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YouTuber Tomatolix über seine Joyn-Doku: Zwischen Drogen, Selbstversuchen und den Extremen des Frankfurter Bahnhofsviertels

Aktualisiert:

von André M. A.

Der Mönchengladbacher Felix Michels startete vor 15 Jahren als Tomatolix seinen Youtube-Kanal.

Bild: Tomatolix


Felix Michels, besser bekannt als Tomatolix, ist mit seinem Youtube-Kanal einer der erfolgreichsten Content-Creator Deutschlands, der mit seinen Selbstexperimenten rund 2,2 Millionen Abonnent:innen begeistert. Für seine neue Joyn-Reportage-Serie "Inside: Bahnhofsviertel" taucht er in das berüchtigte Frankfurter Bahnhofsviertel ein.


Was viele nicht wissen: Deine ersten Youtube-Videos vor über 10 Jahren hatten ja noch gar nichts mit Selbstexperimenten zu tun. Womit bist du damals gestartet und wie bist du letztendlich zu deinem heutigen Konzept gekommen?

Tomatolix: Als ich mit meinem Kanal angefangen habe, habe ich einfach das gemacht, was damals angesagt war: Vlogs, Sketche, Kurzfilme - also eher unterhaltende Inhalte. Ich habe sehr viel ausprobiert, und es hat lange gedauert, bis ich ein Format gefunden habe, mit dem ich mich wirklich wohlfühle, und das zu mir passt. Das war ein langer Prozess. Meinen Kanal habe ich 2010 gegründet, und 2016 kam dann mein erstes Selbstexperiment online - ein Video, in dem ich eine Woche lang auf Zucker verzichtet habe. In dem Moment ist das Format quasi entstanden. Das Video lief sehr gut, hat super viel Spaß gemacht - und dann habe ich einfach weitergemacht.

Gibt es ein Selbstexperiment, das dich bis heute begleitet oder nachhaltig beeinflusst hat?

Tomatolix: Ja, auf jeden Fall. Einige Experimente habe ich tatsächlich übernommen und bis heute beibehalten - zum Beispiel kalt duschen. Ich habe mich daran gewöhnt und so viele positive Effekte gemerkt, dass ich einfach weitergemacht habe. Ähnlich ist es bei manchen Ernährungsexperimenten. Ich habe verschiedene ausprobiert und mir aus jedem die besten Sachen rausgezogen. Aktuell achte ich zum Beispiel wieder stärker auf eine darmfreundliche Ernährung - also genug Ballaststoffe und so weiter. Das sind Dinge, die sich aus meinen Selbstexperimenten entwickelt und in meinen Alltag integriert haben.

Welches Experiment hättest du im Nachhinein am liebsten nicht gemacht?

Tomatolix: Ich habe zum Beispiel mal für ein Video drei Tage lang nicht geschlafen. Das war unglaublich anstrengend, und ich würde es definitiv nicht empfehlen.

In insgesamt acht Folgen beleuchtet Felix Michels aka Tomatolix den Frankfurter Stadtteil.

Bild: ProSiebenSat1


Für deine neue Joyn-Reportage-Reihe "Inside: Bahnhofsviertel" tauchst du tief ins Frankfurter Bahnhofsviertel ein. Warum hast du dich für diesen Ort entschieden? Was wolltest du mit der Serie anders machen als andere Medien?

Tomatolix: Ich war auf der Suche nach einem Ort, der viele Themen vereint, die mich interessieren - und das Bahnhofsviertel hat sich da angeboten. Ich wollte aber nicht, wie es in vielen Medienberichten der Fall ist, einfach nur zeigen: Das ist der schlimmste Ort Deutschlands, da traut sich keiner hin. Im Ausland wurde das Viertel ja sogar als "Zombieland" bezeichnet - und das trifft es einfach nicht.

Wenn man wirklich vor Ort ist und tiefer eintaucht, merkt man, dass da viel mehr dahintersteckt. Hinter jedem Menschen, dem man begegnet, stehen Schicksale und Geschichten. Es gibt dort nicht nur Probleme, sondern auch schöne Ecken, tolle Restaurants, herzliche Menschen. Das Bahnhofsviertel ist viel lebendiger und vielseitiger, als viele denken – und genau das wollte ich zeigen.

Für die Serie warst du unter anderem bei einer Razzia, eine Nacht im Rettungsdienst und im Laufhaus dabei. Gab es eine Situation, in der es dir zu brenzlig wurde?

Tomatolix: Natürlich begegnet man dort Menschen, die rumschreien oder Sachen werfen - einmal flogen auch Glasflaschen in unsere Richtung. Aber wir waren immer mit Leuten unterwegs, die das Viertel gut kennen und gut vernetzt sind. Sie haben uns geholfen, auf die richtige Art mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dadurch gab’s am Ende keine wirklich kritischen Situationen.

Fentanyl spielt in einer Folge auch eine Rolle - ein Thema, das du ursprünglich in den USA aufgreifen wolltest. Wie war es, das jetzt in Frankfurt umzusetzen?

Tomatolix: Fentanyl war auf jeden Fall ein Thema, das sich viele Zuschauer:innen gewünscht haben. Es ist medial sehr präsent, vor allem in den USA. Als ich fürs Bahnhofsviertel recherchiert habe, habe ich gemerkt, dass das auch dort zunehmend ein Problem wird. Das wollte ich unbedingt thematisieren.

Du hast in deinen Videos schon verschiedene Drogen ausprobiert. Wo ziehst du persönlich die Grenze?

Tomatolix: Ich informiere mich vorher immer sehr genau - lese Studien, spreche mit Expert:innen und schaue mir das Schadenspotenzial an. Gerade im Bereich Psychedelika habe ich ein bisschen Erfahrung und weiß, wie ich damit umgehen kann. Von Substanzen wie Fentanyl oder Crack würde ich die Finger lassen. Ich habe sogar kurz überlegt, ob man für die Serie einmal Crack rauchen könnte, weil ich ja schon mal Kokain ausprobiert habe. Nach Rücksprache mit Expert:innen und Wissenschaftler:innen habe ich davon aber abgesehen - die Gefahren sind in dieser Konsumform einfach deutlich höher als bei einmaligem Kokainkonsum.

Darf man in Zukunft auch noch weitere längere Serien mit dir erwarten?

Tomatolix: Mir hat es total Spaß gemacht, mal mehr Zeit für einzelne Themen zu haben. Ich glaube, das ist eine coole Erzählform, und es war auch schön, mit Joyn zusammenzuarbeiten und so ein Projekt überhaupt umsetzen zu können. Ich bin offen für mehr in der Richtung und gespannt, was die Zukunft bietet.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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