"Deutschlands spektakulärste Kriminalfälle"
Hessen-Ripper: Unbescholtener Familienvater entpuppt sich nach seinem Tod als sadistischer Serienkiller
Aktualisiert:
von Claudia FrickelMindestens fünf Frauen tötet Manfred Seel - und verstümmelt sie auf bestialische Weise. Doch dass der unbescholtene Familienvater ein Serienmörder ist, kommt erst nach seinem Tod an Licht: Die Tochter findet Leichenteile in einer Tonne. Der Fall dient dem aktuellen "Tatort" als Inspiration.
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Deutschlands spektakulärste Kriminalfälle
Bei "Deutschlands spektakulärste Kriminalfälle" stehen wahre Schicksale von Opfern und Tätern im Fokus: vom mysteriösen Verschwinden Maddie McCanns bis hin zu einem Jahrhundertbetrüger und einem rachsüchtigen Familienvater. Kriminalexperten, Psychologen, Anwälte, Richter und Ermittler tauchen tief in die Abgründe der menschlichen Psyche ein, um Erklärungen für diese extremen Verhaltensweisen zu finden.
Der Ripper von Hessen mordet jahrzehntelang - und niemand verdächtigt ihn
Der Rentner Manfred Seel stirbt im August 2014 in Schwalbach in Hessen. Im Jahr zuvor war der 67-Jährige an Speiseröhrenkrebs erkrankt. Ein paar Wochen später lösen seine Tochter und ihr Ehemann seinen Haushalt auf. Dabei entrümpeln sie auch eine Garage, die Seel gemietet hatte.
Doch in zwei blauen Tonnen machen sie eine furchtbare Entdeckung: Darin befinden sich stark verweste Leichenteile. Der Fuß und Oberschenkel stammen von Britta Simone Diallo, die 2004 ermordet wurde.
Die Polizei beginnt zu ermitteln. Und erst jetzt fliegt das Doppelleben des scheinbar braven Bürgers auf. Mehrere Computer in seinem Keller enthalten 32.000 gewaltpornografische und gewaltverherrlichende Fotos und Videos. Viele davon dienen ihm offenbar als Vorlage für seine entsetzlichen Taten.
Die Ermittler:innen gehen davon aus, dass Seel zwischen 1971 und 2004 im Rhein-Main-Gebiet mindestens fünf Frauen grausam tötet und zerstückelt. Es könnte aber insgesamt neun Opfer geben, oder sogar mehr. Einige der Leichen bleiben bis heute verschwunden. Die meisten seiner Opfer sind obdachlose und drogenabhängige Prostituierte.
Alle Fälle sind bis dahin ungeklärt - und sie weisen schockierende Gemeinsamkeiten auf. Jede der Frauen wird erwürgt oder erdrosselt.
Nach dem Tod entnimmt der Mörder ihnen Körperteile und Organe und behält sie als Trophäen. Es sind nie die gleichen: Nach Aussagen der Ermittler:innen trennte er mal ein rechtes Bein oder mal einen linken Arm ab. Die Teile werden nie gefunden. Außerdem verstümmelt er Schambereich oder Brüste der Opfer auf brutale Weise.
Die Polizei geht davon aus, dass der Mörder seine Taten akribisch plant. Sein wahrscheinliches Motiv: sexueller Sadismus. Die Aufklärung der Taten gestaltet sich schwierig: Es gibt keine Beweise, DNA-Spuren oder Geständnisse, der Killer ist tot. Aber wieso kann Manfred Seel überhaupt so lange ungestört morden, warum gerät er nie ins Visier der Polizei? Damit befasst sich die Folge zum "Hessen-Ripper" von "Deutschlands spektakulärste Kriminalfälle". Übrigens dienten die Verbrechen des hessischen Serienkillers auch als Inspiration für den Frankfurter "Tatort: Dunkelheit“, der am 5. Oktober zu sehen war.
Bilder von Manfred Seel hängen 2016 an einer Stellwand des hessischen Landeskriminalamts.
Bild: picture alliance / dpa
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Das Doppelleben des Serienkillers aus dem Taunus
Manfred Seel führt ein unauffälliges Leben - jedenfalls nach außen hin. Geboren 1946 im hessischen Taunus, wächst er als Einzelkind auf. Nach der Realschule macht er eine Ausbildung und absolviert seinen Wehrdienst in Gießen. Ab 1970 arbeitet er in einer Druckerei in Frankfurt am Main. Nicht weit davon entfernt befindet sich ein Alten- und Pflegeheim. Dort sind Gudrun Ebel und Hatice Erülkeroğlu beschäftigt - sie werden 1971 wahrscheinlich seine ersten Opfer. Beide Frauen werden ermordet und verstümmelt.
1973 heiratet Seel, sechs Jahre später kommt die Tochter zur Welt. In den 1980er-Jahren gründet der Mann mit einem Partner eine Entrümpelungs- und Gartenbau-Firma. Von 1985 bis zu seinem Tod spielt er in einer Jazzband Klarinette und Saxofon.
Nachbar:innen beschreiben den Killer später als freundlich und unauffällig. Er soll allerdings ab und zu dadurch aufgefallen sein, dass er aggressive Ausbrüche hatte. Mitte der 1990er-Jahre macht er eine Entziehungskur, weil er offenbar alkoholabhängig ist.
Nach seinem Tod melden sich Zeug:innen und sagen aus, dass Seel Anfang der 1990er-Jahre regelmäßig in Frankfurt auf dem Straßenstrich unterwegs war. Eine Prostituierte misshandelt er so sehr, dass sie den Vorfall einer Hotline für Sexarbeiterinnen meldet, um sie zu warnen. Er ist auch der Freier einiger seiner Opfer: Den nächsten Mord begeht er womöglich 1991.
Auch mit der Ermordung des 13-jährigen Schülers Tristan 1998 wird der Hessen-Ripper zwischenzeitlich in Verbindung gebracht. Der Junge wird am helllichten Tag mitten in Frankfurt erwürgt und anschließend im Geschlechtsbereich verstümmelt. Doch 2017 erklärt die Polizei, dass Seel als Täter ausgeschlossen wird. Unter Verdacht gerät danach Christian B., der Hauptverdächtige im Fall der entführten und verschwundenen Maddie McCann. Aber Tristans Tod ist weiterhin ungeklärt.
Die Verbrechen von Manfred Seel bleiben bis heute rätselhaft. Warum macht er beispielsweise eine Pause von 20 Jahren, nachdem er seine ersten Morde beging? Wie viele Opfer hat er tatsächlich auf dem Gewissen? Und gibt es möglicherweise sogar einen Mittäter? Einige Taten kann er laut Polizei nicht allein durchgeführt haben - etwa die Zerstückelungen. Gruselige Vorstellung: Möglicherweise lebt auch der Helfer weiterhin unbescholten in der Gegend.
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Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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