Zweifelhafte Investment-Tipps

Milliardengeschäft Cyber-Betrug: "Galileo" zeigt, wie Anleger getäuscht werden

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von Julia Wolfer

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Die Trading-Falle: Wie du nicht auf falsche Investment-Tipps reinfällst!

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Tausende Deutsche werden jedes Jahr Opfer von skrupellosen Online-Betrüger:innen. Vor allem mit Investment-Scams erbeuten Kriminelle Millionen. Wie funktioniert dieses perfide System - und wie können sich Anleger:innen schützen? "Galileo" auf den Spuren der kriminellen Cyber-Industrie.

Kaum ein Kriminalitätsfeld wächst derzeit so rasant wie Online-Betrug. Die Dimensionen sind schon heute gigantisch: Nach Schätzungen der "Anti Scam Worldwide Organization" beläuft sich der weltweite Schaden durch Cyber-Betrugsmaschen 2024 auf 858 Milliarden Euro.

Europol geht davon aus, dass Cyber-Kriminelle mit rund 70 Milliarden Euro pro Jahr sogar mehr Umsatz machen als international operierende Drogenkartelle.

Investment-Scams: Die große Abzocke

Den finanziell größten Schaden richten Investment-Betrugsmaschen an, die Anleger:innen mit Versprechen auf große Gewinne das Geld aus der Tasche ziehen. Allein in Deutschland sind nach Schätzungen jedes Jahr rund 10.000 Menschen betroffen - Tendenz steigend.

Inzwischen haben sich auch Polizei und Justiz auf diese wachsende Bedrohung eingestellt. So auch in München. Laut Kriminalhauptkommissar Joachim Jäntsch vom Dezernat für Wirtschaftskriminalität der Polizei München stammen die Opfer aus allen Milieus und Altersklassen - es sind Personen aus der Mitte der Gesellschaft.

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Deepfakes mit Prominenten als Lockvögel

Die Betrugsmaschen laufen immer ähnlich ab: Auf sozialen Netzwerken oder auf YouTube tauchen Affiliate-Anzeigen auf, die mit prominenten Gesichtern locken.

Persönlichkeiten wie Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Unternehmer Carsten Maschmeyer schwärmen darin von neuen Anlage-Optionen und Trading-Plattformen, die das große Geld versprechen - in Wahrheit handelt es sich jedoch um KI-generierte Deepfakes.

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Scammer bauen persönliche Beziehungen auf

Sobald man auf den professionell gestalteten Websites hinter den Anzeigen seine persönlichen Daten eingegeben hat, nimmt die eigentliche Manipulation ihren Lauf: Angebliche "Anlageberater" melden sich unter falschem Namen und bauen über Wochen und Monate eine intensive persönliche Beziehung zu ihren Opfern auf - und empfehlen Anlage-Möglichkeiten.

Tatsächlich sitzen die angeblichen "Broker" in Callcentern, häufig in einem der Balkanstaaten - insbesondere in Albanien, Bulgarien oder Serbien. Die Mitarbeiter:innen dieser Scam-Fabriken werden gezielt fürs Abzocken geschult. "Das ist wirtschaftsmäßig organisiert", weiß Jäntsch. Ein genaues Monitoring halte fest, wer wie viel Geld erbeutet habe. "Dementsprechend werden auch Provisionen gezahlt."

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So verliert Thomas Reimann über 200.000 Euro

In dieses perfide Netz ist auch Thomas Reimann (Name geändert) geraten, wie er bei "Galileo" erzählt. Als ihm eine Fake-Anzeige mit Carsten Maschmeyer begegnet, meldet sich der Akademiker dort für einen Newsletter an. So bekommt er Zugang zu einer Online-Plattform, auf der er zunächst 200 Euro investiert. Von der Entwicklung seiner Investition ist er sofort begeistert. "Innerhalb einer Woche waren es dann ca. 270 Euro", erinnert sich Reimann.

35 Prozent Rendite, ein unglaublicher Gewinn - allerdings nur auf dem Papier. "Die Kurven, die da gezeigt werden, die sind rein fiktiv", erklärt Kriminalhauptkommissar Jäntsch. Tatsächlich werde auf diesen Scam-Plattformen kein Cent investiert: "Das Geld fließt rein in Täterhand." Doch das weiß Thomas Reimann zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Schritt für Schritt in die Falle

Reimanns persönlicher "Berater" - ein angeblicher Simon Major - meldet sich fortan täglich per WhatsApp. Mal per Nachricht, mal telefonisch. Er erkundigt sich nach Familie und Freizeit, erzählt Persönliches von sich - eine perfide Strategie, um beim Opfer Vertrauen aufzubauen. Um seine Glaubwürdigkeit zu belegen, schickt Major sogar ein Foto seines Personalausweises und eine Trading-Lizenz - beides Fälschungen.

Doch die Masche wirkt. Der falsche Broker empfiehlt Reimann, mehr zu investieren - vor allem in Kryptowährungen und Metalle. Weil er seinem "Berater" vertraut und vom vermeintlichen Erfolg seiner ersten Investitionen begeistert ist, folgt er dem Rat. Insgesamt 128.000 Euro investiert Reimann auf der Online-Plattform.

Vom Traum zum Albtraum: "Die haben mich ruiniert"

Irgendwann zeigt das Portfolio eine stolze Summe: 770.000 Euro! Reimann beginnt, von einem neuen Leben zu träumen. Als er sich das Geld auszahlen lassen will, kommen jedoch fünfstellige Gebühren für Steuern und Versicherungen auf ihn zu. Weil ihm das Geld fehlt, nimmt er Kredite auf - insgesamt 90.000 Euro. Seine Überlegung: Sobald sein Gewinn ausbezahlt ist, kann er die Kredite mit einem Schlag locker zurückzahlen. Doch dazu kommt es nie.

Erst, als die Europäische Zentralbank angeblich weitere Gebühren von ihm fordert, schöpft Reimann Verdacht. Die Mails stammen nicht aus der EU, sondern aus Kolumbien - ihm wird klar: Er ist auf einen groß angelegten Betrug hereingefallen.

Das erste Gefühl ist Scham […] Sie können sich nicht vorstellen, was in einem vorgeht, wenn man sich eingestehen muss: Ich habe einen riesigen Fehler gemacht - die haben mich ruiniert. Ich bin erledigt.

Scam-Opfer Thomas Reimann

Wie kann man sich vor Investment-Betrug schützen?

Reimann erstattet Anzeige. Dass er sein Geld zurückbekommt, ist unwahrscheinlich - aber nicht ausgeschlossen. Immer wieder gelingt es den Behörden, die Hinterleute zu fassen. So wie im August 2025, als ein 36-Jähriger als Kopf eines europaweiten Scam-Netzwerks zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Lamborghinis und andere Luxus-Güter wurden auf dem Anwesen des Verurteilten beschlagnahmt und versteigert - Geld, das an die Geschädigten zurückfließt.

Doch im Hintergrund läuft die Betrugsindustrie unaufhörlich weiter. Ihre Methoden werden raffinierter, die Fallzahlen steigen. Es gibt jedoch Wege, sich vor dem Betrug zu schützen. Was Expert:innen wie Oberstaatsanwalt Dr. Nino Goldbeck, Kriminalhauptkommissar Joachim Jäntsch oder Rechtsanwältin Tanja Nauschütz Anleger:innen raten, erfährst du in der "Galileo"-Doku "Die Trading-Falle: Wie du nicht auf falsche Investment-Tipps reinfällst!" auf Joyn.


Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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