"Tatort"-Schauspielerin Karin Hanczewski über ihr Outing: "Kein leichter Weg"

Zwischen 2016 und 2025 stand sie in 18 Fällen als Oberkommissarin im "Tatort" vor der Kamera – ihre bislang größte Rolle. Dabei musste Karin Hanczewski lange auf den Durchbruch warten: Erst 2009 kam ihre Karriere ins Rollen, ausgerechnet mit einer Nebenrolle im "Tatort".

Im Interview mit "Bunte" sprach Karin Hanczewski nun darüber, wie sie für ihren Schauspieltraum kämpfen musste und wie sich ihr Coming-out auf ihre Karriere auswirkte. "Es war kein leichter Weg", verriet sie.

Ihre Eltern wollten, dass Karin Hanczewski Anwältin wird

Wäre es nach ihren polnischen Eltern gegangen, wäre Hanczewski nicht Schauspielerin, sondern Anwältin geworden. Sie habe das Studium nur den Eltern zuliebe begonnen, aber: "Ich habe schnell gemerkt, dass Jura nichts für mich ist." Sie entschied sich, ihren eigenen Weg zu verfolgen, und schrieb sich am Europäischen Theaterinstitut in Berlin ein. Lange stand sie auf der Theaterbühne, aber: "Eigentlich wollte ich immer zum Film."

Das war jedoch nicht so leicht. "Ich habe lange versucht, einen Fuß in die Branche zu bekommen. Kurzfilme oder Studentenfilme ohne Budget gedreht, viele Castings gemacht, alle möglichen Jobs angenommen - von Pizza ausfahren bis hin zum Putzen -, um mich über Wasser zu halten", berichtete Hanczewski offen über die Anfangszeit, die reich an Rückschlägen gewesen sei: "Es macht was mit dir, wenn du einen Traum verfolgst oder eine starke Sehnsucht hast und immer wieder Absagen bekommst. Das war eine harte Zeit."

Das Happy End kam in den Ferien: "Ich werde nie vergessen, wie mich meine Agentin im Urlaub anrief und sagte: Du bist 'Tatort'-Kommissarin!"

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Karin Hanczewski: "Anfangs wurden mir nur lesbische Rollen angeboten"

2021 outete sich im Rahmen der von ihr mitinitiierten Aktion ActOut, an der sich 185 Schauspieler:innen beteiligten, als lesbisch. Wie Hanczewski im "Bunte"-Interview erzählte, hatte sie sich mit 27 erstmals in eine Frau verliebt.

Das Coming-out hatte direkte Auswirkungen auf die Rollenangebote. "Anfangs wurden mir nur lesbische Rollen angeboten. Es gab eine Zeit der Verunsicherung. Aber das war ein Missverständnis, denn es geht ja nicht um eine Partnerwahl, sondern um eine Besetzung im Film." Dass es in den Redaktionen viel zu lange Vorbehalte gegeben habe, dass ein queerer Mensch keine unqueere Rolle spielen könne, halte sie für "kompletten Nonsens". "Man glaubt mir doch auch, dass ich eine Ärztin bin, wenn ich eine spiele, ohne Medizin studiert zu haben."

Gerade schloss sich der Kreis. Denn in der Streaming-Serie "Call My Agent: Berlin" spielt sie tatsächlich die lesbische Schauspielagentin Sascha. "Ich mag an dieser Figur, dass sie so temperamentvoll ist und dabei so viel Humor hat. Vor allem aber, wie frei sie und auch die Serie mit ihrem Lesbisch-Sein umgeht. Meistens wird die sexuelle Orientierung im Fernsehen ja problematisiert oder es geht ums Coming-out, das ist hier nicht so", beteuerte Hanczewski.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.de ('Behind the Screens' Deutschland) veröffentlicht.