"Der Schlächter von Plainfield"
True-Crime-Wahnsinn: Hatte der grausame Serienmörder Ed Gein wirklich eine Freundin?
Aktualisiert:
von Nicola SchillerIn der Serie "Monster" führen Ed Gein (Charlie Hunnam) und Adeline Watkins (Suzanna Son) eine außergewöhnliche Beziehung. Hat es diese Romanze wirklich gegeben?
Bild: picture alliance / Everett Collection | ©Netflix/Courtesy Everett Collection; IMAGO / United Archives International
Ryan Murphy hat mit dem Kannibalen Jeffrey Dahmer und dem furchtbaren Elternmord der Menendez-Brüder in der Serie "Monster" schon zwei spannende True-Crime-Fälle behandelt. In Staffel 3 steht Ed Gein im Fokus, der selbst hartgesottene True-Crime-Fans erschaudern lässt. Fans fragen sich, ob der Mörder wirklich eine Freundin hatte.
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Der "Schlächter von Plainfield": Wer war Ed Gein?
Edward Theodore Gein, geboren 1906 in Wisconsin, ist kein Serienmörder im klassischen Sinne. Nachgewiesen wurden ihm lediglich zwei Morde. Das, was ihn zu einer der unheimlichsten Figuren der Kriminalgeschichte macht, ist nicht die Anzahl seiner Opfer, sondern die Art und Weise und die unvorstellbare Grausamkeit seiner Taten.
Der später als "Schlächter von Plainfield" bekannt gewordene Ed war schon als Kind fasziniert von Anatomie und Geschichten über Kannibalismus. Auf der elterlichen Farm genoss er es, beim Schlachten der Schweine zuzusehen.
Ed Gein in "American Horror Story"
Hatte Ed Gein wirklich eine Freundin?
In der neuen Serie "Monster: The Ed Gein Story" geht es neben den grauenvollen Taten auch viel um das Privatleben und die Psyche des Serienmörders. Vor allem seine romantische Beziehung zur 20-jährigen Adeline Watkins spielt eine große Rolle. Wie realitätsnah ist die Beziehung aus der Serie?
Ja, Adeline Watkins gab es wirklich. Sie war für mehr als 20 Jahre Teil von Ed Geins Leben. Der Zeitung "Minneapolis Tribune" erzählte sie 1957 in einem Interview, dass Ed stets "gut und freundlich und liebenswert" gewesen wäre. Auch ihre Mutter beschrieb ihn als "liebenswürdigen, höflichen Mann". Nach ihren Verabredungen sollte er Adeline immer um 22 Uhr wieder nach Hause bringen - eine Regel, die er nie gebrochen haben soll.
Übrigens ist auch die Verlobung wirklich passiert. Am 6. Februar 1955 haben die beiden ihr letztes Date gehabt. An diesem Abend soll Gein ihr einen Antrag gemacht haben: "Nicht mit so vielen Worten, aber ich wusste, was er meinte". Ob die Frage aller Fragen wirklich auf einem nächtlichen Friedhof gestellt wurde, darf bezweifelt werden.
Anders als in der Serie lehnte Adeline den Antrag jedoch ab: "Nicht, weil mit ihm etwas nicht stimmte. Es war etwas mit mir nicht in Ordnung. Ich schätze, ich hatte Angst, ich würde nicht dem gerecht werden können, was er von mir erwartete".
Auch nachdem Ed Geins Taten an das Licht der Öffentlichkeit gekommen waren, blieb Watkins bei ihrer Meinung zu ihm:
Ich liebte ihn und tue es immer noch.
Dann kam jedoch der Sinneswandel. Etwa zwei Wochen nach einem großen Zeitungsartikel im "Wisconsin State Journal" zu Ed Gein widerruft Adeline Watkins plötzlich ihre bisherigen Aussagen. Eine 20-jährige Romanze hätte es so nie gegeben. Zwar will sie Gein über zwei Dekaden gekannt haben, ihre romantische Beziehung habe aber weniger als ein Jahr angehalten. Auch die Aussagen, er sei stets lieb und nett gewesen, will sie so nie gesagt haben.
Ed Gein selbst sprach sich nie öffentlich über Adeline Watkins.
Lampenschirme aus Menschenhaut: Die makabre Welt des Ed Gein
Seine Kindheit und Jugend war geprägt von Gewalt und fragwürdigen Erziehungsmethoden. Sein Vater war Alkoholiker, seine Mutter eine fanatische Christin. Mutter Augusta war stets darauf bedacht, die Außenwelt für Ed und seinen älteren Bruder Henry als sündhaft und verdorben darzustellen. Sie verurteilte Frauen als "Flittchen" und "Werkzeuge des Teufels", was Eds Weltbild langhaltig prägen sollte. Im Jahr 1944 starb Henry auf mysteriöse Weise. Bis heute gibt es viele Spekulationen, ob sein Bruder nicht das erste Opfer von Ed Gein war.
Nach Augustas Tod verlor er jeglichen Bezug zur Realität und versank in einer bizarren Welt des Wahnsinns. Als Erwachsener plünderte er Gräber von Frauen, die seiner verstorbenen Mutter ähnelten. Aus den exhumierten Leichenteilen fertigte er makabre "Kunstwerke" und Alltagsgegenstände an. Dazu gehörten unter anderem Lampenschirme oder Polster aus menschlicher Haut und Schüsseln aus Schädeln.
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Ed Gein: Ein Mörder, der die Filmwelt inspirierte
Seine verstörenden Taten haben nicht nur die Kriminalgeschichte geprägt, sondern auch die Filmwelt nachhaltig beeinflusst. Viele Autor:innen und Filmemacher:innen waren fasziniert vom "Schlächter von Plainfield". Die Folge: Unvergessliche Horrorfiguren und -filme, inspiriert von Ed Gein, seinem Leben und seinen Taten.
Alfred Hitchcocks "Psycho" (1960): Norman Bates und seine bizarre Beziehung zu seiner Mutter erinnern stark an Ed Gein.
Wie Ed trägt auch Leatherface, der Protagonist aus "The Texas Chain Saw Massacre" (1974), eine Maske aus menschlicher Haut.
Auch der psychopathische Killer Buffalo Bill aus "Das Schweigen der Lämmer" (1991) ist unter anderem an Ed Gein angelehnt. Im Film und Buch bastelt der seltsame Eigenbrötler an einem Anzug aus menschlichen Überresten.
Faszination des Schreckens
Ob Ryan Murphys kommende Staffel von "Monster" neue Einblicke in die Psyche dieses Mannes geben wird, bleibt abzuwarten, doch eines ist sicher: Der Name Ed Gein wird weiterhin für Entsetzen und Faszination sorgen und als mahnendes Beispiel dafür dienen, wie tief menschliche Abgründe reichen können.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.
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