Mit klarer Haltung

"Das macht keinen Spaß": Wann Ulrike Folkerts an einen "Tatort"-Abschied gedacht hat

Aktualisiert:

von Johanna Grauthoff

Ulrike Folkerts spielt seit 1989 eine der Hauptrollen in der Kult-Krimireihe.

Bild: SWR/Sabine Hackenberg


Seit 36 Jahren ermittelt Ulrike Folkerts als Kommissarin Lena Odenthal im "Tatort". Mit Lederjacke, kurzen Haaren und einer klaren Haltung veränderte sie das Bild der Frau im deutschen Krimi-TV. In der "NDR-Talkshow" sprach die Schauspielerin über Höhen und Tiefen sowie ihre Zukunft beim ARD-Kult-Krimi.


Die dienstälteste "Tatort"-Kommissarin

Ulrike Folkerts (64) ist das Gesicht des Ludwigshafener "Tatort". Seit 1989 verkörpert sie die Kommissarin Lena Odenthal. In der Folge "Die Neue" stand sie zum ersten Mal vor der Kamera und ahnte damals nicht, dass sie mit dieser Rolle Fernsehgeschichte schreiben würde.

Mittlerweile blickt die gebürtige Hessin auf 82 "Tatort"-Folgen zurück und gilt als eine der beliebtesten Ermittlerinnen des Krimi-Formats. Im November läuft die neue Episode "Mika & Nisha", in der ein Familienstreit zur tödlichen Eskalation führt.

Ein neues Frauenbild im Fernsehen?

Als Folkerts vor 36 Jahren in die Rolle schlüpfte, war sie die erste Frau im "Tatort"-Team. Mit Lederjacke, Jeans und Kurzhaarschnitt prägte sie ein neues Bild der Weiblichkeit in der TV-Krimi-Landschaft.

Ich wusste gar nicht, dass ich die einzige Frau damals war.

Ulrike Folkerts in der "NDR Talkshow"

Zu Beginn sei sie sehr naiv gewesen, wie sie sich in der "NDR Talkshow" erinnerte. "Ich wusste gar nicht, dass ich die einzige Frau damals war." Dass ihre Figur so einschlagen würde, war für sie damals ein "glücklicher Zufall". Besonders Spaß habe ihr gemacht, dass sie als Kommissarin so viele Männer zur Strecke bringen durfte.

Schwierige Phase für Folkerts

Doch nicht immer lief es rund: Immer wieder gab es Versuche, die kantige Ermittlerin "salonfähiger" zu machen. In der "NDR Talkshow" verriet Folkerts, dass ihre berühmte und ikonische Lederjacke gestrichen werden sollte. Sie setzte sich persönlich für den Erhalt des Kult-Kleidungsstückes ein und durfte die Jacke behalten.

Ulrike Folkerts hat nicht nur rosige Zeiten beim "Tatort" erlebt. "Es gab eine Phase, da hatte ich einen anderen Fernsehchef, der wollte weder, dass Lena Odenthal trinkt, noch, dass sie sich verliebt oder einen Fehler macht. Das ist doch überhaupt kein Mensch mehr, sondern nur noch eine Funktion, die erfüllt wird", erzählt die Schauspielerin.

Damals habe sie sogar ans Aufhören gedacht. "Da war ich mal kurz davor zu sagen: 'Leute, so geht das nicht. Das macht keinen Spaß.'"

Höhenflug als "erfahrene Häsin"

Inzwischen sieht Folkerts ihre Situation deutlich entspannter. "Im Moment bin ich auf einem Höhenflug. Ich finde die Fälle sensationell gut." Innerhalb des Ludwigshafener Teams genieße sie als älteste Kollegin und "erfahrene Häsin" großen Respekt. "Die können ja auch von mir lernen."

Ihre Figur als Lena Odenthal beschreibt die Schauspielerin als "einsame Wölfin" - unabhängig, ohne feste Beziehung, aber mit klarer Haltung. "Die Typen, in die Lena Odenthal sich verliebt hat im Laufe der Fälle, waren meistens die Täter. Die musste sie am Ende erschießen oder festnehmen."

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Noch zwei neue Fälle mit ihr

Für Ulrike Folkerts sei ihre Rolle als Kommissarin die beste Entscheidung ihres Lebens. "Ich wollte nie irgendwelche Opferfrauen spielen." Auch nach mehr als drei Jahrzehnten denkt die Schauspielerin nicht ans Aufhören: "Jedes Jahr wird neu verhandelt. Ich weiß, dass ich nächstes Jahr zwei 'Tatort'-Filme drehe. 2027 sieht auch ganz gut aus. Weiter darf ich gar nicht denken."

Ich weiß, dass ich nächstes Jahr zwei 'Tatort'-Filme drehe. 2027 sieht auch ganz gut aus.

Ulrike Folkerts über ihre Zukunft in der "NDR Talkshow"

Über ihren möglichen Abschied macht sich Ulrike Folkerts momentan keine Gedanken. Wenn es irgendwann so weit sei, möchte sie aber selbst bestimmen, wie dieser aussieht. "Ich denke, wenn, dann will ich auf jeden Fall nicht sterben. Falls das die Frage war. Wenn, dann mache ich vielleicht lieber mit der besten Freundin eine Weltreise".

Privat auch "Tatort"-Fan

Trotz unzähliger Drehtage bleibt Folkerts auch privat Fan der Krimireihe. „Ich muss ja schauen, was meine Kollegen machen, wie sie es machen, was die dürfen, wer Regie hat und die Bücher schreibt. Ich habe auch Lieblingskommissarinnen. Männer weniger. Aber ich schaue gerne." Besonders schätzt sie Filme mit überraschenden Wendungen.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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