Trauer um Regisseur und Autor
"Der Leuchtturm ist erloschen": Filmemacher Hark Bohm ist im Alter von 86 Jahren gestorben
Aktualisiert:
von Julia W.Hark Bohm ist im Alter von 86 Jahren verstorben.
Bild: Imago Images / Andre Lenthe
Der Hamburger Filmemacher Hark Bohm ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Sein Werk prägte Generationen – und erlebt gerade erst ein spätes Comeback. Doch eine letzte Ehrung bleibt nun unwiederbringlich aus.
Hark Bohm, einer der prägenden Köpfe des Neuen Deutschen Films, ist im Alter von 86 Jahren in Hamburg im Kreis seiner Familie gestorben. Der Regisseur, Schauspieler, Autor, Produzent und langjährige Hochschullehrer galt als unermüdlicher Chronist jugendlicher Außenseiter und sozialer Bruchlinien.
Werke von Hark Bohm auf Joyn
Fatih Akin: "Der Leuchtturm ist erloschen"
In den 1970er- und 1980er-Jahren machte sich Bohm mit Coming-of-Age-Filmen einen Namen, die bis heute als Klassiker gelten. Titel wie "Nordsee ist Mordsee" (1976), "Moritz, lieber Moritz" (1978) und "Yasemin" (1988), für den er den Bundesfilmpreis in Gold erhielt, schrieben deutsche Kinogeschichte und prägten das Selbstverständnis eines jungen, kritisch blickenden Autorenfilms.
Auch als Drehbuchautor hinterließ Bohm Spuren. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Schüler Fatih Akin entwickelte er das Skript für dessen NSU-Drama "Aus dem Nichts", das international gefeiert wurde. Akin reagierte nun mit bewegenden Worten auf den Tod seines Mentors: "Mein Freund und Meister Hark Bohm ist von uns gegangen. Der Leuchtturm ist erloschen. Harks Seele atmet in seinem einzigartigen Werk weiter", teilte er der dpa mit.
Hark Bohm und Fatih Akin beim Deutschen Filmpreis 2018.
Bild: Imago Images / Eventpress
Zuletzt stand Bohm 2025 nochmals im Mittelpunkt des internationalen Filmgeschehens. Auf dem Festival in Cannes feierte Akins Verfilmung von Bohms autobiografisch inspiriertem Roman "Amrum" eine umjubelte Weltpremiere – mit Diane Kruger in einer zentralen Rolle. Bohm selbst übernahm darin einen kleinen, aber symbolträchtigen Part: einen alten Mann am Meer.
Generationen junger Filmschaffender profitierten von seinem Engagement
Der 1939 in Hamburg geborene Sohn eines Obersenatsrats entfaltete seine Wirkung weit über das eigene Werk hinaus. 1971 war er Mitinitiator des linksliberalen "Filmverlags der Autoren", der zu einem Motor des deutschen Autorenfilms wurde.
In Hamburg gründete er später das Filmbüro mit und half, das Filmfest Hamburg zu etablieren. Gemeinsam mit Jürgen Flimm rief er 1992 das Filmstudium an der Universität Hamburg ins Leben; Generationen junger Filmschaffender profitierten von seinem Engagement.
Auch vor der Kamera blieb Bohm präsent – oft in prägnanten Nebenrollen. Mehrfach arbeitete er mit Rainer Werner Fassbinder zusammen, unter anderem bei "Die Ehe der Maria Braun" (1978). Später war er in Bernhard Wickis "Das Spinnennetz" (1989) und Helmut Dietls Satire "Schtonk!" (1992) zu sehen.
So lebte Hark Bohm privat
Privat lebte Bohm mit seiner Frau, der Produzentin Natalia Bowakow, und einer großen Patchworkfamilie. Vier Adoptivkinder – darunter der Schauspieler Uwe Bohm (1962–2022) – sowie zwei Pflegekinder zählten sie zu ihrer Familie.
Wenn Bohm über seine Arbeit sprach, klang häufig ein leiser Zweifel an – gepaart mit einem tiefen Bedürfnis, die Welt künstlerisch zu erkunden. Zu seinem 80. Geburtstag sagte er einmal: "Ich weiß nicht, warum ich Filmemacher geworden bin." Und weiter: "Ich frage mich aber, ob ein 'Sich-immer-fremd-Fühlen' ein Motiv ist, Romane zu schreiben, Bilder zu malen oder Filme zu drehen. Weil man sich so die Welt immer neu aneignen muss."
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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