Romanverfilmung von 2015

"Er ist wieder da": Das verwirrende Ende der Adolf-Hitler-Satire

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von teleschau

"Böses" Erwachen: Adolf Hitler (Oliver Masucci) kommt im Jahr 2014 zu sich. Die Eröffnungsszene des Films "Er ist wieder da".

Bild: ProSieben / 2015 Constantin Film Verleih GmbH


Wie ist es, wenn Adolf Hitler leibhaftig und putzmunter im Jahr 2014 erwacht? Der Roman "Er ist wieder da" widmet sich dem Thema. Die Verfilmung läuft heute im Fernsehen - und hat ein anderes Ende als die Vorlage. Warum das so ist, liest du hier.


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Er liegt im Gestrüpp eines Berliner Hinterhofs. Um ihn herum Rauch und verkohltes Laub, ansonsten ist er nahezu unversehrt. "Er" ist Adolf Hitler. Und er ist wieder da. So beginnt die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Timur Vermes. Knapp 70 Jahre nach ihrem Suizid im "Führerbunker" erwacht eine der schrecklichsten Figuren der Menschheitsgeschichte - und hat keine Erinnerung, was sich zwischenzeitlich getan hat.

So weit stimmen Vorlage und Film überein. Im Verlauf und besonders am Schluss gehen sie jedoch getrennte Wege. Im Roman von 2011 wird der erwachte Diktator am Ende immer noch von allen für eine Satirefigur gehalten. Sich selbst auf dem Weg zurück zur Macht wähnend, wird er nach wie vor mehr als Popstar denn als Politikum wahrgenommen.

"Damit kann man arbeiten": Das Schlusszitat aus verschiedenen Blickwinkeln

Der Satz "Damit kann man arbeiten" fällt in Buch und Film. Der Kontext ist jedoch auf der Leinwand deutlich krasser. Dort werden im Abspann Szenen von ausländerfeindlichen Aufmärschen sowie Reden rechtspopulistischer Politiker:innen wie der Französin Marine Le Pen oder dem Niederländer Geert Wilders gezeigt. Derweil lässt sich der Demagoge im Cabrio durch Berlin chauffieren. Und wird dabei immer wieder freundlich gegrüßt, sogar gefeiert. Nicht nur, aber auch.

Dazu lohnt sich ein Blick auf den zeitlichen Kontext: Der Roman erschien, wie erwähnt, 2011. Die Dreharbeiten zum Film begannen Ende Oktober 2014. In der Zeit machte nicht nur die 2013 gegründete AfD vermehrt auf sich aufmerksam. Es kam in Dresden auch zu den ersten "Pegida"-Demonstrationen.

Die Dreharbeiten hätten sein Deutschlandbild verändert, erklärte Regisseur David Wnendt 2015 im "Stern". Dass man mit "Adolf Hitler" Selfies machen wolle, sei schlimm genug. "Aber ich fand noch schlimmer, wie weit das Interesse an ihm verbreitet ist, wie viele Leute mit Hitler etwas anfangen konnten und mit den Sachen, die er zu sagen hat."

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"Er ist wieder da": Interpretation statt Verfilmung

Das Team um Wnendt sowie die Produzenten Martin Moszkowicz und Oliver Berben wollte von Anfang an keine "Buchverfilmung, sondern eine Buchinterpretation" drehen. Dazu fügte der Regisseur bewusst auch Szenen ein, in denen der als Hitler verkleidete Darsteller Oliver Masucci in die Öffentlichkeit geht und Reaktionen normaler Bürger herausfordert. "Mit dieser Idee habe ich mich sozusagen um die Regie beworben. Ohne diese Herangehensweise hätte mich der Film nicht interessiert", so Wnendt im "Stern".

In einem Interview mit "Die Welt" fügt er hinzu: "Ich wollte über die Figur Hitler etwas über uns Deutsche im Jahr 2015 erzählen." Nur sehr wenige Menschen hätten sich über die Figur des Diktators auf einem öffentlichen Marktplatz empört.

Auch im Jahr 2025 hält uns dieser Film einen Spiegel vor. Das macht ihn so sehenswert. "Er ist wieder da" läuft heute, 21. Oktober, um 20:15 Uhr auf Kabel Eins. Aktuell ist er zudem rund um die Uhr im kostenlosen Stream auf Joyn abrufbar.


"Er ist wieder da" heute Abend um 20:15 Uhr auf Kabel Eins anschauen


Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.

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