Blockbuster-Bluff

Hollywood-Mythen aufgedeckt: So viel Wahrheit steckt wirklich in Kultfilmen

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von Sabine Rodenbäck

Wild brüllende Dinos, clevere Computer-Genies und gnadenlose Killer mit nahezu lautlosen Waffen: Wie viel Realität steckt hinter den klassischen Film-Mythen?

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Hollywood inszeniert, was in der echten Welt nie funktionieren würde, und alle schauen gebannt zu. Lautlose Schüsse, platzende Astronauten, gehackte Regierungsnetze: So frech verkauft sich Fiktion als Wahrheit.

Das Dino-Dilemma

Die Faszination für Dinosaurier tragen wir alle in uns. Blockbuster-Reihen wie "Jurassic World" und "Jurassic Park" haben Milliarden an den Kinokassen verdient. Auch wenn Hollywood Paläontolog:innen am Set einsetzt, um Details möglichst wissenschaftlich korrekt darzustellen, schleichen sich - oder besser gesagt stampfen - Dino-Mythen auf die Leinwand. Die Story von "Jurassic Park" beruht auf einer biologischen Unmöglichkeit, doch Steven Spielberg wollte eine "Erklärung in 90 Sekunden", die das Publikum versteht.

Die Logik in drei Sätzen: Vor 65 Millionen Jahren wurden Mücken im Baumharz eingeschlossen und der Harz härtete zu Bernstein. Jahrmillionen später bohrten Wissenschaftler:innen den Bernstein an und entnahmen das Blut, das die Mücke zuvor von einem Dinosaurier gesaugt hatte. Aus dem Blut extrahierten sie Dino-DNA und klonten die Reptilien.

Warum das wissenschaftlich nicht funktioniert

DNA-Moleküle zerfallen nach dem Tod eines Organismus sehr schnell durch Wasser, Sauerstoff, Enzyme und Strahlung. Selbst unter optimalen Bedingungen, zum Beispiel Dauerfrost, beträgt die Halbwertszeit von DNA etwa 521 Jahre. Außerdem konserviert Bernstein lediglich die Form, nicht die Moleküle. Insektenkörper und Weichteile können erstaunlich detailgetreu erhalten werden, aber DNA überlebt darin nicht.

Dinos als Dauer-Brüller

Zweiter Dino-Fail: In "Jurassic Galaxy" werden die Dinosaurier - wie in vielen Filmen - als permanent laut brüllende, unermüdliche Jäger inszeniert. Das entspricht eher Monster-Konventionen als Verhaltensbiologie, denn ständiges Brüllen ist in der Natur untypisch, kostet Energie und verrät die Position. Wer ein angsteinflößendes Dino-Kreischen schätzt, sollte in Minute 20 genau hinhören. In der ersten großen Angriffsszene im Dschungel brüllen die Raptoren permanent, noch bevor sie sichtbar sind.

Der Schalldämpfer-Schummel

Es macht Pfff und niemand merkt, dass gerade ein Mord geschehen ist. In zahllosen Filmen wird jemand erschossen, während drumherum alles munter weitergeht. Zum Beispiel in dieser Blockbuster-Reihe: John Wick (Keanu Reeves) ist ein ehemaliger Auftragskiller, der in allen vier Teilen (2014 bis 2023) eine beeindruckende Bandbreite moderner Handfeuerwaffen nutzt. Bibliothek, Bahnsteig oder Hotel: Hier knallt nichts! Auch James Bond ist ein diskreter Killer: Schraubt er in "Casino Royal" einen Schalldämpfer auf seine Walther P99, ist der Schuss leise wie ein Atemzug.

Warum das technisch nicht funktioniert

Schalldämpfer reduzieren die Lautstärke eines Schusses nur gering. Ein ungedämpfter Pistolenschuss erreicht etwa 155 bis 165 Dezibel, lauter als ein Düsenjet beim Start. Im Vergleich dazu liegt ein Schuss mit Schalldämpfer immer noch bei 120 bis 135 Dezibel, das ist so laut wie ein Presslufthammer oder ein Rockkonzert.

Die Defibrillator-Dichtung

In Serien wie "Grey’s Anatomy" oder "Emergency Room" ist es immer wieder zu sehen: Ein Patient liegt reglos da, das EKG zeigt eine gerade Linie und jemand ruft: "Weg da!" Und dann geht es ganz schnell. Defi aufladen und den Oberkörper freilegen. Schock! Der Körper zuckt und plötzlich schlägt das Herz wieder. Happy End. Das ist Kino. Aber faktisch falsch.

Warum das medizinisch nicht funktioniert

Ein Defibrillator startet kein totes Herz. Er stoppt ein Herz, das chaotisch flimmert, um ihm die Chance zu geben, selbstständig wieder in seinen normalen Rhythmus zu finden. Nur wenn der natürliche Schrittmacher - der Sinusknoten - noch aktiv ist, kann der Schock wirken. Ist das Herz jedoch völlig elektrisch still, nützt kein Defi mehr.


"Grey's Anatomy" montags um 20:15 Uhr auf ProSieben ansehen


Der Hacker-Humbug

Ein Computer-Nerd beugt sich über drei Monitore, tippt wahnsinnig schnell irgendwelche kryptischen Codezeilen in die Tastatur. Sekunden später öffnet sich der Zugriff auf geheime Regierungsdaten des Pentagons und der Hacker-Held sagt: "Ich bin drin." Gerade erst gesehen im Film "Blackhat - Außer Kontrolle". Ein Cyber-Angriff führt zu einer Explosion in einem Atomkraftwerk in Hongkong, kurz darauf wird die Chicagoer Warenterminbörse manipuliert. Regierung und FBI suchen nach dem Täter. Der verurteilte Programmierer Nick Hathaway (Chris Hemsworth) wird aus dem Gefängnis geholt und soll helfen, die Remote-Access-Tools, die bei den Angriffen benutzt wurden, zu verfolgen. Außerdem die Server-Infrastruktur zu lokalisieren und die Täter zu identifizieren. Im Gegenzug fordert er die Aufhebung eines Teils seiner Strafe, falls die Mission erfolgreich ist.

Warum das technisch nicht funktioniert

Sensible Netze sind isoliert und werden laufend beobachtet. Ein erfolgreicher Zugriff erfordert umfassende Recherche, Vorarbeit und meist kompromittierte Zugangsdaten. Das ist kein schneller Tastatur-Coup, sondern eine monatelange Operation. Mehrstufige Anmeldungen, Warnsysteme und lückenlose Protokolle machen diesen Hollywood-Hack praktisch unmöglich.

Der Chloroform-Check

Einen Spritzer aus der braunen Flasche auf ein Tuch träufeln, dem Opfer hinterrücks auf Mund und Nase drücken, zwei Atemzüge warten und schon klappt der oder die Angegriffene bewusstlos zusammen. Ob Serien wie "K11 - Kommissare im Einsatz", Barbara Salesch oder Filmklassiker wie "Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone": Die Sekunden-Narkose ist ein beliebter Kniff.

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Warum das medizinisch nicht funktioniert

Studien, Fallberichte und toxikologische Reviews sind eindeutig: Für eine tiefe Bewusstlosigkeit braucht Chloroform Minuten, nicht Sekunden. Oft sind es fünf und mehr - je nach Dosis, Körpergewicht und Atemfrequenz.


Sekunden-Schlaf oder Serien-Klischee?


Der Weltraum-Wahn

Ohne Raumanzug explodieren Menschen im All, dieses Bild hält sich hartnäckig. Gerade in älteren Filmen wird Dekompression oft als groteskes Aufblähen mit hervortretenden Augen gezeigt.

Warum das physikalisch nicht funktioniert

Im Vakuum platzt der Mensch nicht. Der Sauerstoff im Blut fällt in Sekunden ab und nach 10 bis 15 Sekunden wird der Mensch bewusstlos. Weil der Außendruck fehlt, bilden sich in frei liegenden Flüssigkeiten kleine Gasblasen. Das Gewebe schwillt an, aber es explodiert nicht. Die eigentliche Gefahr ist der schnelle Sauerstoffmangel.

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Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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