Begeisterung seit Jahrzehnten

Medien-Phänomen "Tatort": Woher kommt die Faszination?

Aktualisiert:

von Luna B.

Horst Lettenmayers Augen im "Tatort-Vorspann

Bild: imago/teutopress


Der Sonntagabend gehört dem "Tatort": Kaum eine Hauptabendsendung kann auf eine so langjährige Zuschauer:innenbindung zurückblicken, wie das Prime-Time-Highlight am Sonntagabend. Der "Tatort" ist nicht nur eine der erfolgreichsten Krimi-Sendungen im deutschsprachigen Raum, sondern hat mit den Jahren wahrhaftigen Kult-Status erreicht. Doch was macht den "Tatort" so besonders?


Grenzenlose Produktion

Was 1970 als Kriminalfilm-Reihe in Deutschland beginnt, holt heute wöchentlich Millionen Zuschauer:innen im DACH-Raum vor die Bildschirme. Mittlerweile hat sich die Serie in eine über die Grenzen hinausgehende Gemeinschaftsproduktion mit dem ARD, ORF und SRF etabliert, bei der jährlich an die 35 Folgen produziert werden. Erst im Oktober diesen Jahres wurde dabei die 1300-Folgen-Marke überschritten. Und es scheint kein Ende in Sicht.

Fall-Auflösungsquote 100%

Das Konzept dahinter: Simpel aber gut. Hinter jedem Film steckt eine in sich abgeschlossene Handlung, die nach einem klassischen Handlungsschema verfährt: Ein Mord geschieht, es wird ermittelt, die Ermittler stehen vor einem Rätsel, dann noch einige zusätzliche Verwirrungen, bevor der Fall erfolgreich gelöst wird. Sind die Verbrechen vorhersehbar? Bestimmt, aber genau das macht sie mitunter so attraktiv für das Publikum. Denn während diese wiederkehrenden Fälle inzwischen thematisch fast wie Begleitmaterial erscheinen, fungiert der "Tatort" viel mehr als Momentaufnahme der aktuellen globalen und gesellschaftlichen Geschehnisse. Was in der Welt geschieht, bewegt also auch den "Tatort" - dementsprechend hat sich das Narrativ seit der Erstausstrahlung in den 70er Jahren verändert.


Quotenhit & Wohlfühlort

Ist es der Ausklang des Wochenendes, sind es die wiederkehrenden Protagonisten, ist es der Regionalbezug oder gar das Gefühl Heimzukommen? All diese und viele weitere Faktoren resultieren in dem Phänomen Tatort, das über 50 Jahre nach seiner Erstausstrahlung noch immer neue Fans gewinnt und alte hält. Das zeigen vor allem die Quoten: Nicht selten kratzen die Zuschauer:innenzahlen an der 10 Millionen-Marke. Schließlich lieben nicht nur die Deutschen ihren Tatort, auch hierzulande stößt der Krimi auf Begeisterung.

Sonntagsritual Tatort

Aber wie kann ein längst überholtes Format im Vergleich mit groß budgetierten, amerikanischen Performern weiterhin mithalten? Die Antwort liegt auf der Hand. Menschen mögen Rituale und pflegen Gewohnheiten - und führen diese auch gerne in Gesellschaft aus. Wiederkehrende Muster und Abläufe, wie es beim "Tatort" der Fall ist, begünstigen diesen Wohlfühlfaktor. Diverse Lokalitäten haben das erkannt und bieten (auch mit wirtschaftlicher Motivation) ein sonntägliches "Public Viewing" an.


Letzte Folge verpasst? Die Episode gibt's hier im ORF 2 - Stream auf Joyn


"Tatort: Licht" - Folge vom 30.11.2025

Sechs Jahre nach dem Verschwinden von ihrem Mann und Tochter Viktoria nimmt Anna Reiter die Suche nach ihrer Familie mit einer Belohnung wieder auf. Im Zuge der Fahndung trifft sie auf den Obdachlosen Otto, der im Zusammenhang mit dem Fall steht. Ermittlungen führen die Polizei zu einer Sekte, deren Mitglieder angeben, sich vom Sonnenlicht "zu ernähren" und jegliche medizinische Behandlung verweigern. Weiters stellt sich heraus, dass Vater und Tochter sich dieser Sekte angeschlossen haben - wie es um den Verbleib der beiden steht, bleibt zunächst offen. Können die beiden gefunden werden?


Neues "Tatort"-Duo aus Österreich

Die Tatort-Ermittlerfamilie bekommt Zuwachs: Künftig werden Laurence Rupp und Miriam Fussenegger die Ermittlungen tatkräftig mit ihrem Spürsinn unterstützen. Als Halbgeschwister treten die beiden ab 2027 in die Fußstapfen von Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer, die bis dato in 40 "Tatort"-Folgen zu sehen waren. Der Drehstart ist für das Frühjahr 2026 angesetzt - dann beginnt mit der neuen Generation "Tatort" ein vollkommen neues Kapitel.

Der nächste Sonntag kommt bestimmt

Sonntags zur Hauptabendzeit wird "Tatort" geschaut, so einfach ist das. So haben es die Generationen vor uns gemacht, und so werden es auch jene, die folgen, handhaben. Du weißt daher Bescheid, was es heißt, wenn wieder die ikonische Titelmelodie erklingt...

Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf Joyn.at ('Behind the Screens' Österreich) veröffentlicht.


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