Vom Hillbilly zum nächsten US-Präsidenten? Die Zukunft von JD Vance

Nach schwieriger Jugend zum Bestseller-Autor

Washington, Februar 2025: In einem hitzigen Treffen im Oval Office mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erhebt JD Vance die Stimme: "Haben Sie sich schon mal bedankt? Zeigen Sie mal etwas Anerkennung für die Vereinigten Staaten und unseren Präsidenten, der versucht, Ihr Land zu retten". Die Szene geht um Welt und zeigt, wie kompromisslos der neue US-Vizepräsident an der Seite von Donald Trump agiert.

Dabei gab sich der heute 41-Jährige JD Vance vor wenigen Jahren noch ganz anders: moderat und distanziert zu Trump.

James David Vance wurde 1984 als James Donald Bowman in der Industriestadt Middletown, Ohio, geboren. Sein Vater, ebenfalls Donald genannt, verschwand früh aus dem Leben der Kinder, sodass sie bei der drogenabhängigen Mutter zurückblieben. Stabilität findet der junge James erst bei den Großeltern.

Nach dem Dienst bei den US-Marines ermöglicht ihm ein Stipendium sein Studium - erst an der Ohio State University, dann an der Elite-Uni Yale. 2016 erscheint seine Autobiografie "Hillbilly Elegie", in der er seine Kindheit beschreibt und die soziale Misere im Rust Belt, dem Rostgürtel, analysiert.

"Hillbilly" heißt so viel wie "Hinterwäldler" und ist in den USA eine abwertende Bezeichnung für arme, weiße Menschen aus ländlichen Regionen wie den Appalachen. Genau dieses Milieu, geprägt von Arbeitslosigkeit und Drogenkrise, rückt Vance in den Mittelpunkt seines Buches.

Das Buch wird mitten im Wahljahr ein Bestseller und macht Vance zum gefragten politischen Kommentator. Damals gilt er noch als harter Trump-Kritiker Er bezeichnet ihn als "kulturelles Heroin" und sogar "Amerikas Hitler".

Die Wende hin zu Trump

Seine Karriere wird entscheidend von Tech-Milliardär Peter Thiel gefördert, den Vance bereits 2011 kennenlernt. Thiel verfolgt eine libertäre Ideologie und wird für Vance zum Freund, Investor und Türöffner in konservative Netzwerke. Vance zieht ins Silicon Valley und rückt politisch immer weiter nach rechts.

2021 startet er seine Kandidatur für den US-Senat in Ohio. Seine frühere Trump-Kritik erklärt er als Irrtum, übernimmt zentrale Narrative der MAGA-Bewegung und stellt Migration ins Zentrum seiner Kampagne. Mit Trumps Unterstützung gewinnt er die Wahl und zieht 2023 in den Senat ein.

Nur zwei Jahre später wird er Trumps Vizepräsident - und entwickelt sich zu dessen loyalstem Verteidiger.

In dieser Rolle scheut er keine Konfrontation. Seine scharfen Attacken auf politische Gegner begeistern die Trump-Basis, stoßen aber in seiner Heimatstadt auf gemischte Reaktionen. Manche sehen in ihm den Beweis, dass es ein "Hillbilly" ins Weiße Haus schaffen kann, andere nennen ihn einen Opportunisten, der seine Ideale verraten hat.

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Trumps möglicher Nachfolger

Donald Trump hat JD Vance bereits als "wahrscheinlichen" Nachfolger ins Spiel gebracht, eine offizielle Unterstützung für 2028 gibt es aber nicht. Beobachter haben gespaltene Meinungen zu ihm. Manche sehen ihn teils als klugen Strategen, teils als größere Gefahr für die amerikanische Demokratie als den amtierenden Präsidenten. Politikwissenschaftlerin Liana Fix äußert gegenüber dem ZDF: "Weil er ideologisch sehr viel kohärenter ist als Donald Trump, weil er radikaler ist und gleichzeitig auch sehr opportunistisch, ist er jemand, den man in Zukunft vielleicht noch ernster nehmen muss als Trump selbst."

Vance hatte sich zuletzt überraschend deutlich für den Spitzenjob im Weißen Haus positioniert. In einem Interview mit "USA Today" erklärte er, dass er jederzeit bereit sei, die Präsidentschaft zu übernehmen, sollte es nötig werden: "Wenn es, Gott bewahre, zu einer schrecklichen Tragödie kommt, kann ich mir kein besseres Training am Arbeitsplatz vorstellen als das, was ich in den letzten 200 Tagen erhalten habe." Mit 41 Jahren ist Vance der jüngste Vizepräsident in der Geschichte der USA, während Trump mit 79 Jahren einer der ältesten Präsidenten ist. Vances Aussagen sind vor dem Hintergrund aktueller Berichte über Trumps Gesundheitszustand zu verstehen.

Fest steht: Der Aufstieg des einstigen Trump-Kritikers zeigt, wie schnell sich Karrieren in der US-Politik drehen können – und sehr Loyalität in den richtigen Kreisen zählt. JD Vance ist nur einen Schritt vom mächtigsten Amt der Welt entfernt.

Die zweite Folge von "Galileo: Das Regime" blickt hinter die Kulissen der MAGA-Bewegung: von Propaganda-Podcasts bis zu ehemaligen Mitgliedern, die vor Radikalisierung warnen.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.