"...um auch jenen eine Stimme zu geben, die das nicht mehr können"

Magdalena Punz im exklusiven Interview zur ROMY-Nominierung 2025

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von Marlene Sofie W.

PULS 24 Chefreporterin Magdalena Punz ist für die Romy 2025 in der Kategorie "TV-Journalismus" nominiert.

Bild: PULS 4/JOYN


Neben der Kategorie "TV-Journalismus" ist auch die Doku "505 Tage Dunkelheit" im Voting vertreten. Darin begleitet Punz den Geiselüberlebenden Tal Shoham zurück ins Kibbuz. Wir sprachen über Vertrauen, Belastung und den Mut, unerzählte Geschichten hörbar zu machen.


Du hast die Doku mit PULS 24-Chefreporterin Magdalena Punz noch nicht gesehen?


Das exklusive Interview mit Magdalena Punz

Was bedeutet dir die Nominierung für die ROMY 2025?

Magdalena Punz: Es ist natürlich schon einmal eine ganz große Auszeichnung und überhaupt nominiert zu werden. Das ist eine Fachjury von Journalistinnen und Journalisten aus ganz Österreich, die sich anschauen, wer hätte denn verdient, quasi in diesen Kategorien nominiert zu werden und da überhaupt dabei zu sein, ist schon einmal eine sehr große Auszeichnung. Das freut mich schon wahnsinnig. Natürlich, die dann zu gewinnen, ist noch einmal eine andere Sache. Es sind so viele tolle andere Kolleginnen und Kollegen mitnominiert, dass das sicher schwierig werden wird. Aber wie gesagt, schon allein die Nominierung ist eine Auszeichnung.

Die Doku "505 Tage Dunkelheit" wurde ebenfalls nominiert. Hier hast du den Geiselüberlebenden Tal Shoham zurück ins Kibbuz begleitet. Wie habt ihr Beiden es geschafft, so schnell Vertrauen aufzubauen?

Magdalena Punz: Also das musste relativ schnell gehen, weil ich eigentlich diese Geschichte von unserer Info-Direktorin Corinna Milborn, die ja hier (bei der Romy) mitnominiert ist, übernommen habe. Die Geschichten der Geiseln habe ich aber von Beginn an - seit dem 7. Oktober 2023 - eigentlich sehr, sehr genau mitverfolgt. Dementsprechend auch natürlich die Geschichte von Tal Shoham. Und ihn dann aber auch kennenzulernen - da gab es ja im Vorfeld ein Vorgespräch - das war schon in Israel.

Das war ein erstes Kennenlernen, bevor wir noch gemeinsam ins Kibbuz gefahren sind, von wo er ja auch aus entführt wurde. Und der ist einfach so ein netter, sympathischer Mann, dass das relativ gut und schnell funktioniert hat und da auch gleich Sympathie da war. Und ich muss dazu sagen, gerade bei dieser Geschichte hat man jetzt als Journalistin eigentlich die Aufgabe, sich ein bisschen mehr zurückzunehmen und den Protagonisten erzählen zu lassen. Er hat so viel zu erzählen gehabt und diese Geschichten sind fast so ein bisschen wie ein Zeitdokument gewesen. Und da hat er den ganz großen Anteil daran, dass diese Dokumentation so stark geworden ist, weil einfach seine Geschichte eine so schreckliche, traurige, am Ende aber auch eine Hoffnungsgeschichte gewesen ist.

Er hat es ja herausgeschafft, aber es sind zwei seiner besten Freunde, mit denen er in den Tunneln gefangen war, immer noch Geiseln. Dementsprechend ist seine Geschichte auch noch nicht ganz auserzählt.

Magdalena Punz über Tal Shoham und seine noch vermissten Freunde

PULS 24-Chefreporterin im Interview über ihre Reportage "Tabuthema Mädchengewalt"

... hier geht das Interview weiter

Solche Geschichten gehen einem unter die Haut. Wie schützt du dich emotional?

Magdalena Punz: Also meine Strategie ist eigentlich viel darüber zu sprechen, direkt danach viel darüber zu sprechen, mit Kolleginnen, mit Kollegen, die vielleicht in ähnlichen Situationen sind oder auch zu Hause, mit der Familie oder Menschen, die einem nahestehen, um das einfach auch ein bisschen loszuwerden. Und das hilft mir schon sehr, sehr gut in ganz schwierigen Situationen. Das hatte ich auch schon einmal beim Terroranschlag von Wien, wo ich quasi nicht mehr so ganz wusste, wo ich mit meinen Gefühlen irgendwie hinkomme, da habe ich auch professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Ich finde, das ist auch nichts, wofür man sich schämen muss, sondern ich glaube, das ist ganz wichtig, dass man sagt, manchmal stößt man vielleicht auch ein bisschen an seine Grenzen, dann ist es auch richtig, das aufzuarbeiten. Das habe ich bis jetzt immer ganz gut geschafft.

Aber mir ist trotzdem wichtig, nicht abzustumpfen und die Empathie, die ich versuche, den Menschen entgegenzubringen, mir auch beizubehalten.

Magdalena über den Umgang mit schwierigen Themen im Journalismus.

Was würdest du jungen Journalist:innen raten, die in den investigativen oder Krisen-Journalismus gehen wollen?

Magdalena Punz: Der Journalismus ist jetzt aktuell schon ein ziemlich hartes Pflaster, weil es wenige Jobs gibt und die Medienhäuser ja auch abbauen. Und ich glaube trotzdem, dass man sich nicht davon abbringen lassen sollte. Also wenn man das wirklich machen möchte, dann soll man sich auch nicht davon abbringen lassen. Wichtig ist, neugierig zu sein, offen zu sein. Den Menschen immer auf Augenhöhe zu begegnen. Das ist mir immer ganz, ganz wichtig, vor allem jetzt im Bereich, in dem ich arbeite, nämlich gesellschaftspolitisch oder eben auch im chronikalen Bereich. Und demgegenüber, in dem Moment des Interviews, auch das Gefühl zu geben, dass der oder diejenige jetzt die volle Aufmerksamkeit hat. Das meine ich auch immer sehr ernst bei den Menschen. Mich interessieren ihre Geschichten. Ich bin mit vielen meiner Protagonistinnen auch im Nachhinein noch in Kontakt, weil ich finde, dass man nicht einfach quasi die Menschen dann fallen lassen sollte. Also ich glaube, es ist wichtig, diesen Job sehr ernst zu nehmen, hier stets zu versuchen, objektiv zu bleiben, ernsthaft zu bleiben. Dinge und Menschen vor Allem ernst zu nehmen. Und das ist so ein bisschen mein Zugang, auch über Dinge zu sprechen, die man vielleicht nicht so gerne hört, um auch jenen eine Stimme zu geben, die das nicht mehr können.


Wie kriminell sind Jugendliche wirklich? Diese Doku liefert Einblicke.


Gibt es abschließend noch etwas, dass du gerne loswerden möchtest?

Magdalena Punz: Ich will mich bedanken bei Tal Shoham und seiner Familie, dass sie so ehrlich und offen mit uns gesprochen haben und da einen Einblick gegeben haben über seine Willensstärke, jetzt auch noch weiterzukämpfen, für seine Freunde Guy und Eviatar, die ja immer noch in Geiselhaft sind. Und danke für die Menschen, die sich diese Geschichte anschauen und mitfühlen und mitfiebern... auch wenn es schwer zu ertragen ist, aber ich glaube, es ist wichtig, dass die Menschen hören, was diesen Geiseln zugestoßen ist.

Danke liebe Magdalena für das spannende Interview!

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