"Mozart/Mozart"-Star im Porträt

Eren M. Güvercin: Wer ist der Mann, der Wolfgang Amadeus Mozart spielt?

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von teleschau - Hellmut Blumenthal

Eren M. Güvercin schlüpft in die Rolle von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Schauspieler hat in der Vergangenheit schon oft seine Wandelbarkeit bewiesen.

Bild: WDR/Story House Pictures GmbH


Die sechsteilige Serie "Mozart/Mozart" konzentriert sich auf das Leben von Maria Anna Mozart, der älteren Schwester des berühmten Komponisten. In dessen Rolle ist ein sehr spannender Jungstar geschlüpft: Eren M. Güvercin. So tickt der gebürtige Berliner.

Emotional, exaltiert, androgyn: Eren M. Güvercin hat in der ARD-Serie "Mozart/Mozart" zwar nicht die Hauptrolle, aber er spielt die bekannteste Figur: Wolfgang Amadeus Mozart. Was in den Erzählungen um den berühmten österreichischen Komponisten selten erwähnt wird: Er hatte eine ältere Schwester, die mindestens ebenso begabt war wie er. Um Maria Anna geht es in der sechsteiligen Serie, die ab 16. Dezember ausgestrahlt wird.

Und natürlich geht es auch um Wolfgang Amadeus. Der hat in Filmen, Serien und auch in der Popkultur seit Jahrzehnten einen Logenplatz. Besonders im Kinofilm "Amadeus" und im Hitsong "Rock Me Amadeus" von Falco wird der geniale Musiker auch von seiner ausschweifenden Seite gezeigt. Auch in "Mozart/Mozart" wird klar: Wolfgang Amadeus passt nicht so leicht in eine Schublade. Er ist genial, aber auch bunt und schrill. Passend ist daher auch seine Besetzung: Mozart wird gespielt von einem Berliner mit türkischen Wurzeln, der für seine Wandlungsfähigkeit bekannt ist. Eren M. Güvercin hat in der Vergangenheit auch schon mehrfach queere oder androgyne Charaktere gespielt.

Eren M. Güvercin "wurde irgendwie mitgerissen"

"Ich hatte nie den expliziten Wunsch, Schauspieler zu werden", verrät der 23-Jährige in einem Interview mit dem Online-Portal "Behind The Blinds". "Ich wurde irgendwie auf diesem Weg mitgerissen, während ich als Kind Spaß am Theater hatte." Er könne sich nur an Momente erinnern, während der Proben oder auf der Bühne, "in denen ich etwas fast Metaphysisches fühlte". Es gehe ihm um den Spaß und die Menschen. Darum, ein kleines Kind zu sein. "Und darum, meine Grenzen zu überschreiten. Vielleicht, um außerhalb meiner Komfortzone zu bleiben und das Unbehagen einzuatmen."

Eren M. Güvercin ist Berlin geboren und aufgewachsen. In einer Welt, die für ihn früh von Internet und sozialen Medien geprägt war. "Ich bin aufgewachsen mit Instagram und Facebook, habe anfangs noch das Facebook von meiner Mum verwendet", gesteht er bei einem Auftritt bei "Pop-Kultur Berlin" im Jahr 2022. Er habe ein Online-Spiel gespielt, an dessen Namen er sich kaum noch erinnert. "Animal Farm oder so. Oder war es Farm World?"

"Ich hatte auch mehrere Insta-Accounts", gesteht Eren. Eins davon sei sogar noch online, das Passwort habe er aber vergessen. "Schon ein bisschen peinlich", erzählt der Schauspieler lachend. Auf seinem offiziellen Instagram-Kanal tummeln sich aktuell mehr als 23.000 Follower:innen. "Ich weiß manchmal gar nicht, wie ich damit umgehe, dass so ein Publikum mir auf Instagram folgt".

Da ist sich der Darsteller auch ein bisschen seiner Reichweite bewusst, wie er auf der "Pop-Kultur"-Bühne einräumt. Wenn er dort alles posten würde, was ihn bewegt, dann sei seine Message schon sehr negativ. Er denke an den Klimawandel und all die Konflikte, die es auf der Welt gibt. "Ich möchte auf jeden Fall auch positive Energie ausstrahlen", so Eren. Gerade jetzt sei Optimismus besonders wichtig. "Vielleicht nicht als Einstellung, sondern eher als Aktivismus gegen den Pessimismus, der uns irgendwie gerade alle trägt."

Queere Rolle in "Druck": Sieht sich Eren M. Güvercin als Vorbild?

Eren, der 2017 am Deutschen Theater seine erste größere Rolle im Stück "Die Welt in Uns" hatte, wurde durch die Webserie "Druck" bekannt. Dort spielt er in der 7. Staffel (2021) den Schüler Isi. Dieser hat Ärger mit seinem Freund Constantin und ist auch sonst auf der Suche nach seiner Identität. Auf die Frage, wie wichtig es ihm sei, eine marginalisierte Person zu spielen, sagt der Schauspieler: "Es ist natürlich was Besonderes. Gleichzeitig versuche ich, das so wenig wie möglich zu was Besonderem zu machen."

Eine Geschichte habe ihn dennoch berührt. Er erzählt auf der Bühne von einem Mädchen, das ihn auf der Straße angesprochen habe. Sie habe mit ihrem jüngeren Bruder "Druck" geschaut, und ihrem Bruder sei durch die Serie klargeworden, dass er auf Jungs steht. "Er habe sich dann vor seinen Eltern geöffnet, das hat mich sehr berührt", so Eren.

Was sich in der Welt tut, sei ihm auf jeden Fall wichtig. Und er fügt hinzu: "Jede Generation hat das Pech, dass sie nicht in eine Welt hineingeboren wurde, die für sie gemacht wurde, sondern für die ältere Generation." Es gehe immer darum, sich zu zeigen.

Ein besonderes Herzensprojekt war für den Schauspieler daher die Netflix-Produktion "Eldorado - Alles, was die Nazis hassen", bei der er 2023 mitgewirkt hat. Die Doku dreht sich um einen queeren Berliner Club in den 1920er-Jahren. "Ich halte diesen Film für einen der wichtigsten, die ich seit Langem gesehen habe", so Eren. "Die Parallelen in der Rhetorik und politischen Strategien zwischen Nazi-Deutschland und der AfD sind beängstigend (...) Wir müssen unsere Geschichte kennen, damit sie sich nicht wiederholt."

"Handy aus, ich nehme mir ein Buch und chille"

Zuletzt war Eren M. Güvercin im Oktober in der RTL+-Serie "Euphorie" zu sehen, in der er einen drogensüchtigen Jungschauspieler darstellt. Wenn er gerade nicht vor der Kamera steht, macht er auch gerne mal zu Hause die Tür hinter sich zu, "Handy aus, ich nehm mir dann ein Buch und chille einfach damit." Auch in seiner Lektüre ist Eren vielseitig. So habe er unter anderem "21 Lektionen für das 21. Jahrhundert" von Yuval Noah Harari und "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche gelesen. Oder er entspannt in seinem Lieblingsimbiss in der Berliner Pankstraße.

"Mozart/Mozart" läuft am Dienstag, dem 16. Dezember und am Mittwoch, dem 17. Dezember um 20:15 Uhr im Ersten. Gezeigt werden jeweils drei Folgen am Stück, die zeitgleich im kostenlosen Livestream auf Joyn abrufbar sind.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.


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