Recycling-Projekt: Durch Idealismus und Teamgeist entsteht im Dschungel ein Dorf aus Müll - wie geht das?

Plastikmüll, Bananenblätter - und eine große Vision: Daraus besteht ein ehrgeiziges Projekt junger Idealist:innen aus Deutschland. Mit "Project Wings" - einer 2019 gegründeten, gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Koblenz - bauen die Gründer:innen Basti, Mark, Erich und Leonie gemeinsam mit einem Team aus 30 Freiwilligen und Einheimischen im indonesischen Dschungel von Sumatra das, was einmal das größte Recyclingdorf der Welt werden soll.

Ihr Ansatz: Umwelt- und Klimaschutz gesellschaftsfähig machen und mit sozialen Perspektiven verbinden - und Plastikmüll, der sonst Flüsse und Böden verschmutzt, als Baumaterial nutzen.

Müllmanagement trifft Bildungsarbeit

Mit ihrer "Trashbank" hat die Organisation das erste Müllmanagement-System der Region Bukit Lawang installiert. Dort werden Abfälle sortiert und gereinigt, bevor sie - je nach Material - weiterverarbeitet werden, zum Beispiel zu sogenannten Eco-Bricks.

Diese Eco-Bricks - Plastikflaschen, gefüllt mit gereinigtem Plastikmüll - können Ziegelsteine ersetzen: Zusammen mit Lehm bilden sie nicht nur die Substanz des Recyclingdorfs, sondern bieten den Einheimischen auch eine neue Einnahmequelle.

Neben Müllmanagement ist auch Bildungsarbeit eine der wichtigsten Säulen von "Project Wings" - denn nur so können sich vor Ort nachhaltige Perspektiven für die Menschen entwickeln.

Lokale Traditionen stehen ebenso auf dem Lehrplan wie Umweltbildung: Das Recyclingdorf entsteht im zweitartenreichsten Regenwald der Welt - doch Flora und Fauna stehen durch Klimawandel, Umweltverschmutzung und Wilderei unter Druck. Durch ihre Bildungsarbeit wollen die Aktivist:innen künftigen Generationen einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Planeten vermitteln.

Ein Dorf aus 32 Tonnen Plastikmüll

32 Tonnen aufgearbeiteter Plastikmüll wurden bislang im Recyclingdorf verbaut, rund 750.000 Euro investiert. Finanziert wird das Dorf durch Spenden, Sponsoren, Stiftungen und den Verkauf nachhaltiger Produkte - doch während der Corona-Pandemie gingen die Einnahmen zurück.

Hinzu kamen Bauprobleme: Das Fundament des Marktplatzes musste komplett neu gegossen werden - ein Rückschlag, der Zeit und Geld kostete.

Die Gründer:innen Basti, Mark, Erich und Leonie schafften es dennoch, die Krise zu überwinden und ihr Projekt zu retten. Nun befinden sich die Bauarbeiten in den letzten Zügen - schon in wenigen Tagen soll das größte Recyclingdorf der Welt seine Tore öffnen.

Arbeiten unter Zeitdruck - und gegen den Klimawandel

Noch ist das Dach des Marktplatzes, dem Herzstück des Recyclingdorfs, nicht fertig gedeckt - die Lieferung der benötigten Bananenblatt-Paneele hatte sich verzögert. Als die Bananenblätter nur einen Tag vor der Eröffnung endlich eintreffen, muss das Team ordentlich Gas geben. Viel Zeit bleibt nicht: In Sumatra, so nahe am Äquator, geht die Sonne binnen Minuten unter.

Während sich Dachdecker Erich auf die für ihn ungewohnte Bambuskonstruktion wagt, um die Arbeiter zu unterstützen, nehmen Johann und Basti an einer "One Hour Action" teil: Hier kommen Menschen zusammen, um gemeinsam eine Aufgabe zu erledigen.

Diesmal werden aus einem nahegelegenen Teich Wasserhyazinthen entfernt. Die invasive, in Indonesien nicht heimische Pflanzenart setzt beim Absterben das Treibhausgas Methan frei - und ist damit klimaschädlich.

Das Entfernen der Pflanzen kommt aber nicht nur dem Klima zugute: Aus dem Unkraut lässt sich "Terra Preta" herstellen - einer der fruchtbarsten Böden der Welt. Sie speichert nicht nur große Mengen Treibhausgase, sondern hilft auch, Böden zu regenerieren und auf Permakultur umzustellen.

Permakultur ist eine effiziente Form der ökologischen Landwirtschaft, die sich an den Kreisläufen der Natur orientiert. Project Wings kann damit schon heute erfolgreich Gemüse für den Markt produzieren.

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Große Probleme kurz vor der Eröffnung

Kurz vor der Eröffnung tauchen jedoch neue Probleme auf: Das Dach ist gedeckt - doch der Rahmen für die Spitze wird nicht mehr rechtzeitig fertig. Sollte es am Tag der Eröffnung regnen, steht der Marktplatz mitsamt den Marktständen unter Wasser.

Als wäre das nicht genug, beschädigt ein Teammitglied bei Bodenarbeiten ein Kabel - Funken fliegen, und die Beleuchtung der Außenanlage droht komplett auszufallen. Und schließlich wird mit Projektleiter Johann auch noch die wichtigste Schaltstelle des Bauvorhabens krank - keine 24 Stunden vor der Eröffnung.

Wird die Eröffnung des größten Recyclingdorfs der Welt (buchstäblich) ins Wasser fallen? Die dreiteilige "taff"-Doku "Project Wings: Das größte Recyclingdorf der Welt" zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Idealismus, Teamgeist und Improvisationstalent aufeinandertreffen.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.