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Überraschungskandidat Pierre ein Monat nach GNTM: "Man muss Tabus brechen"

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Pierre aus Österreich im ehrlichen Online Interview mit der Redaktion.

Bild: ProSieben/Max Montgomery/Michael de Boer / ProSieben/ Joyn


Kein Fashion-Vorleben, kaum Kameraerfahrung – und doch modelte sich Pierre bei "Germany's Next Topmodel" auf den zweiten Platz. Im exklusiven Talk einen Monat nach dem GNTM Finale 2025 spricht der Österreicher offen und persönlich über Therapieerfahrungen, seine treuen Follower, den Kampf um eine Modelkarriere, warum Blut nicht dicker ist, als Wasser – und warum er es leid ist, ständig nur "der Zweite" genannt zu werden. Heute will er Tabus brechen, inspirieren und motivieren und ist dabei schon jetzt für viele ein Vorbild.

Ich krieg auch oft die Nachricht, dass ich als Vorbild agiere für viele Leute und das sind somit die schönsten Komplimente.

Pierre über seine Follower

Redakteurin: Wie geht es dir nun 1 Monat nach dem GNTM Finale?

Pierre: "Also ich muss ehrlich sein, ich habe GNTM schon komplett abgehackt, ich habe die Zeit gelebt, ich habe die Zeit sehr genossen. Diese Zeit hat mich zu dem Pierre geformt, der ich jetzt sein darf. Und doch habe ich mich jetzt schon in meinem neuen Lebensabschnitt wieder eingefunden, weil GNTM die Zeit war sehr schön, aber ich will ja auch in der echten Welt als Model durchstarten, ich will ja nicht mir jetzt einen Namen gemacht haben, als der Pierre der bei GNTM war, ich will mir einen Namen machen, als der Pierre, der jetzt modelt und das ist schon auch eine harte Arbeit diesen Stempel von GNTM wegzubekommen, würde ich sagen."

Redakteurin: Erzähl uns, wohin soll Pierres Weg führen und wohin führt er bereits jetzt? Könnte auch die Schauspielerei oder Moderation interessant sein?

Pierre: "Also Moderation wäre ehrlich gesagt mal ein Thema früher oder später und wenn ich da die Übung hätte, könnte ich das eventuell auch ganz gut, aber jetzt geht's ums modeln. Ich will auch wenn ich Social Media mache, die Leute an meinem Weg als Model teilhaben lassen. Ich will den Leuten zeigen, wo man hin kann, wenn man will. Ich komm nicht aus der Modewelt, ich glaub das wissen jetzt viele, ich hatte keinen Bezug dazu und trotzdem will ich zeigen, wie das möglich ist. Und da ist mir aber auch wichtig, dass ich mit meiner Community direkteren Bezug habe. Deshalb war ich jetzt ab und zu auch live auf Instagram und rede dann mit ihnen. Ich mag das, ich find das schön, Gesichter zu sehen, wer mir folgt, ich find das schön zu wissen, warum man mich feiert und ich krieg auch oft die Nachricht, dass ich als Vorbild agiere, für viele Leute. Das sind somit die schönsten Komplimente. Das sind ehrlich die Schönsten."

...ich hab mal richtig Bock bei Joko und Klaas mitzumachen

Pierre

Redakteurin: Welche Show wäre als Moderator ein Highlight für dich?

Pierre: "Also ich muss vorerst mal sagen, ich würde in gar keine Reality Show gehen, also "Germany's Next Topmodel" ist an sich auch Reality aber ich glaub, man weiß, was ich meine, also in so Trash TV Serien würde ich nicht reingehen, weil ich glaub dass ich mich dann als Model uninteressanter mache."

"Ich hab mal richtig Bock bei Joko und Klaas mitzumachen. Also ich würde mich schon freuen, wenn Joko oder Klaas mich in deren Team nimmt und ich kann einen Punkt für die nach Hause holen."

Redakteurin: Hast du eigentlich das Gefühl, dass sich der Blick auf dich selber verändert hat, siehst du dich anders?

Pierre: "Also ich sehe mich immer noch als den kleinen Jungen, der hier in der kleinen Stadt in Wien aufgewachsen ist, ich sehe mich als Pierre, der ein Ziel hat, ich will Leute animieren, motivieren, dass die auch deren Ziele erreichen können. Mir ist aber auch wichtig, dass ich neben dem ganzen Modeln, ich immer wieder Themen anspreche, die jetzt nicht so häufig angesprochen werden."


Ich hab bei der Sendung GNTM viele Sachen von mir gar nicht preisgegeben...

Pierre

Pierre: "Zum Beispiel Therapie habe ich mal angesprochen das ist mir auch ganz wichtig, dass auch solche Themen dann Platz finden. Ich hab bei der Sendung GNTM viele Sachen von mir gar nicht preisgegeben, also eine Person hat zwar mein "Ich" gekannt wie ich bei GNTM war, weiß aber nicht von wo ich komme, wie es mir in der Vergangenheit ging. Ich bin nicht der Mensch, der mit negativen Erfahrungen zu einer Sendung geht und dadurch sich dann irgendwie dort einen Namen machen will. Ich war in Therapie, das habe ich dann nach der Show Preis gegeben und ich denke, dass viele einfach das Gefühl haben, man kommt sich blöd vor, wenn man in Therapie geht, man sei verrückt, man würde etwas Falsches tun und ich bin der Meinung, dass es nicht so ist."

Mir ist wichtig, dass die Leute checken, dass es nichts Schlimmes ist, es ist was ganz Normales.

Pierre über Therapie

Redakteurin: Therapie scheint ein Tabu für viele zu sein?

Pierre: "Ja, ich finde auch, dass man Tabus brechen muss. Ich habe mich auch lange gewehrt, in Therapie zu gehen, meine Mutter und ich haben schon immer wieder darüber geredet, weil als ich 14 war, mein Cousin gestorben ist. Das war damals ein sehr, sehr komischer und schlimmer Moment. Es war kein normaler Sterbegrund, sondern es war aufgrund anderer Menschen, die ihn geschlagen haben. Selbst da hab ich mich noch gewehrt, in Therapie zu gehen.
Wenn ich wahrscheinlich schon früher in Therapie gegangen wäre, hätte ich das vielleicht auch schneller verarbeiten können oder es würde mich nicht bis zu einem bestimmten Punkt beeinträchtigen. Ich glaub Therapie kann jeder mal probieren, man sagt auch so schön, man soll auch in Therapie gehen, wenn es einem gut geht."

Ich will, wenn ich vom Leben gehe, ein guter Mensch gewesen sein.

Pierre

Pierre: "Ich war ja auch in Therapie, weil ich mal so den Gedanken hatte, bin ich ein guter Mensch oder kein guter Mensch? Ich will, wenn ich vom Leben gehe, ein guter Mensch gewesen sein und wenn man schon eine Stimme hat im öffentlichen Bereich, dann kann man diese für was Gutes einsetzen, und das will ich auf jeden Fall immer wieder machen. Ich werde früher oder später immer mehr von mir preisgeben. Und früher oder später werde ich immer mehr verschiedenen Leuten damit eventuell helfen können."

Ich sag auch, Blut ist nicht dicker als Wasser..

Pierre über seine Familie

Redakteurin: Was treibt dich voran?

Pierre: "Was mich vorantreibt, ist wahrscheinlich einerseits mein Ziel, dass ich international als Model durchstarten will, andererseits wahrscheinlich auch meine Mutter. Ich war ja letzte Woche in Paris auf der Fashion Week. Und da hab ich meiner Mutter, noch bevor ich den Job bekommen hab, gesagt OK, komm nach Paris, ich hab die Chance, dass ich da laufe. Meine Mutter ist direkt nach Paris gekommen. Und dann hab ich den Job auch bekommen und meine Mutter hat zuschauen dürfen, das war schon sehr einmalig."

Redakteurin: Du würdest sagen deine Mutter ist dein Vorbild, dein "Rock"?

Pierre: "Ja, meine Mama ist ein Vorbild, aber auch mein Papa, der ist auch ein Vorbild, der mich schon zu der Person gemacht hat, die ich jetzt bin. Ich kenne zum Beispiel meinen echten Papa quasi gar nicht und dann hat sich eine Person in meinem Leben wieder eingefunden, die mein Papa jetzt ist und diese Person, also mein Vater, hat mich dann auch sehr, sehr, sehr, sehr gut erzogen, würde ich sagen.

Ich bin viele Risiken eingegangen, diesen Weg einzuschlagen

Pierre über seinen Weg als Model

Redakteurin: Willst du also deine Eltern stolz machen?

Pierre: "Ich will vor allem jetzt mich stolz machen, das ist mir schon sehr wichtig. Ich bin viele Risiken eingegangen, diesen Weg einzuschlagen, ich habe gekündigt und ich hab jetzt nicht so extrem viel Geld auf der Seite, dass ich sagen kann es war easy, sondern es ist jetzt schon ein Kampf da zu überleben, aber irgendwie interessiert mich das nicht, weil Geld spielt ja auch nicht die größte Rolle im Leben, sondern die Leidenschaft, und mit der Leidenschaft kommt irgendwann das Geld."

Redakteurin: Nach dem "Germany's Next Topmodel" Finale hast du also nicht gesagt - Jogginghose, Pizza und ich chill mal jetzt ein paar Wochen, sondern es ging eigentlich sofort weiter bei dir?

Pierre: "Ich habe keine Zeit zum Chillen. Es ist ein Kampf gegen die Zeit. Ich kann mich nicht hinsetzen und einfach nichts machen, deshalb fliege ich nächste Woche nach Berlin, da lass ich mich noch mal teachen, um meinen Walk einfach noch mal etwas besser zu machen. Ich will einfach ein internationales Model sein. Wenn mich jetzt Leute auf der Straße erkennen, es ist immer "Oh Pierre von GNTM", also es ist sehr schön und die sind alle immer sehr nett, muss ich sagen. Aber ich will, dass wenn mich jemand erkennt - das ist aber nicht möglich in naher Zukunft aber in ferner Zukunft - "hey, das ist Pierre, der für diese Show gelaufen ist und für diese Marke gemodelt hat...".

Redakteurin: Welche wäre deine Traummarke?

Pierre: "Da gibt es bestimmt mehrere, ich glaube, Dolce & Gabbana, dann Hugo Boss natürlich, diese eleganteren Marken würde ich jetzt mal sagen. Ich hab auch mal Bock, so einen Parfüm Werbespot zu drehen. Mein Lieblingswerbespot? Das ist der von Johnny Depp mit dem Prada Duft."

Ich hör' so oft auf der Straße, dass die Leute mir so gern den Sieg gegönnt hätten, und das kann ich nicht mehr hören...

Pierre über Begegnungen

Redakteurin: War es für dich enttäuschend, 'nur' Platz zwei erreicht zu haben?

Pierre: "Ja, also ich bin sehr froh, Zweiter geworden zu sein, ich bin sogar ehrlich gesagt sehr sehr froh darüber, weil es mir darum geht, international zu werden. Und mir geht es ja auch darum, einfach als Pierre das Model durchzustarten, nicht als Pierre von GNTM. Das ist als Zweitplatzierter glaub ich bisschen leichter, weil du als Erstplatzierter doch diesen stärkeren Stempel noch hast. Ich bin sehr glücklich darüber, ich bin unnormal, glücklich darüber. Ich bin Zweiter geworden, ich bin ohne Erfahrung dahin gekommen. Hab es als zweiter Platz dahin geschafft, hab eine Leidenschaft für mich gefunden, hab Leute kennengelernt, die ich sehr mag."

"Und was ich aber schon sagen muss ich hör so oft auf der Straße oder sonst wo, dass die Leute mir so gern den Sieg gegönnt hätten ... ich sag' dann immer, es ist voll OK, ich freu' mich über den zweiten und ja, ich freu mich ehrlich gesagt sogar mehr auf den Weg jetzt. Ich freu' mich viel mehr darauf, was ich jetzt erreichen kann."

Wenn man erfolgreich sein will, muss man einen gewissen Hunger haben,

Pierre über den Weg zum Erfolg

Redakteurin: Was ist dein persönliches Erfolgsrezept?

Pierre: "Ich denke wenn man erfolgreich sein will, muss man einen gewissen Hunger haben, der dich dahin zieht, der dich dorthin drängt. Wenn du diesen Hunger nicht hast für diesen Erfolg, den du haben willst, dann wird's schwer. Erfolgsrezepte gibt es nicht, also das macht ja jeder anders. Ich kann nur für mich sprechen, ich hab den Hunger in mir."

Ich will als Pierre das Model erkannt werden, nicht als Pierre von der Show

Pierre

Redakteurin: Was empfiehlst du Nachwuchsmodels, die durchstarten wollen?

Pierre: "Ja, ich empfehle neuen Leuten, die vielleicht zur Show gehen oder als Model durchstarten wollen: einfach mal zu machen, einfach mal zu beginnen, sich für nichts schämen. Und wenn ihr selbstbewusst etwas macht, dann sieht es auch für uns Außenstehende selbstbewusst aus."

...ich bin ewig dankbar für diese Show. Ich bin Heidi Klum vor allem sehr dankbar.

Pierre über seine Erfahrung bei GNTM

Redakteurin: Würdest du noch einmal bei GNTM mitmachen?

Pierre: "Ja, ich würde es noch mal machen. Ich sage zwar, ich will als Pierre das Model erkannt werden, nicht als Pierre von der Show, aber ich bin ewig dankbar für diese Show. Ich bin Heidi Klum vor allem sehr dankbar. Durch Heidi bin ich ja dort hin gekommen, wo ich jetzt bin, weil sie ein Potenzial gesehen hat in mir und auch viele andere Gastgeber, die dort waren, haben ein Potenzial gesehen in mir und durch diese ganzen Menschen, die ich da kennenlernen durfte, bin ich da, wo ich bin. Ich würde diese Show noch mal machen und noch mal und noch mal, also ich ich bin sehr dankbar, ich bin wirklich sehr, sehr dankbar, aber jetzt muss ich an mich denken."

Redakteurin: Ist Heidi Klum ein Vorbild für dich?

Pierre: "Ja, ich find Heidi ist ein riesen Vorbild, weil sie ist für mich einfach eine Person, die diesen Hunger hatte, als sie jung war. Sie wollte es unbedingt und ihr war ganz egal, was andere Menschen sagen, sie wollte es. Und das finde ich so krass an ihr und wenn man sich ihre Timeline anschaut, was sie sich erarbeitet hat, ist crazy."

Sehr wenige Leute haben an mich geglaubt.

Pierre über die Vergangenheit

Redakteurin: Zum Abschluss, hast du noch ein Motto?

Pierre: "Ich hab kein Motto, aber ich muss sagen, ich hab ja die Sendung verfolgt und als ich in den ersten Folgen zu sehen war, war ich ja sehr schlecht und ich hab mir die Kommentare da immer durchgelesen und sehr wenig Leute haben an mich geglaubt. Sehr wenige Leute haben geschrieben, der kann was werden."

"Ich will den Leuten zeigen, man soll einfach weitermachen. Man soll sich nichts sagen lassen und schämt euch für nichts, macht weiter, irgendwann schweift das um. Irgendwann überzeugt man die Leute und das Wichtigste ist aber, dass ihr euch selber von Anfang an überzeugt habt und an euch glaubt."

Redakteurin: Danke für das sehr schöne Gespräch!

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