans-Peter Minetti) sein Unwesen treibt. Denn er will den Reichtum einer Edelsteinmine für sich allein haben. Die Mädchen berichten den als Jägern verkleideten Prinzen Michael (Pavel Trávnicek) und Andreas (Bodo Wolf) davon.
Doch als die beiden jungen Männer das Geheimnis der Mine ergründen wollen, werden sie von Schimmelbart in Tiere verwandelt. Während des harten Winters versorgen die ahnungslosen Mädchen die Tiere mit Futter und ziehen sich damit den Zorn Schimmelbarts zu. Können sie sich selbst, und die "tierischen" Prinzen, vor dem fiesen Berggeist retten?
"Schneeweißchen und Rosenrot" wurde im Harz in den Tälern bei Trautenstein sowie in Quedlinburg und auf dem Schloss Wernigerode gedreht. Das Königsschloss fand in der Burg Falkenstein, ebenfalls im Harz, seine Heimat. Die Premiere des Films fand am 6. Juli 1979 im Erfurter Panorama-Palast statt. Falls dir Prinz Michael bekannt vorkommt: Der Darsteller Pavel Trávnicek hatte auch die männliche Hauptrolle im Filmklassiker "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".
"Schneeweißchen und Rosenrot" ist rund um die Uhr im kostenlosen Stream auf Joyn verfügbar. Im linearen Fernsehen läuft der Film am 28. Dezember um 09:00 Uhr im Dritten Programm des Bayerischen Rundfunks.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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