Private Einblicke
"Davon kann man später nicht leben": "Tatort"-Star Wotan Wilke Möhring über Rente
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von Lars-Ole Grap"Tatort"-Star Wotan Wilke Möhring spricht im Interview über die Herausforderungen des Rechtsstaats und den Mut zur Selbstverantwortung.
Bild: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte
In einem packenden "Tatort"-Doppelpack fesselte Wotan Wilke Möhring als Kommissar Falke am vergangenen Sonntag ein Millionenpublikum. Jetzt zeigte sich der Schauspieler in einem Interview von seiner nachdenklichen und privaten Seite.
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Wotan Wilke Möhring über "Tatort"-Budget, Vorsorge und Verantwortung für die Familie
In Zeiten knapper werdender Ressourcen steht auch die Filmwelt vor der Herausforderung, mit weniger mehr zu erreichen. Obwohl ein Budget von rund vier Millionen Euro für einen solchen "Tatort"-Doppelfall nach viel klingt, muss auch die Filmbranche sparen. Wotan Wilke Möhring sieht das im Interview mit "t-online" jedoch pragmatisch: "Auch wenn überall gespart werden muss - am Ende sind richtig schöne Filme entstanden." Seiner Ansicht nach hänge die Qualität eines packenden Krimis ohnehin primär von einem starken Drehbuch ab; eine gute Geschichte sei das Fundament jeder Produktion.
Doch nicht nur die Filmindustrie muss ihre Ausgaben im Blick behalten. Auch der "Tatort"-Star blickt trotz seines Erfolgs mit einer gesunden Portion Realismus auf das Thema Finanzen. In dem Interview räumt er ein, dass er erst spät begonnen habe, für seine Familie vorzusorgen. Das Bild des sorgenfreien Stars lässt er so nicht stehen.
Nur weil ich bekannt bin, heißt das nicht, dass ich sorgenfrei bin.
Vor allem die Verantwortung für seine Kinder habe seine Denkweise verändert. Zwar zahle er durch seine Anstellung beim "Tatort" in die gesetzliche Rentenversicherung ein, doch er findet deutliche Worte zur aktuellen Lage: "Davon kann man später nicht leben." Er versuche daher, privat über Lebensversicherungen gegenzusteuern.
Gleichzeitig plädiert er auch für ein Umdenken in der Rentendebatte: Die Menschen müssten seiner Meinung nach wieder mehr Selbstverantwortung übernehmen. Er glaube, dass man ihnen durchaus zutrauen könne, für sich selbst zu sorgen, was auch die demografischen Probleme entschärfen würde.
Wotan Wilke Möhring über "Tatort"-Folge und Rechtsstaat: Machtungleichgewicht zwischen Staat und Verbrechen
Im Nachgang zur packenden "Tatort"-Doppelfolge vom vergangenen Sonntag schlägt Wotan Wilke Möhring auch nachdenkliche Töne in dem Interview an. Das Ungleichgewicht zwischen Gesetz und Verbrechen habe ihn während der Dreharbeiten beschäftigt - besonders die "strukturelle Asymmetrie", die Kriminelle schamlos ausnutzten. Während Ermittler:innen an strikte Vorgaben gebunden seien, agiere die Mafia völlig entfesselt: "Das ist genau das Spannende an diesem Fall: Die Bösen dürfen alles, der Staat dagegen muss sich an Regeln halten - und genau das nutzen Kriminelle gezielt aus."
Zwar sei der Rechtsstaat für ihn ein "hohes Gut", doch er gibt zu bedenken, dass sich der Staat durch Datenschutz, Vorschriften oder Fristen oft selbst im Weg stehe. Hier müsse man politisch immer wieder nachjustieren, damit der Staat nicht hilflos wirke.
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Wotan Wilke Möhring über Glück, Achtsamkeit und die Balance zwischen Rolle und Privatleben
Kritisch betrachtet der Schauspieler auch die aktuelle "Mecker-Mentalität" im Land. Wir redeten uns oft schlechter, als wir seien. Er hinterfragt außerdem den ständigen Drang vieler Menschen nach Optimierung und Wachstum.
Wir sind so geprägt vom 'Mehr, mehr, mehr'-Denken, dass wir verlernen, einfach mal zufrieden zu sein.
Für ihn liege das Glück oft in den Momenten, in denen man eben nicht hetze, sondern stehen bleibe und wahrnehme. Ein wichtiger Schlüssel dazu sei auch die Entkopplung von der digitalen Welt: "Das wahre Leben findet nicht auf Instagram statt." Dieses bewusste Innehalten und die Rückbesinnung auf das Wesentliche spiegeln sich auch in seiner Arbeit wider: Trotz der intensiven Verbindung auf seine Rollen gelingt es ihm, Privates und Berufliches klar zu trennen.
Dass er nach über zwölf Jahren bereits eine tiefe Verbindung zu seiner Rolle als Kommissar Falke hat, ist allerdings kaum zu übersehen. Dennoch brauche er die Abgrenzung: Die ikonische Lederjacke oder bestimmte Schuhe von Falke helfen ihm, nach Drehschluss die Rolle abzulegen.
Trotz der engen Verbindung zu Falke weiß Möhring also genau, wann er Abstand braucht - eine Einstellung, die sich auch auf seine Karriereentscheidungen überträgt. Denn Gedanken ans Aufhören habe der 58-Jährige Schauspieler nicht wegen seines Alters, sondern höchstens wegen der Qualität der Projekte. Er sei wählerischer geworden und wolle seinen eigenen Anspruch hochhalten. Sein Versprechen an die Fans: "Und wenn irgendwann der Moment kommt, an dem ich merke, dass mir der Job keinen Spaß mehr macht - dann höre ich auf. Aber solange das nicht so ist, bleibe ich dabei."
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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