"Galileo"

Von 1,71 zu 1,94 Meter: Dieser Mann ließ sich extra die Beine brechen, um größer zu werden

Aktualisiert:

von Julia Wolfer

Galileo

Größer um jeden Preis: Wie weit gehen Männer für ihren Traumkörper?

Videoclip • 16:13 Min • Ab 12


Für 23 Zentimeter mehr unterzog sich Leon Otremba einem drastischen Eingriff, durch den er heute auf Krücken angewiesen ist. War es das wirklich wert? "Galileo" hat ihn besucht.

Leon Otremba war mit einer Körpergröße von 1,71 Meter etwa zehn Zentimeter kleiner als der männliche Durchschnitt in Deutschland. Heute überragt er die meisten Menschen. Um diesen Traum wahr werden zu lassen, entschied sich Leon 2023, seine Beine operativ zu verlängern. Seitdem ist er auf Krücken angewiesen - zumindest noch. Bis er vollständig genesen ist, wird es Jahre dauern.

Was treibt jemanden dazu, sich gesunde Knochen brechen zu lassen und sich dem Risiko auszusetzen, womöglich nie wieder normal laufen zu können? Diese Frage begleitet "Galileo"-Reporter Mette bei seinem Treffen mit Leon in Frankfurt.

Leons langer Kampf mit dem eigenen Aussehen

Schon seit seiner Kindheit war Körpergröße ein Riesenthema für Leon. "Ich hab‘ mich immer gefragt: Warum sind alle so groß? Warum wachse ich nicht?" Das Gefühl, klein und im Rückstand zu sein, habe ihn belastet. Für den Jugendlichen wurde sein Wachstum zur Obsession.

Mit 18 Jahren fand Leon heraus, dass es eine drastische Lösung für sein Problem gibt: eine operative Beinverlängerung. Gespräche mit einem Therapeuten halfen ihm zwar, den Druck zu reflektieren, doch der Wunsch blieb. "Wenn du keinen großen Leidensdruck hast […] würde ich auf gar keinen Fall dazu raten, so was zu machen", sagt Otremba heute. "Ich für mich hab mich mit 1,71 nicht genug gefühlt."

Das ist für mich die Lösung zum inneren Glück.

Leon Otremba

2023 ließ Leon in der Türkei zunächst seine Oberschenkelknochen verlängern. Wenig später folgte die zweite OP an den Unterschenkeln, durchgeführt in Deutschland. Das war notwendig, denn die Körper-Proportionen müssen eingehalten werden, sonst leiden langfristig die Gelenke.

Wie eine Beinverlängerung funktioniert

Derartige OPs gibt es schon seit den 1950er-Jahren. Sie wurden entwickelt, um Menschen mit angeborenen Längendifferenzen zu helfen. Um die Beine operativ zu verlängern, durchtrennt ein Chirurg zunächst den Knochen - ein bewusst herbeigeführter Bruch, gesetzt mit millimetergenauer Präzision.

Bei Leons erstem Eingriff wurden die Knochenteile mit einem externen Fixateur verbunden, den er mit einer Schraube Tag für Tag um rund einen Millimeter auseinanderzog.

Den entstehenden Spalt zwischen den Knochenteilen füllt der Körper mit neuer Knochensubstanz auf, die langsam verhärtet. Neuer Knochen entsteht. Muskeln, Sehnen und Haut müssen sich an diese Verlängerung anpassen. Regelmäßiges, oft schmerzhaftes Dehnen ist daher Pflicht, sonst droht ein dauerhaft eingeschränktes Gangbild.

Der ganze Prozess dauert Jahre. Normal sind zwei bis drei Jahre Heilungszeit. Bei zwei Eingriffen wie bei Leon sind es sieben Jahre, wenn alles gut läuft.

Risiken, Schmerzen und 100.000 Euro Kosten

Die Risiken des Eingriffs sind erheblich. Im schlimmsten Fall wachsen die Knochen nicht mehr zusammen und der Patient oder die Patientin kann nie wieder gehen. Der externe Fixateur birgt zudem eine Infektionsgefahr. Auch bei Leon kam es nach der OP zu starken Schwellungen und Schmerzen.

Es gab tatsächlich auch sehr dunkle Momente, wo ich gedacht hab: Wie konntest du ihn nur unterstützen?

Leons Vater Thomas Otremba

Leons Eltern waren von der Idee zunächst alles andere als begeistert. "Ich war komplett geschockt […] und dachte, was ist das für ein verrückter Plan?", erzählt Thomas Otremba. Weil sein Sohn nicht lockerließ, willigte er ein, eine Klinik in der Türkei aufzusuchen. "Ganz klar in der Hoffnung, der wird erkennen, das ist eine Schnapsidee", sagt Thomas Otremba.

Doch das Gegenteil trat ein: Neben Leon war nun auch Vater Thomas überzeugt und unterstützte seinen Sohne. Er bezahlte die 40.000 EUR für die erste OP, die 62.000 EUR für die zweite in Deutschland übernahm Leon selbst. Insgesamt haben die 23 zusätzlichen Zentimeter mehr als 100.000 EUR gekostet.

Leons Social-Media-Auftritt polarisiert

Ungeachtet der teils enormen Kosten und Risiken boomt der Markt für Beauty-Eingriffe. 2024 wurden hierzulande rund 626.000 Eingriffe durchgeführt - Platz fünf weltweit. Besonders bei Männern zeigt sich ein deutlich steigender Trend. Während Lidstraffungen, Brustvergrößerungen und Fettabsaugungen zu den gefragtesten operativen Eingriffen zählen, bleiben Beinverlängerungen eher ein Randphänomen. Doch die Aufmerksamkeit für sie wächst, auch wegen Leon Otremba.

Denn Leon dokumentiert seine Reise zu längeren Beinen auf Social Media. Mit seinem Instagram-Kanal erreicht er Millionen Menschen weltweit. Er will aufklären, sagt er, aber auch bewusst polarisieren. Das schafft Reichweite und davon lebt Leon als Influencer. Doch dafür erntet er auch Kritik - bis hin zu Hassnachrichten und Anfeindungen.

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Die Beinverlängerung ist nicht der einzige Eingriff, dem sich Leon unterzogen hat: Inzwischen hat er sich auch Haare und Bart transplantieren lassen. Kritiker werfen ihm vor, durch die kosmetischen Eingriffe sein Leben aufs Spiel zu setzen. Das weist Leon entschieden zurück. "So viele Menschen leben ungesund. Die rauchen, die trinken Alkohol, die scheißen auf ihre Gesundheit." Er selbst lebe gesund, abgesehen von den Operationen.

Die ersten Schritte auf einem langen Weg

Leon hat den Schritt zur OP bislang nicht bereut, gibt aber zu: "Natürlich, man hat auch Negativgedanken". Er versucht, positiv zu bleiben: "Ich persönlich bin glücklich, auch wenn ich auf Krücken angewiesen bin. Die harten Zeiten habe ich hinter mir."

Am Ende des Beitrags will Leon seit Langem seine ersten Schritte ohne Krücken wagen. Wie es ihm dabei ergeht und was Dr. Alexander Schönborn, Präsident der Vereinigung deutscher ästhetisch-plastischer Chirurgen, von Leons Beinverlängerung hält, das erfährst du in der "Galileo"-Reportage "Größer um jeden Preis: Wie weit gehen Männer für ihren Traumkörper?" auf Joyn oder oben im Clip.


Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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