Erfolg trotz Handicap
4,5-fache Geschwindigkeit: "Galileo" trifft den schnellsten Zuhörer der Welt
Aktualisiert:
von Julia W.Galileo
4,5-fache Geschwindigkeit: Der schnellste Zuhörer der Welt
Videoclip • 09:53 Min • Ab 12
Als Kind konnte Cliff Weitzman nicht lesen - doch diese Schwäche sollte ihn reich machen und ihm ein außergewöhnliches Talent verleihen. Dem Team von "Galileo" verrät der junge US-Entrepreneur, wie ihm seine Leseschwäche zu Millionen verhalf - und was Harry Potter, Snoop Dogg und Richard Branson damit zu tun haben.
Cliff Weitzman ist heute ein millionenschwerer Unternehmer. 2017 listete ihn das Magazin "Forbes" in der "30 Under 30"-Liste unter den 30 bemerkenswertesten Persönlichkeiten unter 30 Jahren. Dabei war ihm dieser Weg alles andere als vorgezeichnet.
Weitzman: "Wenn ich nicht lesen kann, dann wird das niemals klappen"
Er wuchs als eines von fünf Kindern in einer Familie in den USA auf. Viel Geld hatte seine Familie zwar nicht, doch Bildung war ihnen wichtig - nur genau damit hatte Cliff so seine Probleme: Er hat Legasthenie und konnte als Kind kaum lesen.
Das hielt ihn aber nicht davon ab, große Träume zu haben: "Mit sechs wollte ich Premierminister, Popstar oder Milliardär werden - aber mir war klar: Wenn ich nicht lesen kann, dann wird das niemals klappen", erzählt Weitzman dem Team von "Galileo". "Meine Lehrer hielten mich für langsam, meine Eltern dachten, ich sei nur faul - aber ich fand mich großartig! Ich musste nur einen Weg finden, es den anderen zu zeigen."
Tatsächlich hat die Lese- und Rechtschreibschwäche Legasthenie nichts mit mangelnder Intelligenz oder Motivation zu tun: Laut Forschung hat das Gehirn von Betroffenen Schwierigkeiten, die gesehenen Informationen zu verarbeiten und richtig zuzuordnen. Doch Cliff fand einen Weg, mit dieser Schwäche umzugehen.
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Wie alles mit "Harry Potter" begann
Angefangen hat alles mit "Harry Potter": Die Bücher um den jungen Zauberlehrling und seine Abenteuer in Hogwarts wollte Cliff unbedingt lesen - doch schon nach weniger als einer Seite schlief er immer ein. Aufgrund seiner Legasthenie brauchte er für jeden Satz so lange, wie es dauert, eine Rechenaufgabe im Kopf zu lösen. Ein Kapitel "Harry Potter" entspricht 300 solcher Matheaufgaben - kein Wunder, dass er nach wenigen Worten einfach einnickte.
Schließlich entdeckte Cliff Hörbücher für sich: Während seiner Schulzeit hörte er alle Bücher von "Harry Potter" mehrfach, machte weiter mit der "Narnia"-Reihe und wechselte irgendwann mit Nietzsche und Co. zur Hochliteratur. Am Ende seiner Schullaufbahn war Cliff extrem belesen. Doch seine Leseschwäche blieb - und gefährdete sein Unistudium.
Mit "Text to Speech" zum Millionär
Er suchte nach einer Lösung für sein Problem und stieß auf ein Programm, das Text zu Sprache umwandelt - das sollte sein Leben verändern. Er entwickelte das "Text-to-Speech"-Programm weiter, fügte Funktionen wie Geschwindigkeitsanpassung hinzu und machte es sogar möglich, WhatsApp-Nachrichten oder Fotos von Texten vorlesen zu lassen. Dank KI kann die App heute auch Texte zusammenfassen und Fragen dazu beantworten.
Auf diese Weise lernte Cliff nicht nur Programmieren und konnte an der Uni mithalten - er entwickelte mit der App "Speechify" auch ein millionenschweres Unternehmen. Rund 200 Menschen arbeiten heute an der App, die geschätzt 40 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr macht und rund 50 Millionen User:innen weltweit hat - denn die App wird längst nicht nur von Legastheniker:innen genutzt.
Die App hilft allen, schneller zu lesen - denn das kann trainiert werden: Alle 1.000 Wörter wird die Stimme etwas schneller. Davon profitiert jeder, der effizienter lesen möchten. Gleichzeitig hebt die App den gesprochenen Text hervor, was zwei Sinne gleichzeitig anspricht. Eine Studie zeigt: Das steigert die Aufnahmefähigkeit um 44 Prozent.
Cliff selbst kann dank seiner App heute nicht nur selbst lesen, sondern hat auch eine Art Superpower entwickelt. Am liebsten hört er sich Texte mit der 4,5-fachen Geschwindigkeit an. Wie sich das anhört und ob Cliff wirklich alles in dem Tempo versteht, siehst du im Beitrag.
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1.000 verschiedene Stimmen - Snoop Dogg und Co.
1.000 verschiedene Stimmen in 60 Sprachen stehen zur Verfügung. Und Cliff weiß: Entscheidend für den Erfolg einer solchen App sind die Stimmen. Deshalb setzte er auf prominente Stimmen von Stars wie Snoop Dogg oder Gwyneth Paltrow. Sein Unternehmen sei das erste gewesen, das Verträge über die Lizenzierung digitaler Stimmen von Personen abgeschlossen hat, wie er erzählt.
Cliff Weitzmans Beispiel zeigt: Eine Schwäche muss kein Nachteil sein. Er tat sich als Kind mit dem Lesen schwer - und wurde dadurch schwerreich. Auf welch kreative Art er Investoren wie Richard Branson überzeugte, Millionen in sein Unternehmen zu stecken, und wie der 14-jährige Legastheniker Niklas die App bewertet, erfährst du bei "Galileo".
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