Die Olsenbande: Diese dänischen Gauner wurden in der DDR geliebt

In der Weihnachtszeit gibt's Lebkuchen und Zimtsterne auf dem Teller und - ebenso traditionell - "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" oder Loriots Sketch-Geniestreich "Weihnachten bei Hoppenstedts" im Fernsehen. Vor allem im ostdeutschen Raum gehören zum Vorweihnachtsritual aber auch drei ausgebuffte, aber regelmäßig scheiternde dänische Gauner: Die Filmreihe um die "Olsen-Bande" erlangte schon zu DDR-Zeiten Kult-Status und ist auch in diesem Jahr im Programm von MDR und RBB.

Ove Sprogøe, Morten Grunwald, Poul Bundgaard - manchen Menschen sagen diese Namen nichts. Fans der "Olsenbande" dagegen reiben sich begeistert die Hände. Die drei dänischen Schauspieler wurden als Egon Olsen, Benny Frandsen und Kjeld Jensen erst Kino- und dann TV-Helden. Und zwar nicht nur in der dänischen Heimat und in Skandinavien, sondern auch in der DDR. Nach dem Überraschungserfolg von "Die Olsenbande" (1968) erschienen bis 1981 zwölf weitere Filme. 1998 beschloss "Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande" die Filmreihe.

Die Hauptfiguren der Olsenbande: Ganoven wie du und ich

Ganoven mit Alltagssorgen wie jeder "normale" Mensch - das war der Hauptgedanke hinter der Idee, die Drehbuchautor Henning Bahs Ende der 1960er-Jahre zu "Die Olsenbande" führte. Deshalb ist Bandenchef Egon zwar ein Gentleman-Verbrecher mit Melone, Nadelstreifenanzug und Zigarre, dafür aber auch ein kleiner Choleriker, der bei Problemen flucht wie ein Kesselflicker.

Benny - Markenzeichen: braunes kariertes Sakko, zu kurze Hosen, gelbe Socken, Schlapphut - ist wie ein zu groß geratener Lausbub. Er kann mit Autos besser umgehen als jeder Formel-1-Profi, bringt dafür aber im sozialen Leben kaum was auf die Beine. Er hat in zwei Filmen eine (unterschiedliche) Verlobte, die beide danach nie mehr erwähnt oder gesehen wurden.

Kjeld Jensen ist ein eher vorsichtiger Charakter mit Neigung zu Angstattacken, wenn's wirklich brenzlig wird. Er macht bei der Bande hauptsächlich deshalb mit, weil er damit seine Familie ernähren kann und vor allem den oft verschwenderischen Lebensstil seiner Frau Yvonne finanziert, unter deren Pantoffeln er steht. Kjeld ist das Organisationstalent der Bande, hat immer eine Hebammentasche bei sich, ist übergewichtig und trägt immer ein braunes Jackett, Schiebermütze und Fliege.

Yvonne ist Kjelds Ehefrau und wurde von Kirsten Walther gespielt. Sie war zunächst nur eine Nebenfigur, ab dem vierten Teil "Die Olsenbande und ihr großer Coup" war sie unverzichtbar. Die Streitereien zwischen ihr und Egon, meist wenn es um einen neuen Plan des Bandenchefs ging, wurden zu Höhepunkten der Filmreihe. Yvonne zeichnet sich durch ein Faible für schrille Klamotten und ein hohes Maß Naivität aus. Eigentlich will sie ein ruhiges Leben, andererseits ein luxuriöses - weshalb die Raubzüge der Bande wichtig sind. Wenn mal was schiefgeht, haben immer die Männer schuld, selbst wenn Yvonne die Beute verliert.

Die 14 Filmabenteuer der "Olsenbande"

• "Die Olsenbande" (1968) war als Parodie auf "James Bond"-Filme sowie die Sex-Welle in Dänemark der späten 1960er Jahre angelegt.

• Der Erfolg von "Die Olsenbande in der Klemme" (1969) sorgte dafür, dass der erste Film auch ins Ausland verkauft werden konnte. Vor allem in der DDR, aber auch in Polen, fasste die Olsenbande beim Publikum Fuß.

• "Die Olsenbande fährt nach Jütland" (1971) festigte den Erfolg, sodass ab da jährlich ein Film gedreht wurde.

• "Die Olsenbande und ihr großer Coup" (1972)

• "Die Olsenbande läuft Amok" (1973)

• "Der (voraussichtlich) letzte Streich der Olsenbande" (1974): Die Reihe sollte mit diesem Film enden, von dem Plan rückte man jedoch nach dem enormen Kinoerfolg ab.

• "Die Olsenbande stellt die Weichen" (1975): Der Film kam in der DDR ins Kino, noch bevor "Der (Voraussichtlich) letzte Streich" zu sehen war. Das ZDF strahlte ihn erstmals 1989 unter dem Titel "Auf den Schienen ist der Teufel los" aus.

• "Die Olsenbande sieht rot" (1976): Einer von drei Olsenbande-Filmen, die in der DDR nicht ins Kino kamen. ZDF-Titel (1989): "Schlagbohrer mit Musik".

• "Die Olsenbande schlägt wieder zu" (1977): Kam erst 1981 in die DDR-Kinos. Im ZDF 1990 unter dem Titel "Butter, Brot und Bonzen" erstmals ausgestrahlt.

• "Die Olsenbande steigt aufs Dach" (1978): Der Originaltitel bedeutete übersetzt "Die Olsenbande zieht in den Krieg" und fiel in der DDR der Zensur zum Opfer. Wie auch die Auflistung der Synchronsprecher im Abspann - denn einer davon hatte die DDR verlassen.

• "Die Olsenbande ergibt sich nie" (1979) hieß beim ZDF bei der Erstausstrahlung 1990 "Dänemark wird ruiniert".

• "Die Olsenbande fliegt über die Planke" (1981): Ein Novum, denn der Film bildet mit Nachfolger "Die Olsenbande fliegt über alle Berge" eine Einheit. Beide Filme wurden in Dänemark im Abstand von zwei Monaten veröffentlicht. In der DDR (1984) betrug der Abstand vier Monate.

• "Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande" (1998): 1987 war Hauptdarstellerin Kirsten Walther gestorben. Lange schien ein Comeback der Olsenbande daher unmöglich. Während der Dreharbeiten starb Kjeld-Darsteller Poul Bundgaard und wurde für die letzten Szenen durch ein Double ersetzt.

Die Olsenbande ist auch auf Joyn auf Raubzug

Während die Olsenbande in der DDR ein Publikumsrenner war, war das Interesse in Westdeutschland verhalten. Einige Experten begründeten das damit, dass die westdeutsche Synchronisation derjenigen von DEFA in Ostdeutschland unterlegen war. Nach der Wiedervereinigung sendeten deshalb auch neben dem MDR fast alle anderen dritten Programme nur noch die DEFA-Fassungen und machten die Filme zu dem, was sie heute in Gesamtdeutschland sind: unverzichtbar im Weihnachtsprogramm.

Ab dem 21. Dezember sind die Filme sowohl beim MDR als auch beim RBB zu sehen, meistens täglich und entweder am Vormittag (RBB), mittags oder am frühen Nachmittag (MDR).

Auf Joyn sind "Die Olsenbande", "Die Olsenbande in der Klemme" und "Die Olsenbande sieht rot" jederzeit erhältlich.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.