Alles nur Fiktion?

Historisch korrekt oder alles Fake? Die wahre Geschichte hinter "Those About to Die"

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von Anna Tiefenbacher

Wie historisch akkurat ist "Those About to Die" mit Anthony Hopkins? Die Joyn-Redaktion nimmt die Serie genau unter die Lupe.

Bild: adobe.stock.com / IMAGO / Landmark Media


Emmerichs erste Serie trägt den klangvollen Namen "Those About to Die". Sie basiert auf einem gleichnamigen Sachbuch und spielt im Jahr 79 n. Chr. im alten Rom. Bei genauerer Betrachtung ist zu erkennen, dass die Historien-Serie sich einige künstlerische Freiheiten herausnimmt. Was historisch begründet ist und was nicht.

Faszination "altes Rom"

"Ben Hur", Spartacus", "Gladiator" und 300": Das sind nur ein paar der vielen Filme, die im alten Rom spielen. Auch Bücher und Serien wie eben zuletzt "Those About to Die" greifen den Stoff auf. Die Jahrzehnte nach Beginn der christlichen Zeitrechnung faszinieren Menschen weltweit bis heute, ganz besonders die Geschehnisse in Italien.

Warum eigentlich? Rom war das erste Weltreich westlicher Prägung. Das gigantische Territorium, die gewaltigen Armeen, die prunkvollen Bauwerke - das bietet die perfekte Kulisse für allerhand Erzählungen rund um das Spannungsfeld zwischen Hochkultur und Brutalität. Rechtssystem, Aquädukte, Kunst und Literatur im Widerspruch zu Gladiatorenkämpfen und Sklaverei.
Wie nah sich die Filme, Serien und Bücher an die historisch sehr gut überlieferten Geschehnisse, Personen und politischen Entwicklungen halten, variiert von Werk zu Werk stark. "Those About to Die" basiert durchaus auf wahrer Geschichte - doch an der ein oder anderen Stelle haben sich Drehbuchautor Robert Rodat und Regisseur Roland Emmerich ein paar Freiheiten erlaubt.


Fragwürdig: Die Untergangsstimmung

Wenn du die Serie schaust, bekommst du das Gefühl, das Römische Reich habe im Jahr 79 n. Chr. bereits kurz vor seinem Zerfall gestanden. Tatsächlich ging das weströmische Reich erst vier Jahrhunderte später unter. Auch die Erzählung, dass die Unterschicht permanent kurz vor einer Revolte gestanden hat, entspricht nicht ganz den Fakten: Die sogenannten Hungeraufstände haben bereits ein Jahrhundert früher stattgefunden. Obwohl historisch nicht korrekt, sorgt die Untergangsstimmung in der Serie natürlich für Spannung.

Wir haben keine Dokumentation gedreht.

Regisseur Roland Emmerich über "Those About to Die"

Der Streit um die Thronfolge

Ein zentrales Thema der Serie ist der Konflikt zwischen den Brüdern Domitian und Titus (gespielt von Jojo Macari und Tom Hughes). Die beiden werden als gegensätzliche Kontrahenten dargestellt, die um den Thron und deshalb die Gunst ihres Vaters Vespasian (Anthony Hopkins) konkurrieren. In der Serie trachtet Domitian dem älteren Bruder sogar nach dem Leben. In Wirklichkeit erhielt der jüngere Bruder den Cäsar-Titel und hatte gewichtige politische Ämter inne, dürfte sich also nicht wirklich benachteiligt gefühlt haben. Er errichtete Titus zu Ehren sogar den berühmten Titusbogen. Historiker:innen sind sich sicher, dass die beiden als Team aufgetreten sein dürften.

Frei erfunden: Tenax

Während viele Figuren wie Vespasian, Domitian und Titus auf realen Personen basieren, ist Tenax (Iwan Rheon) gänzlich erfunden, obwohl er eine der zentralen Personen der Serie ist. Dass jemand damals eine derartige Karriere machen konnte, von ganz unten bis an die Spitze Roms, ist Historiker:innen zufolge jedoch durchaus realistisch. Den Wagenlenker Scorpus (Dimitri Leonidas) und den Gladiatoren Flamma (Martyn Ford) hat es übrigens wirklich gegeben.


Lass dir nicht die Intrigen und Machtkämpfe dieser Historien-Serie entgehen


Weniger brutal: Die Gladiatoren-Kämpfe

Klar, Serien und Filme über das Römische Reich leben bekanntlich von einer gewissen Brutalität. In "Those About to Die" geht es besonders blutig zu.

Flamma, gespielt von Martyn Ford, gab es auch in Wirklichkeit. Sein Grabstein ist der Beweis dafür, dass es bei den Kämpfen nicht immer um Leben und Tod ging, häufig verloren die Gladiatoren und überlebten, wenn auch schwer verletzt: "Flamma, secutor, lebte 30 Jahre, kämpfte 34-mal, gewann 21-mal, kämpfte neunmal unentschieden, erhielt vier Begnadigungen." Gladiatoren waren schließlich Leibeigene wohlhabender Römer, die viel Geld in deren Ausbildung gesteckt hatten und ihre Investition nicht leichtfertig aufs Spiel setzten. Schätzungen zufolge endete "nur" jeder zehnte Kampf tödlich.

Übrigens: Der bekannte gesenkte Daumen, mit dem Herrscher Gladiatoren in sämtlichen Serien und Filmen über das alte Rom zum Tod verurteilen, ist nicht korrekt und basiert vermutlich auf einem Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, wurde also nachträglich in unser Bild der damaligen Zeit eingefügt. Dass Kaiser ihre eigene Entscheidung über Leben und Tod der Gladiatoren trafen, stimmt auch nicht so ganz: Sie hörten durchaus auf den Willen des Volkes - und taten gut daran, die Massen sollten ihnen schließlich wohl gesonnen sein.

Den legendären Gladiatoren-Klassiker auf Joyn streamen

Fazit: So historisch korrekt ist "Those About to Die"

Die Serie trifft definitiv den Nerv vieler Antike-Fans: Die Faszination des alten Roms mit all seiner Größe, Grausamkeit und Dekadenz wurde in der 140 Millionen US-Dollar schweren Produktion in großem Stil aufbereitet. Historisch arbeitet die Serie durchaus mit echten Fakten - die Spiele im Circus Maximus und die politische Macht, die dahintersteckte, sowie die gesellschaftliche Stellung von Gladiatoren.

Natürlich ist "Those About to Die" aber immer noch ein modernes TV-Epos und keine Dokumentation. Figuren, Dialoge und Handlungsstränge wurden zugespitzt und ausgeschmückt, Gewalt und Intrigen wurden dramaturgisch überhöht. Das Ergebnis ist ein atmosphärisches und packendes, wenn auch stellenweise etwas freier interpretiertes Bild des weströmischen Reichs. Anschauen lohnt sich!

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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