Dikta-Tour - das Comeback der Autokraten
Autokratie Ungarn: Thilo Mischke deckt Orbáns Kampf gegen queere Menschen auf
Aktualisiert:
von Claudia FrickelUngarns Ministerpräsident Victor Orbán (l.) schränkt mit seiner Politik die Rechte queerer Menschen ein.
Bild: picture alliance/ Nicolas Economou/ Patrick Pleul
Pride-Verbot, Zensur von queeren Inhalten und keine Aufklärung: Unter Viktor Orbán verschärft Ungarn immer mehr die Anti-LGBTQIA+-Gesetze. Mit ihren Protesten geht die queere Community große Risiken ein. Thilo Mischke begleitet zwei Aktivisten.
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Mitten in Europa: Orbans "Kulturkampf" für "gesunde Menschen"
"Lasst unsere Kinder in Ruhe", man müsse sie "zu gesunden Menschen erziehen". Eine "öffentliche Zurschaustellung von Sexualität auf der Straße" dürfe es nicht geben. Mit solchen markigen Worten teilt Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán ständig gegen queere Menschen aus.
Seit 2010 ist er mit seiner Partei Fidesz ununterbrochen an der Macht. Seitdem hat er die Gesetze weiter und weiter verschärft - und schränkt damit die Rechte von LGBTQIA+-Menschen massiv ein. Viele Medien hetzen mit: Offenbar kontrollieren Fidesz und dazugehörige Gruppen 80 Prozent der Presse.
"Sie schaffen ein Feindbild und wollen die Helden sein, die alle anderen retten": So beschreibt Trans Mann Bruno gegenüber Reporter Thilo Mischke das, was Orbán und Fidesz tun. Er hat schon mehrere saftige Geldstrafen kassiert, weil er an Demos gegen das Vorgehen der Regierung teilnahm - obwohl diese eigentlich genehmigt waren.
Aber er erwartet Schlimmeres: "Wir gehen von Jahr zu Jahr größere Risiken ein", sagt Bruno. Wenn die Regierung 2026 wiedergewählt werde, "wird sie Leute ins Gefängnis stecken, die nicht ihrer Meinung sind", fürchtet er.
Es geht nicht nur um LGBTQIA+-Rechte. Fidesz nimmt zudem Migrant:innen und Geflüchtete ins Visier. Das Schaffen immer neuer Feindbilder sei eines der "schlimmsten und widerlichsten Dinge, die Orbán diesem Land angetan hat", sagt der queere Aktivist und Journalist Adam. Der Ministerpräsident teile die Menschen in "gute Ungarn" und "schlechte Ungarn" ein.
In einer perfekten Orban-Welt würden nur 'gute Ungarn' im Land leben - christliche, weiße und heterosexuelle Cis-Menschen
Cis oder Cisgender beschreibt Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt - also das Gegenteil von Transgender.
Das reaktionäre Weltbild von Orbán und anderen Autokraten dient vor allem der Propaganda, so die Sachbuchautorin und Journalistin Annett Meiritz: "Ohne Propaganda wären sie nicht so stark und könnten ihre Anhänger:innen nicht hinter sich versammeln."
200.000 Menschen gehen Ende Juni 2025 im Budapest auf die Straße, nachdem die Behörden die Pride-Parade verboten hatten.
Bild: picture alliance / Photoshot
Spannende Gäste diskutieren mit Thilo Mischke über die Ausbreitung von Autokratien
Die queere Ballroom-Szene: Widerstand mit Tanz und Perfomances
Es regt sich Widerstand im Land. Als die Polizei die Pride-Parade in Budapest im Sommer 2025 verbietet, gehen Hunderttausende aus Protest auf die Straße: 200.000 Menschen sind dabei, so viele wie nie zuvor. Natürlich sind darunter auch Bruno und Adam - und Thilo Mischke, der für seine Reportage über Autokratien unter anderem aus Ungarn berichtet.
Trans Mann Bruno ist Teil der Budapester Ballroom-Szene, einem Safe Space für die queere Community. Bei den Events der Subkultur stehen Tanz, Performance und Gemeinschaft im Zentrum. "Ballroom ist eine Art Widerstand", stellt Thilo Mischke fest. Die Performances dort spielen zum Beispiel mit Geschlechterklischees und traditionellen ungarischen Looks.
Wie der Alltag queerer Menschen in Ungarn aussieht, siehst du in der Reportage "THILO MISCHKE. Dikta-Tour - das Comeback der Autokraten". Oben im Stream und auf Joyn erfährst du außerdem, wie sich Orbáns ehemaliger Parteigenosse Péter Magyar als Gegenentwurf inszeniert - zum Beispiel mit volksnahen Wanderungen.
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Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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