Zu Tode getrampelt

"True Stories: Massenpanik – Die Tragödie von Südkorea" - wenn die Luft zum Atmen fehlt

Aktualisiert:

von Luna B.

Die Student:innen wollten einen Abend in einer Bar verbringen - mit fatalen Folgen.

Bild: ORF


Was eigentlich ein von Feierlaune gezeichneter Ausgehabend in Hinblick auf das bevorstehende Halloweenfest sein hätte sollen, endet in einer Tragödie. In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2022 verlieren 159 Menschen in Seoul, Südkorea in einer Massenpanik ihr Leben. Der ORF dokumentiert in seiner True-Crime-Reihe "True Stories" die Geschehnisse jenes tragischen Abends.

In Vorbereitung auf Halloween

Bereits zum 3. Mal jährt sich heuer das tödliche Massenunglück von Seoul, dass 2022 unzählige Menschenleben fordert. Eine zweiteilige ORF-Doku beschäftigt sich mit den Abläufen des Unglücks und begibt sich auf die Suche nach der Ursache. Auch Zeug:innen, die das Geschehen überlebt haben, kommen zu Wort und schildern ihre Sicht der Ereignisse. Schauplatz ist eine schmale Gasse im bekannten Ausgehviertel Itaewon, in dem seit den frühen 2000er Jahren jährlich große Halloweenfeierlichkeiten stattfinden. Anfangs folgen ihre Bräuche einem US-amerikanischen Vorbild, mittlerweile finden auch viele heimische Ideen und Traditionen ihren Platz. Das Fest erfreut sich über die Jahre hinweg zunehmender Popularität und erreicht 2017 mit einer stolzen Teilnehmer:innenanzahl von 200.000 Personen ihren Höhepunkt. Damit zählt das Fest zu einer der größten, inoffiziellen Veranstaltungen in Seoul.

Während der Corona-Pandemie kann die Feier nur unter Einhaltung gewisser Auflagen stattfinden, weshalb im Jahr 2022 – erstmalig wieder ohne Beschränkungen – bereits im Vorfeld vor einer hohen Teilnehmer:innenanzahl und möglichen Gefahrensituationen gewarnt wird. Dennoch sind an diesem Tag verhältnismäßig wenig uniformierte Polizeibeamt:innen bei der Parade im Einsatz. Stattdessen wird ein Großteil für einen regierungskritischen Protest, der am selben Tag stattfindet, beordert.

Die meisten Opfer sind junge Menschen wie unsere Söhne und Töchter, was die Sache noch trauriger macht.

Oh Se-hoon, Bürgermeister Seoul

Wer hat Schuld?

Ermittlungen zufolge ist es eine Kombination an Faktoren, die zu dem verheerenden Ausmaß der Katastrophe führt. Dazu zählen fehlende Sicherheitsvorkehrungen, Versäumnisse sowie eine verspätete Weitergabe von Informationen. Der genaue chronologische Ablauf kann heute leider nicht mehr rekonstruiert werden, dennoch soll die Gasse, in der es zu dem Unglück kommt, bereits gegen 18:30 Uhr komplett überfüllt gewesen sein. Der Kollaps folgt beinahe 4 Stunden später, als erste Personen stürzen und infolge eines Dominoeffekts immer mehr Menschen mitreißen. Es kommt zu einem wellenartigen Kontrollverlust der Menge. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich im Schnitt 10-11 Personen auf einem Quadratmeter. Zur Einordnung: Experten zufolge wird es ab einer Dichte von 5 Menschen auf dieser Fläche gefährlich. Videoauswertungen zeigen eingequetschte Menschen, teilweise atmungs- als auch bewegungsunfähig. Weder kann adäquate "crowd control" gewährleistet werden, noch erreicht Betroffene Hilfe. Stattdessen strömen weiterhin Menschen in die Gasse, was einer verzögerten Absperrung zugrunde liegt.


Nachwirken

Als die Rettungskräfte eintreffen, erwartet sie eine so große Anzahl regungsloser Personen, dass Passanten für Wiederbelebungsversuche hinzugezogen werden müssen und in Folge triagiert wird. 158 Personen verlieren in jener Nacht ihr Leben, 196 werden verletzt. Ein Überlebender begeht noch im selben Jahr Suizid, er muss den Tod seiner beiden Freunde miterleben. Die offizielle Todesanzahl steigt somit auf 159 Personen. Auch Jahre später leiden viele Überlebende und Hinterbliebene an den Folgen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Anders als bei anderen Massenkatastrophen kann hier kein Veranstalter zur Verantwortung gezogen werden. Es ist eine Tragödie, die nicht passieren hätte dürfen. Was bleibt, ist die Frage nach dem Warum.

Erfahre mehr über das tragische Unglück und schalte Donnerstag um 21:07 ein, live im ORF1 - Stream auf Joyn, und sieh dir die Doku an.


"True Stories: Massenpanik – Die Tragödie von Südkorea" - wenn Atmen unmöglich wird