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"Kevin – Allein zu Haus" und ich mit den Nerven am Ende!
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von Antje Wessels"Kevin allein zu Haus" machte Macaulay Culkin schon als Kind zu einem Weltstar. Filmkritikerin Antje Wessels kann dem Klassiker trotzdem nichts abgewinnen.
Bild: mago/United Archives, imago images/Mary Evans, Shutterstock
Nicht jeder Weihnachtsfilm überdauert die Zeit so gut wie "Ist das Leben nicht schön?" oder "Das Wunder von Manhattan". Zum Beispiel "Kevin – Allein zu Haus", der mich mittlerweile längst nicht mehr auf die Couch, sondern nur noch aus dem Haus treibt.
1991 legte der spätere "Harry Potter"-Regisseur Chris Columbus eine bis heute für viele als Klassiker geltende Komödie vor. Sie machte nicht nur Macaulay Culkin über Nacht weltberühmt. Für viele da draußen gehört sie seit nunmehr 34 Jahren zum festen Weihnachtsfilm-Inventar. 2024 wurde er im deutschen Fernsehen viermal gezeigt. Für Sat.1 gehört es mittlerweile zur Tradition, "Kevin – Allein zu Haus" an Heiligabend um 20:15 Uhr auszustrahlen. Warum? Keinen Schimmer! Denn für mich ist die kollektive Liebe gegenüber diesem Film bis heute unerklärlich. Wie kann man so einer ätzenden Hauptfigur wie Kevin die Daumen drücken? Da fiebere ich ja schon lieber mit den beiden Gangstern mit…
Am 24. Dezember und 25. Dezember um 20:15 Uhr in SAT.1
Kevin – Allein zu Haus: Darum geht‘s
Vielleicht gibt es dort draußen ja die ein oder andere glückliche Person, die bislang noch nicht mit "Kevin – Allein zu Haus" in Berührung gekommen ist. Für all jene – ich beneide euch zutiefst – kommt hier eine kurze Zusammenfassung der Story, aus der bereits ersichtlich wird, weshalb ich mit diesem vielfach in anderen Filmen zitierten Machwerk nichts anfangen kann. In "Kevin – Allein zu Haus" geht es also um Kevin, logisch. Der achtjährige Satansbraten hat vier ältere Geschwister und wohnt mit ihnen sowie seinen Eltern Kate und Peter gemeinsam in Chicago. Es herrscht Trubel. Der Weihnachtsurlaub in Paris steht kurz bevor. In diesem Gewirr vergessen Mutter und Vater ausgerechnet ihren jüngsten Spross zu Hause, der hier fortan auf sich allein gestellt ist. Vor allem, als plötzlich zwei Einbrecher versuchen, sich Zugang zum Haus zu verschaffen, was Kevin mit allerlei brutalen Tricks zu verhindern versucht.
Kevin McCallister – Die ätzendste Hauptfigur, seit es Weihnachtsfilme gibt
Sicher: Kate und Peter McCallister sind nicht gerade Vorzeigeeltern. Dass Kate ihren Spross nach einem handfesten Krach auf dem kalten Dachboden schlafen lässt, war schon Anfang der Neunziger keine pädagogische Glanzleistung. Aber so wirklich verübeln kann ich es ihr nicht. Macaulay Culkin – das muss man ihm lassen – ging mit gerade einmal neun Jahren so richtig schön in seiner Rolle als Arschlochkind auf. Was bedeutet: Eigentlich kann diesen Jungen nur eine Mutter lieben – und nicht mal die scheint das zu tun.
Kevin ist ätzend, nervig und wenn man einmal darüber nachdenkt, möchte man die McCallisters dazu beglückwünschen, ihren Sohn und Bruder nicht während des Weihnachtsurlaubs ertragen zu müssen. Soll dieser sich doch mit den Ganoven vor seiner Haustür herumschlagen, denen er eine Falle nach der anderen stellt. Übrigens: Ist euch mal aufgefallen, wie unverschämt luxuriös das Haus der McCallisters ist? Das ist doch nie im Leben auf legale Geschäfte zurückzuführen!
Auch wenn es einst Plagiatsvorwürfe des Autors und Regisseurs René Manzor gab, der in "Kevin – Allein zu Haus" eine Kopie seines 1989 erschienenen Films "Deadly Games" zu erkennen glaubte, gehören zumindest die zahlreichen einfallsreichen Abwehrtricks zu den smarteren Momenten des Films. Nicht umsonst wurde die Idee eines bis ins Detail präparierten Heims voller improvisierter Schutzmechanismen später immer wieder in anderen Geschichten aufgegriffen. Übrigens: Der an dieser Stelle artverwandte Weihnachts-Actioner "Violent Night" (ab 16. Dezember auf Joyn verfügbar) sei euch hiermit wärmstens ans Herz gelegt!
"Kevin – Allein zu Haus": Warum ist das eigentlich ein "Weihnachtsfilm"?
Natürlich müssen nicht zwingend alle sogenannten "Weihnachtsfilme" auch tatsächlich an Weihnachten spielen. In Deutschland haben sich zum Beispiel die "Harry Potter"-Reihe, "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (über den ich genauso gut einen Artikel hätte schreiben können – wie kann man sich jedes Jahr an einem dermaßen drögen Film erfreuen?) und die "Der Herr der Ringe"-Filme als TV-Evergreens in der Adventszeit etabliert. Doch für viele von uns sorgen diese Fernseh-Traditionen trotzdem für ein wohlig warmes Gefühl. Aber "Kevin – Allein zu Haus"? Der spielt sogar an Weihnachten und versprüht trotzdem weniger Weihnachtsfeeling als der finale Schlusskampf zwischen Harry Potter und Lord Voldemort (checkt unbedingt die bei Joyn abrufbare Doku "Inside Harry Potter" aus!) – und da gibt es Tote!
Weder will ich mit den McCallisters in den Weihnachtsurlaub fahren noch dabei zusehen, wie Kevin allein zu Haus zwei Ganoven mit Tackern, Nägeln und Flammenwerfern malträtiert. Hallo? Das sind richtig brutale Dinge, die hier passieren – wie kann man das im Rahmen eines Familien(!)-Films lustig finden? Sicher: In Action- und Horrorstreifen ("Better Watch Out" sei hier als weiterer Geheimtipp genannt) mag man sich daran erfreuen. Aber "Kevin – Allein zu Haus" wird auch von Kindern gesehen. Und ich kann aus eigener Erfahrung sprechen: Selbst Schuld, wenn eure Kids danach Angst vor Einbrechern haben!
Kevin – Allein zu Haus – Deine Zeit ist vorbei
Ich weiß, ich weiß: Tradition und so. Für viele von euch ist "Kevin – Allein zu Haus" an Weihnachten vermutlich genauso wichtig, wie mir die Weihnachtsfolgen meiner Lieblingsserie "Community" oder die ultimative Weihnachts-Partycomedy "Office Christmas Party" (am 14. Dezember, um 22:20 in Sat 1.). Aber seht es endlich ein: Kevin ist nicht cool, die Ganoven nicht goofy und der Film nichts für die ganze Familie! Wartet einfach, bis eure Sprösslinge etwas älter sind und guckt mit ihnen "Better Watch Out" oder "Violent Night". Oder halt einfach zum x-ten Mal „Harry Potter“…
Wenn ihr trotzdem nicht die Finger von "Kevin – Allein zu Haus" lassen könnt, bietet euch Joyn die Möglichkeit, die Komödie im Livestream anzuschauen. Ich lege euch allerdings viel lieber die dort ebenfalls abrufbaren Weihnachtsklassiker "Tatsächlich… Liebe" oder – für die ganze Family – "Der Grinch" ans Herz.
Achtung, "Der Grinch" treibt schon sein Unwesen auf Joyn!
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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